Über Wildau braut sich was zusammen! Erneut könnten Neuruppiner Korruptionsjäger in der Stadt auftauchen. Mutige wollen jedenfalls die Justiz einschalten. Hintergrund ist ein Grundstücksdeal mit einem österreichischen Immobilienkaufmann in der Friedrich-Engels-Straße 56/57 und Fontaneallee 31. Der Geschäftsmann ist wegen seiner Grundstücksaktivitäten in Wildau stadtbekannt.
Der Düsseldorfer Journalist, Günther Classen, recherchierte wochenlang in der Sache. Classen ist kein Unbeleckter. Jahrzehntelang arbeitete er als Polizei-Reporter für den EXPRESS, war bei der Ermordung von Detlev Karsten Rohwedder in Düsseldorf ganz nah dran. 2020 wurde er in einem Film über den Mord am Treuhandchef zum Netflix-Star.
Der Schulzendorfer sprach mit ihm:
Was zieht einen Düsseldorfer ausgerechnet nach Wildau?
Günther Classen: Ich war in Wildau aus einem früheren lokalen Fall für investigative Ermittlungen bekannt. Und als man mich fragte, ob ich nicht erneut Licht in das Dunkel um das Geschehen des fragwürdigen Grundstücksverkaufes bringen will, habe ich ja gesagt, meine Tasche gepackt und bin losgefahren.
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Es gab Ende April 2022 unter Beteiligung der WiWO in Wien ein Schiedsgerichtsverfahren. Was ist das für ein Verfahren?
Günther Classen: Eine Form der Streitbeilegung, bei der sich die Parteien einigen, dass der Streit nicht von einem staatlichen Gericht, sondern von einem Schiedsgericht entschieden wird. Im Vergleich zur staatlichen Gerichtsbarkeit ist das Schiedsverfahren in der Regel schneller und bietet einen höheren Grad der Vertraulichkeit.
Wer streitet in Wien gegen wen?
Günther Classen: Ein in Wildau bekannter österreichische Immobilienkaufmann gegen einen Grazer Investor.
Worum geht es in dem Streit?
Günther Classen: Der österreichische Unternehmer wollte das Grundstück in der Friedrich-Engels-Allee 56/57 von der WiWO für einen Spottpreis erwerben und zusammen mit dem Nachbargrundstück Fontaneallee 31, für das er einen Maklerauftrag hatte, an einen Grazer Bauträger verkaufen. Dieser Investor soll dann Informationen zum Angebot angeblich an die WiWO weitergegeben haben. Der Verkauf kam nicht zustande, weil der Grundstücksdeal mit der WiWO scheiterte. Der Investor brach die Verhandlungen mit mit dem stadtbekannten Käufer ab. Mark Scheiner und Angela Homuth behaupteten damals zur Unterstützung des Grundstücksdeals mit der WiWO, dass er bereits Eigentümer des Grundstückes Fontaneallee 31 sei. Das war aber gelogen. Eigentümer war eine Wildau Immobilien GmbH aus Wien. Die hat auf den ersten Blick nichts mit dem Österreicher zu tun. Auf den zweiten Blick aber sehr wohl. Denn der Geschäftsführer der Wildau Immobilien GmbH Wien ist Michael Wögerer aus Wien. Er kennt denden Wildauer Grundstücksvermittler bestens.
Warum wurde eigentlich in Wien verhandelt?
Günther Classen: Das frage ich mich auch. Möglicherweise war das vertraglich so vereinbart. Es soll um eine entgangene Maklerprovision gegangen sein. Vielleicht sollte Wildau auch verborgen bleiben, welche Aussagen die geladenen Zeugen der WiWO, Sven Schulze und Mark Scheiner, machten. Schiedsgerichtsverfahren finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Beide reisten nach Wien. Auffällig ist, dass die Anwaltskanzlei, die den Immobilienmann in Wien vertritt, auch jene ist, die die WiWO und die Stadt Wildau vertritt, allerdings erst seit Ende 2019.
Und was hat Ausflug der WiWO-Chefs nach Wien mit dem Zoff zwischen den beiden Unternehmen zu tun?
Günther Classen: Schulze und Scheiner wurden von der Auditor GmbH, deren Geschäftsführer der Österreicher ist, als Zeugen geladen. Offenbar erhofft er sich von ihren Aussagen einen für ihn positiven Verfahrensausgang. Es ist nicht ausgeschlossen, dass mit Schulzes und Scheiners Aussagen auch Betriebsgeheimnisse der WiWO preisgegeben wurden. Möglicherweise sind auch brisante Dokumente weitergereicht worden. Zeugenaussagen in einem Schiedsgerichtsverfahren beruhen auf Freiwilligkeit. Sollten beide in Wien zugunsten des Immobilienkaufmanns ausgesagt haben, muss die Justiz einschreiten.
Was haben die Verantwortlichen in Wildau zu ihrer Wiener Reise gesagt?
Günther Classen: Meine Nachfragen zum Sachverhalt und zum Grund der Beteiligung von Sven Schulze und Mark Scheiner an der Gerichtsverhandlung blieben von beiden unbeantwortet. Auch die Wirtschaftskammer Wien wollte sich zum Stand des Verfahrens nicht äußern.
Ebenso hüllt sich der WiWO-Gesellschaftervertreter der Stadt Wildau, Olaf Rienitz, in eisernes Schweigen. So bleibt die Frage, in welcher Weise der Aufsichtsrat an der Wiener Reise mitgewirkt hat und ob es überhaupt einen Gesellschafterbeschluss für die Aussagen gab, offen. Wovor fürchten sich alle Verantwortlichen, vor der Wahrheit?
Hätten Schulze und Scheiner auf eigene Faust gehandelt, wäre das aus meiner Sicht ein Skandal, vor allem, wenn man den Bogen zum damaligen Grundstücksdeal zieht, der zu Korruptionsermittlungen der Staatsanwaltschaft führte, weil der Grundstückskaufmann der damaligen Bürgermeisterin Angela Homuth finanzielle Gefälligkeiten erwies. Soll mit den Zeugenaussagen von Schulze und Scheiner nun eine Gegenleistung erbracht werden, nachdem der üppige Gewinn aus dem Grundstücksdeal ausblieb?
So geht es nicht!
Herr Schulze und Herr Scheiner sind durch ihre Ämter öffentliche Personen,
somit auch rechenschaftspflichtig, was ihre Aktivitäten im Zusammenhang mit der Gemeinde betrifft. Schweigen und aussitzen sollten der Vergangenheit angehören. Zumindest der Bürgermeister sollte die Aktivitäten prüfen und sachbezogen informieren.
Der ganze “Unsinn” wie Herr Kröning den “Fall WiLdau” nennt, ist über Jahre hausgemacht. Was ich als “Ausländer” aus Düsseldorf in Wildau alles gehört und recherchiert habe, hat eine Gemeinde über Jahre aufgewühlt und gelähmt, in die Schlagzeilen und in “Verruf” gebracht, sogar Korruptionsermittlungen ausgelöst und auch eine Bürgermeisterin gestürzt. Mich haben erschrocken eine Art von Selbstbedienungsmentalität und unwürdige Vermischung gemeindlichen Handelns mit Interessen wider jeder lokalpolitischer Verantwortung. Da gibt es einige wenige Stadtverordnete und Handelnde, die die Integrität eines städtischen “Parlaments” und einer Eigengesellschaft (WiWo) auf den Prüfstand stellen. Es gibt Gemeinde und Städte, die nach der Wende viel größere Probleme und Altlasten zu lösen hatten und es auch ohne “Skandale” geschafft haben. Es gibt Gemeinde und Städte, deren Stadtverordnete oder Ratsmitglieder erklären mussten, wo sie herkommen, welche Beziehungsgeflechte sie haben…sie mussten ihre
Vita nachprüfbar offenbaren…davon erfährt man in Wildau aber nichts. Ich weiss sehr genau, warum ich das sage, denn Wildau ist lokalpolitisch nicht ganz “clean”. So kommt in einer aufblühenden Stadt alles ins Stocken…. Es wäre dem neuen Bürgermeister zu wünschen, dass er es schafft, dieses Geflecht und die über Jahre gewachsene Vetternwirtschaft zu erkennen und aufzulösen. Günther Classen, Düsseldorf
Wann kommt Wildau zur Ruhe ? Wir bekommen riesige Probleme – Wirtschaft und Gesellschaft stehen vor riesigen Herausforderungen. Alle Protagonisten endlich an einen Tisch – Wahrheit auf den Tisch – und dann sollten wir endlich an die Wildauer Bürger denken und sachorientiert die Probleme angehen.
Wer das nicht möchte sollte seinen Hut nehmen und den Weg frei machen. Wir haben keine Zeit mehr für diesen ganzen Unsinn.
Unfassbar! Stimmt das alles – kann es nur eine Konsequenz geben – konsequentes Aufräumen – Der GF und der gesamte AR müssen umgehend „vom Netz“ genommen werden.