In den letzten Wochen gab es in Sachen Flugrouten lautstarke Zwischenrufe der Bürgermeister von Königs Wusterhausen, Michaela Wiezorek (Bündnis 21) und Mittenwalde, Maja Buße (CDU). Der Fluglärm, besonders der durch die Hoffmann-Kurve, hätte zugenommen. In Königs Wusterhausen können man sich streckenweise auf der Straße kaum unterhalten, Bürgerbeschwerden in Mittenwalde häufen sich.
Mittenwaldes Stadtverordnete haben mehrheitlich beschlossen, juristisch gegen das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) vorzugehen. Grund: Nichteinhaltung des Steiggradienten von Jets, welche die Hoffmann-Kurve fliegen.
Lorbers „Konzept“ soll entlasten
Zeitgleich wirbt der frühere Fluglotse Achim Lorber, der für Mittenwalde in der Fluglärmkommission (FLK) sitzt, für ein „Konzept“, mit dem er bereits vor Jahren abblitzte. Seiner Überzeugung nach würde es für eine Lärmminimierung bei BER-Anwohnern auf das unvermeidliche Minimum sorgen. Der Plan ließe auch die Hoffmann-Kurve überflüssig werden, wodurch Fluglärmbetroffene entlastet würden.
Lorbers „Konzept“ sieht bei Westwind Betriebsrichtung vor, dass Nord- und Südbahn halbtäglich abwechselnd zu gleichen Teilen genutzt werden.
Bedeutet: Die Hälfte der Zeit soll nur auf der Nordbahn über Müggelheim und Bohnsdorf gelandet und auf der Südbahn über Dahlewitz gestartet werden. In der anderen Hälfte erfolgen Landungen über Schmöckwitz-Siedlung, Eichwalde, Schulzendorf, Waltersdorf auf der Südbahn und Starts auf der Nordbahn über Mahlow, Diedersdorf.
Die eine Hälfte der Zeit müssen Lärmbetroffene mit doppelt viel Krach leben, in der anderen Hälfte gibt es dafür keine direkten Überflüge. Fakt ist, dass die Lärmmenge, verglichen mit den jetzigen Flugverfahren, gleichbleibt. Ob Betroffene das als Entlastungen ansehen, können nur sie und nicht Lorber beurteilen, der weit weg von Start-und Landebahn in Krummensee lebt.
Bei Ostwind Betriebsrichtung greift Lorber in die Trickkiste. Dann soll nämlich plötzlich nicht fair und zu gleichen Teilen zwischen Nord- und Südbahn gewechselt werden. Ausschließlich auf der Südbahn, also über Blankenfelde soll gelandet und von der Nordbahn über Bohnsdorf und Müggelheim gestartet werden.
Weil die Deutsche Flugsicherung (DFS) schon vor Jahren konstatierte, dass mit Lorbers Plan der zu erwartende Flugverkehr am BER nicht abgewickelt werden kann, hat der Ex-Fluglotse seinen alten Hut etwas aufpoliert: Die Hoffmann-Kurve soll in Spitzenzeiten auch mitgenutzt werden können. Sie soll zwar nicht abgeschafft werden, aber im Prinzip ungenutzt bleiben.
In seinem „Konzept“ liest sich das so: “Wenn bei Betriebsrichtung Ost auf den Wechselbetrieb der Pisten verzichtet wird, dann bleiben die diffizilen Abflugverfahren von der Südbahn weitgehend ungenutzt.” … “Lärmimmission über besiedeltem Gebiet wird so vermindert.”
Mit „diffizilen Abflugverfahren“ meint Lorber offenbar die Hoffmann-Kurve und mit „besiedeltem Gebiet“ auch Mittenwalde.
So laut ist es wirklich
Der Schulzendorfer hat die mittleren Maximalpegel tagsüber an Lärmmessstationen der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB) untersucht. Das sind die Ergebnisse (Quelle TraVis BER, https://travisber.topsonic.aero):
- Messpunkt 17, Blankenfelde, Am Bruch – 77 bis 78 Dezibel;
- Messpunkt 02, Bohnsdorf, Waldstraße – 77 bis 78 Dezibel;
- Messpunkt 13, Schulzendorf, Eichberg – 77 Dezibel;
- Messpunkt 33, Boddinsfelde – 65 Dezibel;
- Messpunkt 23, Königs Wusterhausen – 67 Dezibel;
- Messpunkt 34, Ragow – 64 Dezibel;
- Messpunkt Niederlehme – 68 Dezibel;
In Mittenwalde existiert kein Messpunkt.
Fazit
Befasst man sich mit Lorbers „Konzept“ bleibt nur ein Schluss: Kommunen, die relativ weit vom BER gelegen sind und von Jets, welche die Hoffmann-Kurve nutzen, vergleichsweise leise überflogen werden, sollen entlastet werden. Und das auf Kosten der heute bereits stark betroffenen Orte, wie Blankenfelde, Mahlow und Bohnsdorf.
Christine Dorn, Vorsitzende des Bürgervereins Brandenburg-Berlin e.V. (BVBB), sitzt für die Bundesvereinigung gegen Fluglärm in der FLK. Ihr Zeugnis für das Lorber-„Konzept“:
“Die Idee des Lorber-Konzeptes ist selbst in ihrer aktuellen Fassung ein so deutliches Beispiel für Fluglärm-Verschiebung nach dem Sankt-Florians-Prinzip, dass es in der Fluglärmkommission keine Unterstützung finden wird. Es war mühsam genug, vor Jahren zu der Erkenntnis zu gelangen, dass objektiv, das heißt messbar hoch Belastete zu allererst der Entlastung bedürfen. Dass gefühlt Belastete, ihre Belange über tatsächlich Hochbelastete stellen, würde meines Erachtens dem gesetzlichen Auftrag der Fluglärmkommission widersprechen.
Durch Personalwechsel geht regelmäßig Wissen und Erfahrung verloren und muss neu aufgebaut werden. Wer das Lorber-Konzept bisher ganz gut fand, sollte mal dahin gehen, wo die Belastungen wirklich hoch sind und erleben, wie sich das anfühlt. Und mit dieser Erkenntnis wird es dann hoffentlich selbstverständlich sein, nur noch Vorschläge zu unterstützen, die Hochbetroffene nicht benachteiligen.”
Die Mittenwalder Stadtverordneten samt Bürgermeisterin sind Lorber auf den Leim gegangen. Hoffentlich lesen sie wenigstens den Schulzendorfer, damit ihnen ein Licht aufgeht. Als Ex- Fluglotse disqualifiziert sich Lorber mit seinem St. Floriansvorschlag selbst. Was steckt eigentlich hinter den Aktivitäten des Herrn gegen die Hoffmannkurve? Hoffentlich durchschaut die Fluglärmkommission den Scharlatan.
Ich halte nicht nur das Konzept von Herrn Lorbeer für unseriös.Auch seine Internetseite ist es. Kein Impressum, trotz Impressumspflicht, keine Telefonnummer unter der man ihn erreichen kann, keine E Mail Adresse. Vor irgend etwas muss er Angst haben. Über die Stadtverordneten in Mittenwalde kann man nur den Kopf schütteln. Fairness und Solidarität mit den Schwerstbetroffenen ist ihnen abhanden gekommen. Danke Frau Dorn, Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen.
Mittenwalde und KW stehen gemäß Planfeststellungsbeschluss weder am Tag noch in der Nacht Schallschutzmaßnahmen zu. Bei den Flugspuren ist nicht ein Flieger über Mittenwalde zu sehen. Kieckebusch ist deutlich stärker betroffen als MW und KW. Die Menschen dort haben null Schallschutz. Für sie sollte man sich einsetzen.
Frau Dorn hat völlig Recht wenn sie feststellt, dass bei Personalwechsel Wissen verloren geht. Was versteht schon Frau Wiezorek von Flugzeugen und Flugrouten? Und Frau Buße lässt sich von einen Menschen leiten, der gern ein Sachkundiger sein möchte, es aber nicht ist. Alle Mittenwalder und KWler Abgeordneten sollten mal ein Ausflug nach Blankenfeld und Bohnsdorf machen.
Kann mir bitte mal jemand verraten wo das Problem in Mittenwalde liegt? Wie aus der Darstellung hervorgeht, fliegen dort keine Flugzeuge. Und in KW sind die Flieger schon so hoch, mit Blankenfelde/Mahlow, Bohnsdorf und Eichberg überhaupt nicht vergleichbar. Eine Diskussion, die für mich nicht nachvollziehbar ist.