MOBBING: Kind wird als „BEKLOPPT“ abgestempelt– Arzt schüttelt nur den Kopf (Teil 2)

9. Juni 2019
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Schlägerei, Verleumdung, Ausgrenzung – Mobbing ist kein neues Problem. Aber es hat sich an Schulen in den vergangenen Jahren rasant verschärft, so schätzen es Experten ein. Die Schulleitungen reden das Thema lieber klein, um den Ruf nicht zu gefährden.

Auch um die Schulzendorfer Grundschule von Frank Freese macht dieses Kesseltreiben offenbar keinen Bogen. 

Der Schulzendorfer wird in mehreren Folgen über Fälle von Mobbing berichten. Alle Namen sind in den Beiträgen zum Schutz von Kindern und Eltern geändert. Der Redaktion sind sie bekannt.

Nele – Die „Bekloppte“?

„Du gehörst in die Geschlossene!“ – So soll eine Klassenlehrerin Nele begegnet sein, berichtet die Mutter. Hilflosigkeit und Überforderung der Lehrerin blicken aus diesem Anwurf heraus.

Nele soll ständig gegen allgemeine Regeln des Zusammenlebens in der Schule verstoßen haben. Das jedenfalls wirft Direktor Freese dem Kind vor. So hatte das Mädchen oft zu Beginn des Unterrichts seine Arbeitsmaterialien nicht am Platz. Beim Wechsel von Unterrichtsräumen blieb es gelegentlich länger im Unterrichtsraum als seine Mitschüler und kam dann zu spät zum Unterricht. Manchmal spielte oder malte Nele im Unterricht.

Mobbing ist an der Grundschule Schulzendorf wohl doch ein Problem. (Foto/Symbolbild: mwBild)
Mobbing ist an der Grundschule Schulzendorf wohl doch ein Problem. (Foto/Symbolbild: mwBild)

Alles Gründe, die den Schuldirektor zu Neles „Strafversetzung“ in die Parallelklasse veranlassten. Das Kind und seine Eltern wurden vor dieser Zwangsmaßnahme nicht angehört. 

Was haben Schuldirektor Freese und die Lehrer getan, damit Nele nicht gegen Regeln verstößt, nicht im Unterricht spielt und nicht malt?

Schulinspektion zeigt Missstände auf

Im Februar 2019 inspizierten speziell ausgebildete Lehrkräfte die Grundschule. Sie schauten sich Daten und Dokumente der Schule an, besuchten sie mehrere Tage, nahmen am Unterricht teil, führten Interviews mit Schülern, Eltern und Lehrern. Am Ende erfolgte eine Bewertung der Schulqualität. Doch bis heute wird der Schlussbericht vor der Öffentlichkeit geheim gehalten. Warum?

Weil die Bewertung der Schule nur „durchschnittlich“ ausgefallen ist, wie kürzlich Bürgermeister Mücke (SPD – nominiert) bestätigte?

Bereits im Jahr 2015 deckte ein Inspektionsbericht Schwächen in der Schulleitung und bei Lehrern auf.

Die Prüfkommission bewertete die „Berücksichtigung individueller Lernvoraussetzungen“ im Qualitätsbereich „Lehren und Lernen – Unterricht“ nach Unterrichtsbeobachtungen nur mit 1,67 Punkten! Damit lag die Bewertung in der Kategorie 1 (bis 1,75 Punkte), die von den Experten mit „überwiegend schwach“ bezeichnet wird. 

Die „Förderung individueller Lernvoraussetzungen“ wurde mit 2,11 Punkten bewertet, was in die Kategorie 2 (1,75 bis 2,75) fällt und als „eher schwach als stark“ gilt.

Die Evaluation der Unterrichtsqualität wurde mit „überwiegend schwach“ und die „Auswertung von Lernergebnissen“ mit „eher schwach als stark“ bewertet.

Auch im „Konstruktiven Umgang mit Schülerfehlern“ schnitten die Lehrer alles andere als überzeugend ab. Nur 2,63 Punkte („eher schwach als stark“) wurden ihnen von den Experten nach Unterrichtsbeobachtungen angerechnet.

Arzt über Nele: Das Kind ist völlig gesund

Dem Kind wurde der Stempel „verhaltensgestört“ aufgedrückt, sagt die Mutter. Sie erhebt schwere Vorwürfe: „Mein Kind wurde von der Schulleitung und gewissen Lehrern abgeurteilt und bis zum Burnout krankgemacht.“

Lehrer der Grundschule mahnten den Aufenthalt von Nele in einer Klinik an. Nach Ansicht der Pädagogen sei das notwendig, berichtet die Mutter. Weil die Ablehnung des Kindes in der Schule zunahm und Nele zusehends immer mehr litt, folgten die Eltern dem Ratschlag. Sie gaben ihre Tochter in eine Tagesklinik, wo ein ärztliches Gutachten zum Zustand des Kindes erstellt werden sollte. Ein Arzt untersuchte das Mädchen.

Ergebnis: Nele ist völlig gesund. Der Mediziner riet den Eltern, Nele zwingend in einer anderen Schule unterzubringen.

Im Schulamt Cottbus wollte sich keiner zu dem Fall äußern.

Das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg (MBJS), dem Neles Fall bekannt ist, zum Geschehen: „Im Rahmen der schulaufsichtlichen Prüfung des Vorganges konnte der Vorwurf des Mobbings durch Lehrkräfte nicht bestätigt werden.“

Bleibt eine letzte Frage: Welche Qualität hatte die „schulaufsichtlichen Prüfung“, wenn nicht einmal die Betroffenen, also Nele und ihre Eltern, vom Schulamt angehört wurden? Ganz offenbar eine mangelhafte.

14 Responses to MOBBING: Kind wird als „BEKLOPPT“ abgestempelt– Arzt schüttelt nur den Kopf (Teil 2)

  1. Karin Strunz
    14. Juni 2019 at 19:41

    Wen wundert es, dass Wittek mit Freese klüngeln soll?
    Hat doch der umsichtige Elternkonferenzvorsitzende die Auswertungsveranstaltung der Katastrophenevakuierung genau auf den Tag gelegt, an dem sich der Sozialausschuss mit der Evakuierung beschäftigte. Wittek hat sich gleich zweimal empfohlen.
    Dem Schulleiter, weil der der Einladung zum Sozialausschuss nicht folgen brauchte und der Bürgermeister konnte frohlocken, weil Wittek die Elternversammlung als geschlossene Veranstaltung deklarierte. Unberechtigter Weise!!!!
    So brauchte niemand erklären, wieso ein Schulleiter nicht den Alarmknopf drückt und sieben Kinder im Krankenhaus behandelt werden mussten. Und warum der Bürgermeister die Gefahr bagatellisierte.

    Wie vereint das Wittek eigentlich mit seinem Berufsethos? Transparenz sieht anders aus….

    Über Wittek`s Gründe kann nur spekuliert werden. Oder aber er äußert sich demnächst öffentlich. Das Podium steht ihm ja in Kürze zur Verfügung.

  2. Kati
    13. Juni 2019 at 16:18

    Wittek von der CDU soll mit Freese klüngeln. Solche Partei braucht niemand!!!

  3. Olli
    13. Juni 2019 at 14:15

    Was tun Tauche, Kolberg, Lübke, Körner? Sie müssen Stellung nehmen. Was tun sie? Schweigen?

  4. Whity Weißmann
    12. Juni 2019 at 21:41

    Vielleicht sollte man Carsten Stahl hier ins Boot holen? Der fährt gerade wunderbar auf das Thema Mobbing ab, zumal er sehr Medienprensent ist und eine höhere öffentliche Reichweite hat!

  5. B.Hartenstein
    11. Juni 2019 at 21:50

    @ Insider
    Wie kann man so denken. Ich meine, diese Phase der “Sippenhaft” sollten wir doch wirklich überwunden haben, nach 1933 und nach 1989. Wenn nicht, wäre die vielgerühmte Demokratie eine Farce. Unrecht zu dulden aus Angst vor Repressalien schafft die besten Voraussetzungen für eine Diktatur. Nein, so etwas muss öffentlich gemacht werden, angezeigt und den Betroffenen von der Gemeinschaft Unterstützung hierbei gewährt werden. Den betreffenden Pädagogen sollte man ihren Beruf aberkennen.
    Es ist widerlich, was in dieser Zeit an Kindern verbrochen wird, feige, sich an den Kleinsten zu vergreifen.

  6. BingeLaden
    11. Juni 2019 at 10:30

    Das ist ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Die neue Gemeindevertretung sollte Anzeige erstatten.

  7. Robin Hood
    10. Juni 2019 at 15:50

    Wo seid ihr KÄMPFER für die Rechte der Kinder?, Frau Mollenschott und Frau Tauche von den Linken, Herr Körner von den Grünen, Herr Kolberg von der CDU, Herr Lübke von der SPD ? Was tun sie konkret gegen derartige Vorgänge? Die Berichte lesen und auf Weiter im Internetbrowser klicken?

  8. Insider
    10. Juni 2019 at 13:06

    @B.Hartenstein: Viele hält der Gang zum Staatsanwalt ab. Sie fürchten jahrelange Gängeleien der Kinder in der Schule, Schwierigkeiten bei Behördenangelegenheiten.

  9. B.Hartenstein
    10. Juni 2019 at 09:11

    Was sich in dieser Schule abgespielt hat und sicher noch abspielt, hat nichts mehr mit lapidarem Fehlverhalten der Lehrkräfte zu tun. Das grenzt an eine Straftat zu Lasten von Schutzbefohlenen und sollte von den betroffenen Eltern schleunigst beim Staatsanwalt angezeigt werden. Reden scheint ja nicht mehr zu helfen und auch verantwortliche Ämter versagen auf voller Linie.
    Eine Schande für den Bürgermeister, Leiter des Sozialbereiches in der Gemeinde und auch für den bisherigen Ausschuss für Soziales in der Gemeindevertretung.

  10. Peter Siegert
    10. Juni 2019 at 06:11

    Danke Frau Noack, danke Schulzendorfer, dass dieses Drama an die Öffentlichkeit kommt. Wenn Bürgermeister Mücke Kenntnis von den Vorgängen hat, sollte die Einleitung einer Untersuchung der Vorgänge zu den ersten Handlungen der neuen Gemeindevertretung zählen. Angesichts dieser schweren Vorwürfe frage ich mich ernsthaft, wo leben wir eigentlich?

  11. Marina Noack
    9. Juni 2019 at 21:46

    Nicht mal das Ministerium nimmt das nachweislich Geschehene ernst, im Gegenteil, das Schulamt in Cottbus wird in Schutz genommen und die begrüßen sich mit Küsschen mit dem Schuldirektor der Grundschule…alles verschwippt und verschwägert. Da kratzt eine Krähe der anderen nicht die Augen aus. Und die Gemeinde/der saubere Herr Bürgermeister war ebenfalls über alles von den betroffenen Eltern informiert. Null Reaktion! Da sieht man mal, wie hier miteinander geklüngelt wird und alles schnell unter den Tisch gekehrt wird…auf Kosten von Kinderseelen! Gratulation zu solchen Machenschaften…abartig! Solange solche (Un)Menschen am Werk sind und das Ministerium weiterhin stillschweigend zuschaut und sich von den verlogenen Machthabern manipulieren lässt, wird sich nichts ändern, gar nichts!

  12. Cindy
    9. Juni 2019 at 20:48

    Ich kann es kaum glauben, dass es so etwas gibt. Wenn Kinder im Unterricht malen, scheint er langweilig zu sein.@Bine. Wittek soll ein Freund von Freese sein. Vielleicht wird dann mal ein Auge zugedrückt.

  13. Olli
    9. Juni 2019 at 20:06

    Unfassbar. Warum tut niemand was?

  14. Bine
    9. Juni 2019 at 18:34

    Mich würde mal eine Stellungnahme vom Elternsprecher Herrn Wittek von der CDU interessieren, warum sich seine Partei nicht um diesen Wahnsinn kümmert. Es kann mir doch keiner erzählen, dass so etwas Schlimmes nicht bekannt war.

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