Klartext: Schadstoff – Experte Klaus Stüdemann über gefährlichen Müll.

16. April 2015
Von

Im Ortszentrum wurde Asbest gefunden. Wie gefährlich dieser Abfall ist und was getan werden muss, darüber sprach Der Schulzendorfer mit einem Asbestexperten. Klaus Stüdemann ist Buchautor, war Umweltinspektor im Funkwerk Köpenick, arbeitet nach 1990 mit der Berliner Senatsbauverwaltung in Asbestfragen zusammen und ist seit 2013 im Ruhestand.

Herr Stüdemann, was hat Asbest früher zu einem gefragten Baustoff gemacht?

Asbest war ein sehr preiswerter Baustoff, große Vorkommen gab es davon in der damaligen Sowjetunion und in Kanada. Er wurde zusammen mit Zement zu verschieden Bauprodukten verarbeitet, bis hin zu Handschuhen. Besonders bei Brandschutzkonstruktionen war er durch seine Eigenschaft, nicht zu brennen, technisch wertvoll.

Asbest - Experte Klaus Stüdemann schaut auf über 40 Jahre Berufserfahrung zurück. (Foto: Wolff)

Asbest – Experte Klaus Stüdemann schaut auf über 40 Jahre Berufserfahrung zurück. (Foto: Wolff)

Wann kam es zum Aus für Asbest?

In der DDR wurde die Anwendung von Asbest bereits 1986 verboten, im vereinten Deutschland kam das Aus 1993. Auslöser der Verbote war die Erkenntnis in den 70 er Jahren, dass Asbestfasern Asbestose auslösen können und das Lungenkrebsrisiko enorm steigern.

Bürgermeister Mücke erklärte unlängst, dass beim Fund asbesthaltiger Materialien keine gesundheitliche Gefahr für Menschen und Tiere besteht. Teilen Sie diese Auffassung?

Nein. Es herrscht manchmal die Meinung, dass von Asbest, der fest mit Zement verbunden ist, keine Gefahren ausgehen. Das stimmt nur zum Teil. Wenn gebundener Asbest offen liegt, können durch Verwitterung Fasern freigesetzt werden. Wenn man über Asbeststücken läuft, können ebenfalls die gefährlichen Fasern durch Abrieb losgelöst werden. In diesen Fällen bestehen große Gefahren.

Oft ist es so, dass zwischen dem Kontakt mit den gefährlichen Fasern und dem Krankheitsausbruch Jahrzehnte liegen. Daher ist es dann oft schwierig einen Zusammenhang zu einem Vorfall vor zwanzig oder dreißig Jahren herzustellen.

Zahlreiche große und kleine Asbeststücke wurden im Areal zwischen dem Rathaus und der August – Bebel – Straße gesichtet. Was müsste aus Ihrer Sicht getan werden?

Ich habe in diesem Bereich selber Kinder spielen sehen. Das geht überhaupt nicht. Die betroffenen Bereiche dürfen nicht betreten werden. Die Fundstellen sind mit ausreichend Sand zu überdecken, das Gelände ist abzusperren.

Da dürften aber viele Schulzendorfer sauer sein, schließlich kommen sie durch die dort verlaufende Abkürzung schneller an ihr Ziel.

Das mag sein, ich denke aber, dass die Gesundheit der Bürger im Vordergrund stehen muss .

Und was geschieht nachdem der Asbest mit Sand bedeckt wurde?

Wenn die Flächen nicht bebaut werden, dann kann der Asbest einhundert Jahre unter dem Sand liegen. Da geht von ihm keine Gefahr aus.

Auf dem kürzlich gerodeten Teil wurde auch Asbest gefunden. Dort soll gebaut werden. Was muss da aus Ihrer Sicht geschehen?  

Wo gebaut wird muss Asbest entfernt werden. Man muss schauen und Mischproben nehmen. Es muss die Konzentration der Asbest Fasern bestimmt werden. Und im schlimmsten Fall müssen Fundstellen abgebaggert, der Boden in verschlossene Container verladen und abgefahren werden.

Sind solche Asbestfunde im Ortszentrum eine böse Überraschung?

Es sollte sich im Ort herumgesprochen haben, dass hier mit hoher Wahrscheinlichkeit Altlasten liegen. Ich habe 1992 dem damaligen CDU – Bürgermeister Deppe vorgeschlagen, ein Schadstoff Kataster über dieses gesamte Gelände, wo meines Wissens nicht nur Asbest, sondern auch Schwermetalle und Motorenöle abgekippt wurden, anzufertigen. Dies wurde jedoch von ihm nicht verfolgt. Das Kataster hätte heute verschiedene Dinge erleichtert.

Was raten Sie künftigen Bauherren in Sachen Asbest?

Bevor ich ein Grundstück kaufe, muss ich mich informieren, ob das Gelände altlastenverdächtig ist. Ich muss auch schauen, ob meine Nachbarn noch alte Lauben oder Garagen haben, auf denen Wellasbestplatten liegen. Wenn ja, dann muss ich mit ihnen eine Lösung zur Entsorgung besprechen. Es gibt Fälle, wo sich Menschen an der Beseitigung asbesthaltiger Materialien ihrer Nachbarn finanziell beteiligt haben. Und wenn es keine Lösung gibt, dann muss man überlegen, ob man das Grundstück kauft.

2 Responses to Klartext: Schadstoff – Experte Klaus Stüdemann über gefährlichen Müll.

  1. Ist doch klar
    16. April 2015 at 16:31

    Stüdemann + B. Hartenstein treffen auf Dr. Burmeister und Herrm Mücke. Stüdemann und Hartestein fordern die Herren auf, sich für die Entfernung des Mülls einzustzen und erzählen den beiden, wie schädlich dieses Zeug ist. Entnervt geben beide auf und gehen. Sagt Dr. Burmeister zu Mücke , was die alles wissen ! Darauf antwortet Mücke . ” Und hat es ihen etwas genutzt ! “

  2. B. Hartenstein
    16. April 2015 at 13:56

    Egal, ob Asbest oder asbesthaltige Materialien aus der ehem. DDR oder aus der heutigen Zeit stammen, wenn sie heute auftauchen, dürfen sie weder verwendet noch weiter behandelt werden.
    Auf Basis des Bundesdeutschen Abfallgesetzes werden diese Stoffe zu gefährlichen Abfällen – früherer Begriff Sonderabfall.
    Hinsichtlich der Lagerung (auch als Abfall), des Transportes, der Entsorgung und Nachweispflicht gelten ganz eindeutige Vorschriften.
    Die Nichtbeachtung könnte für die Betreffenden sehr problematisch werden……
    Nach fast 20 Jahren Erfahrung im Umgang mit gefährlichen Abfällen weiß ich, was das für manchen Besitzer rechtlich bedeuten kann.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige

Anzeige

Anzeige