Unterwegs mit der Transsibirischen Eisenbahn (3)

17. September 2011
Von

Seit über 30 Jahren ist Natalja Grischina als Zugbegleiterin auf den Schienen in Russland unterwegs. In den letzten Jahren fährt sie regelmäßig die Strecke Moskau – Wladiwostok – Moskau. 14 Tage ist sie insgesamt unterwegs, anschließend hat sie eine Woche frei und dann geht die halbe Weltreise von neuem los. „Es ist faszinierend durch das weite Sibirien auf dieser legendären Strecke zu fahren, viele Menschen kennenzulernen und immer wieder aufregende Dinge zu erleben.“, so  beschreibt die fünfzigjährige leidenschaftliche Eisenbahnerin ihre Arbeit.

An jeder Bahnhofsstation klappt sie die Treppenstufen am Wagon herunter,  ist den Fahrgästen beim Ein- und Aussteigen behilflich, kontrolliert ihre Fahrscheine und achtet darauf, dass ihre Wagongäste pünktlich zur Abfahrt wieder einsteigen.

Natalja Grischina verschafft sich in ihrer schmucken Uniform schnell Respekt. Wenn nicht alles nach ihren Vorstellungen läuft, dann wird ihre Stimme schnell förmlich. „Kinder, braucht ihr eine Extraeinladung zum Einsteigen? Soll der Zug ohne euch abfahren?“, rief sie Studenten zu, die sich mit Händlern auf dem Bahnsteig über den Preis ihrer Waren nicht einig wurden.  Aufgeschreckt durch die harschen Worte brachen die ihre Verhandlungen ab und sprangen in den Wagon.

Aber auch im Wagen Nummer 4 gibt es für die Zugbegleiterin Grischina eine Menge zu tun. Täglich werden Abteile und der Flur gesaugt, die Toilettenanlagen gereinigt und die Fensterscheiben geputzt. Ein guter Kontakt zum Zugbegleiter ist für Sibirien Reisende ratsam. Denn in seinem Dienstabteil befindet sich ein kleiner Kühlschrank. Schließlich schmeckt nur gut gekühlter Wodka richtig gut.

In Birobidshan, rund 150 Kilometer vor Chabarowsk steigt eine Kontrollgruppe der Russischen Staatsbahn unangemeldet in den Zug. Sie inspiziert den Wagon, die Abteile und die sanitären Anlagen auf Sauberkeit. Die Reisenden werden nach ihrer Zufriedenheit befragt. Zwar musste Natalja Grischina nach Ankunft der Kommission blitzschnell ihren Kühlschrank räumen, dennoch erhielt sie von den Inspektoren für ihren Wagon Nummer 4 eine Bestnote!

Die modernen russischen Wagons werden elektrisch beheizt. Doch manchmal wird die für den Betrieb der Heizung notwendige Spannung von 3.000 Volt nicht erreicht. Besonders im strengen Winter müssen dann die Zugbegleiter Steinkohle auf die Öfen legen um für angenehme Temperaturen im Abteil und für heißes Wasser im Samowar zu sorgen.

Sicherheit in den Zügen wird angesichts des Terrors, der auch um Russland keinen Bogen macht, bei der Russischen Staatsbahn groß geschrieben. Bevor man einen Bahnhof betritt muss jeder Fahrgast durch einen Personenscanner. Anschläge auf Züge zwischen Moskau und Sankt Petersburg gab es schon.

„Auf unser Strecke nach Wladiwostok ist in den letzten Jahren noch nichts passiert.“, sagt Zugbegleiterin Grischina. Dennoch hängen im Zug Hinweistafeln zum Erkennen von Terroraktivitäten. Im Zug patrouillieren immer wieder bewaffnete Milizionäre und Grenzoffiziere und nehmen Personenkontrollen vor. An sämtlichen Brücken und Tunneln, die der Zug nach Wladiwostok passiert, sind Sicherheitseinrichtungen zu sehen. Die Bereiche sind weiträumig mit Zäunen abgesperrt und  Soldaten mit Maschinenpistolen vom Typs Kalaschnikow bewachen Tag und Nacht die sensiblen Objekte.

Lesen Sie im nächsten Teil: Am Baikalsee.

 

 

 

 

.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige

Anzeige

Anzeige