Kritik geübt – Jetzt wurde Lehrerin dafür abgestraft (Teil 2)

27. September 2018
Von

10. April 2018, 18.30 Uhr, Rathaus Schulzendorf – Öffentliche Tagung des Sozialausschusses. Unter den Gästen befindet sich Susanne Falk – Grünes. In der Einwohnerfragestunde kommt das Thema der Evakuierung von rund 450 Grundschülern der Grundschule Schulzendorf am 20. März 2018 wegen beißender Gerüche, die sich im Gebäude ausgebreitet hatten, auf den Tisch.

Das Komplott

Schuldirektor Frank Freese hatte sich für eine „Stille Alarmierung“ entschieden. Er und anderes Personal seien von Klasse zu Klasse gegangen, Schüler sowie Lehrer wurden zum Verlassen des Gebäudes aufgefordert. Einem Bericht der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ) zufolge, berichteten Eltern, dass die Schüler einer Klasse, die Musikunterricht hatten, gar nicht alarmiert wurden. Bürgermeister Markus Mücke gab dem Schuldirektor Rückendeckung. Die MAZ zitiert ihn mit den Worten: „Die gering ausgeprägte Gefahrenlage hat diesen Weg zugelassen.“

Eine Darstellung, die auf Grund der Faktenlage unrichtig und nur schwer zu glauben ist.

„Stille Alarmierung“ ist nicht vorgesehen

Denn einerseits sieht die Brandschutzordnung der Grundschule Schulzendorf vom Dezember 2006 eine „Stille Alarmierung“ gar nicht vor. In ihr heißt es: „Zur Warnung von Personen bei Gefahrenlagen und zur Alarmierung der Schüler, Mitarbeiter und Besucher gibt es im Gebäude eine akustische Warnanlage. … Eine Räumung der Schule erfolgt nach Auslösen des Räumungsalarms (auf- und abschwellender Sirenenton).“

Hat Schuldirektor Frank Freese den existierenden Notfallplan der Grundschule eigenmächtig ausgehebelt? Einiges spricht dafür.

Andererseits mussten sieben Kinder in einem Krankenhaus in Königs Wusterhausen behandelt und ein Kind ins Krankenhaus Berlin – Neukölln eingeliefert werden. Mehr als zwei Dutzend Schüler und drei Lehrkräfte wurden im „Gelben Bereich“ von fünf Notärzten versorgt. Weit über 100 Kinder wurden im „Grünen Bereich“ auf mögliche gesundheitliche Beeinträchtigungen beobachtet. 50 Einsatz-, Rettungs- und Spezialkräfte, auch aus dem benachbarten Berlin, waren vor Ort.

Die Johanniter Rettungskräfte und die Berliner Feuerwehr kümmerten sich um die Gesundheit der Kinder. (Foto:mwBild)

Die Johanniter Rettungskräfte und die Berliner Feuerwehr kümmerten sich um die Gesundheit der Kinder. (Foto:mwBild)

Kinder, die Unterrichtsräume im unmittelbaren Gefahrenbereich der obersten Etage verließen, berichteten ihren Eltern, dass sie durch den „Gasnebel“ laufen mussten. Sie sollen von Schuldirektor Freese aufgefordert worden sein, beim Durchlaufen die Luft anzuhalten.

Sieht so das Resultat einer „gering ausgeprägten Gefahrenlage“ aus?

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Schuldirektor Freese

Die Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft Cottbus, Oberstaatsanwältin Petra Hertwig, bestätigte gegenüber dem Schulzendorfer, dass ein Ermittlungsverfahren in Sachen Schulevakuierung gegen Schuldirektor Frank Freese eingeleitet wurde. Die Untersuchungen der Polizei dauern an.

Die Ermittler konnte die Ursache der mysteriösen Geruchsbelastung nicht ermitteln. „Als wir am Ort des Geschehens eintrafen, waren bereits Reinigungsarbeiten im Gang, die mögliche Spuren vernichtet haben. Trotz größter Anstrengungen konnten wir keine verwertbaren Spuren feststellen, die uns zum Ursprung des Geruchs führten.“, erklärte Christian Hylla, Polizeichef des Landkreises Dahme – Spreewald auf Anfrage.

Zurück zur Sitzung des Sozialausschusses. Susanne Falk – Grünes ergriff das Wort und hinterfragte Bürgermeister Mücke, wie er angesichts des Ereignisses und seines Verlaufs in der Öffentlichkeit von einer „gering ausgeprägten Gefahrenlage“ sprechen konnte. Falk – Grünes schilderte ihre Sicht auf die Dinge und kritisierte die Art der Alarmierung. Bürgermeister Mücke bekräftigte seine öffentliche Haltung, die er zuvor mit verschiedenen Beteiligten abgestimmt hatte. Schuldirektor Freese war während der Debatte nicht anwesend.

Falk – Grünes öffentliche Kritik löste in den folgenden Tagen ein Beben bei Schuldirektor Frank Freese aus. Das Komplott nimmt seinen Lauf. Das Staatliche Schulamt in Cottbus und Bürgermeister Mücke schalten sich ein. Spätestens jetzt ist es mit der in den vergangenen Jahren zur Schau gestellten Harmonie zwischen beiden vorbei.

Lesen Sie im 3. Teil: Wie sich Bürgermeister Mücke in Widersprüche verhedderte, wie aus Kritik ein Angriff auf Schule und Direktor gezimmert, wie Sanktionen auf den Weg gebracht wurden, und was Abgeordnete zum Falk – Grünes Auftritt im Sozialausschuss sagten.

5 Responses to Kritik geübt – Jetzt wurde Lehrerin dafür abgestraft (Teil 2)

  1. Patriot
    1. Oktober 2018 at 13:57

    Herr Ex Schulzendorfer, eigentlich wollte ich mich nichtäußern aber wenn ich den letzten Kommentar lese, geht mir doch die Hitschnur hoch! Wenn Minister ihr Doktorarbeit fälschen, wenn Beigeordnete in die Vereinskasse greifen, wenn der Chef des Verfassungschutzes wegen Amtsmissbrauch versetzt und noch befördert werden sollte, wenn im BER Miliarden verpulfert werden und und und.. Und wenn jetzt Bürger auf die Misstände hinweisen,werden sie von Ihnen als Nestbeschmutzer betitelt. Das ist unterste Schublade. Die Verantwortlichen, die sich so benehmen, sind die wahren Nestbeschmutzer! und sich für die Belange der Kinder einzusetzen ist wahrscheinlich auch Nestbeschmutzung…

  2. LDS
    1. Oktober 2018 at 08:45

    Ex-Schulzendorfer:
    genau wegen solch feiger Aussagen wie die Ihre, können sich korrupte Menschen in ihren Ämtern halten. Wer so redet, dem fehlt wohl jede Art von Stolz und Sinn für Gerechtigkeit.
    Frau Falk- Grünes hat als Lehrerin Verantwortung übernommen, scheinbar die Einzige die das verstanden hat.
    Es geht hier um unsere Kinder!

  3. Ex Schulzendorfer
    30. September 2018 at 13:43

    Ich kann das ganze Theater ehrlich gesagt nicht verstehen. Man beschmutzt nicht sein eigenes Nest – das kommt nie gut. Und da kann Frau Falk-Grünes nur froh sein, dass sie im öffentlichen Dienst beschäftigt ist und „nur“ versetzt wurde – wenn Du Deinen Chef in der freien Marktwirtschaft in der Öffentlichkeit kritisierst, nennt man das zerrüttetes Vertrauensverhältnis und Du wirst entlassen. So einfach ist das.
    Keine Ahnung wie man da von einem Komplott reden kann. Das ist das kleine Einmaleins des Miteinanders.

  4. Besorgte Mutti
    28. September 2018 at 18:34

    Was interesiert Herrn Freese an der Schule, garnichs! Wer ihn da nicht passt, muss gehen, alle anderen ducken!!!!!!!!!!!!

  5. M&M
    28. September 2018 at 15:43

    So ist er der Herr Freese. Wer ihn kennt, weiß Bescheid!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige

Anzeige

Anzeige