Was alles beim 16 km Straßenausbauprojekt schief gelaufen ist! – Teil 3.

10. September 2011
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Schulzendorfs Verwaltung und die verantwortlichen Planer haben immer wieder betont, dass sie sich bei der Planung der 16 Kilometer Straßen am „Gemeindestraßen – Leitfaden Brandenburg“ orientieren. Diese Handlungsanleitung zum Bau von Gemeindestraßen wurde vom Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung des Landes Brandenburg herausgegeben. Wie ernst haben die Verantwortlichen diesen Leitfaden genommen?

Auf Seite 81 stellt der  Herausgeber der Arbeitshilfe für den Bau von Gemeindestraßen folgendes fest: „Aus Kostengründen verbietet sich meist auch die Ausführung der Straßenerneuerung in Pflaster – oder Betonbauweise.“  Wegen seiner Wirtschaftlichkeit und geringen Lärmerzeugung sprechen die Autoren sogar eine Empfehlung aus: „Als Material für Fahrbahnen oder Mischflachen ist Asphalt am besten geeignet.“

Bürgermeister Markus Mücke verteidigt dagegen die ausgeschriebene Konstruktionsart der 16 Kilometer Straßen. „Die Pflasterbauweise wurde gegenüber der Asphaltbauweise bewusst gewählt, da die folgenden Vorteile von Bedeutung sind, welche für die die Entscheidung ausschlaggebend waren: Erstens, eine längere vorgesehene Nutzungsdauer; zweitens der geringere Instandhaltungsaufwand und drittens die Wiederverwendbarkeit der Betonsteine nach Aufgrabungen. Es wird nach Leitungsarbeiten keinen Flickenteppich geben“, argumentiert  Mücke.

Die Frage ob Asphalt- oder Betonpflasterbauweise stand insbesondere auf der Informationsveranstaltung  am 15.10.2009 auf der Tagesordnung. Damals beantworteten Verwaltung und Planer die Fragen der vom Straßenausbau betroffenen Bürger. Der geringe Instandhaltungsaufwand war seinerzeit das schlagende Argument  des Beraters der Gemeinde Schulzendorf, Thomas Hartmann für die Betonpflasterbauweise. Schließlich würde ein hoher Reparaturaufwand künftige Haushalte belasten, hieß es damals. Doch eine tiefgründige Kostenanalyse, eine detaillierte Auseinandersetzung und Abwägung, welcher Baustoff tatsächlich der Bessere ist, hat faktisch nie stattgefunden. Weder den Gemeindevertretern noch den vom Straßenbau betroffenen Anliegern wurde eine aussagefähige Entscheidungsgrundlage zur Art des Straßenausbaus präsentiert.

In den Ausschreibungsunterlagen für den Ausbau der 16 Kilometer Straßen ist für die Tragschicht das Baustoffgemisch „gebrochenes Naturgestein“  für 67.000 qm Schottertragschichten und für 20.500 Kubikmeter Frostschutzschicht vorgesehen. In der Ausschreibung wurde Recyclingmaterial (RC Material) definitiv ausgeschlossen, doch nun wird es dennoch eingebaut.

RC  Material aus Beton ist im Preis günstiger als Naturschotter, weist jedoch schlechtere Gebrauchseigenschaften auf. „Bei Betonrecyclingmaterial löst sich im Laufe der Zeit der Zement. Die Folge ist eine Verschlechterung der Versickerungsfähigkeit.  Dagegen ist Naturschotter dauerhaft gut versickerungsfähig.“, erklärt Wilfried Gromotka, Geschäftsführer der RAKW GmbH und der Mann, der es wissen muss.

Eine Verschlechterung der Versickerungsfähigkeit im Unterbau der Straße könnte verehrende Folgen für ihre Nachhaltigkeit haben. Versickert nämlich das Wasser nicht ausreichend oder staut es sich in der Tragschicht sogar auf, dann kann es bei Frost zu erheblichen Schäden kommen.

Wurde von den Planern und der Bauverwaltung, nur um das Straßenausbauprojekt auf Biegen und Brechen durchzupeitschen, auf Qualitätsbaustoffe verzichtet? Treten etwa in relativ kurzer Zeit die ersten Schäden an Schulzendorfs neuen Straßen auf?

Bürgermeister Markus Mücke beruhigt. „Um das Projekt mit dem Ziel der Umsetzung weiter zu verfolgen, wurde als Vergabeart das Verhandlungsverfahren gewählt. Es wurde eine sogenannte optimierte Verdingungsunterlage erarbeitet. Dazu gehört u.a. die Zulassung von Nebenangeboten, welches RC – Materialien unter Bedingungen zulässt. Grundsätzlich war die Verwendung von Naturschotter aus Qualitätsgründen vorgesehen.“, so das Gemeindeoberhaupt.

Am Ende bleiben viele Fragen offen, besonders jene zu den Baustoffen. Die Zeit wird sie beantworten!

 

Lesen Sie im letzten Teil: Wie demokratisch ging es bei Straßenausbauprojekt zu? Wie transparent verlief das Ausschreibungsverfahren?

 

 

 

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