“In meiner Jugend las ich mit Begeisterung das Buch “Die junge Garde” vom bekannten sowjetischen Schriftsteller Fadejew. Seine Handlung spielte im Amurgebiet und damals fragte ich mich, ob ich da jemals hinkomme?”, erinnert sich Eckhard Ruminski. Vor zwei Jahren begann der Politikwissenschaftler seinen Lebenstraum, einmal mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Wladiwostok zu reisen, in die Wirklichkeit umzusetzen. Bereits 2009 begannen seine Planungen für die 9.258 Kilometer lange Fahrt der Superlative.
Ein empfehlenswerter Reisezeitraum ist der Spätherbst. Einerseits deshalb, weil die Reise im Zug unter erträglichen äußeren klimatischen Bedingungen stattfindet. Anderseits zeigt sich Wladiwostok, die grünste Stadt in ganz Russlands, so beurteilen es viele Russen, wegen der Herbstfärbung von einer ganz besonderen Seite. Im Winter ist es in der Region rund um Wladiwostok am Japanischen Meer sehr mild, die Tage sind kurz. Von März bis Juli herrscht Regenzeit, da ist es oft ziemlich ungemütlich.
Vor einigen Tagen begann die Reise von Eckhard Ruminski und seinen Freunden mit der Transsibirischen Eisenbahn. Am Ende des 19. Jahrhunderts begann ihr Bau, zunächst von Tscheljabinsk nach Wladiwostok. Die erste durchgehende Fahrt fand am 1. Oktober 1904 von St. Petersburg über die Mandschurei statt. Ein Jahr später wurde die Strecke auf ausschließlich russischem Staatsgebiet fertiggestellt. 1,5 Millionen Rubel kostet der Bau damals.
Aller zwei Tage rollt kurz vor Mitternacht der legendäre Zug Nummer 2, Rossia aus dem Jaroslawler Bahnhof im Zentrum Moskaus nach Wladiwostok. Es ist die längste durchgehende Eisenbahnverbindung der Welt.
Auf dem architektonisch stilvollen Jaroslawler Bahnhof, der zur Zeit umgebaut wird herrscht Hochbetrieb. Hunderte Menschen strömen in die Vorortbahnen um nach der Arbeit nach Hause zu kommen. Fernreisende bewegen sich vollbepackt auf ihre Bahnsteige. Gepäckwagen sind am Jaroslawler Bahnhof nicht zu bekommen. Dafür bieten Moskauer Obdachlose ihre Dienste an. Mit Holzkarren und kleinen Handwagen transportieren sie Koffer, Taschen und Pakete zum Bahnsteig. 200 Rubel pro Gepäckstück für Ausländer, das sind umgerechnet 5 Euro, verlangen die Gepäckträger für ihre Dienste, Einheimische zahlen etwas weniger.
Hinter einer Elektrolokomotive hängen zwei Gepäck- und Postwagen, dann folgen 17 Personenwagen. Noch vor einigen Jahren fuhren auf der Strecke die russlandtypischen grünen Wagons mit dem markanten beigefarbenen Querstreifen, die in der ehemaligen DDR in Ammendorf gebaut wurden. Heute haben die Russen hochmoderne und klimatisierte rot – blaue Reisewagen mit Fernseh- und Audioanlage in den Abteilen in den Dienst gestellt. Gebaut werden die Wagons im Twersk, einer Stadt nördlich von Moskau.
Die einfache Zugfahrt von Moskau nach Wladiwostok kostet umgerechnet 268 Euro. Je nach Klasse gibt es unterschiedliche Preise für Schlaf- und Liegewagen. Im Schlafwagen befinden sich Abteile, in den sich zwei Betten und ein Fernseher untergebracht sind. Ein Abteil mit Dusche und einem Bügeleisen zählen zum Luxus dieses Wagons. Nicht ganz so komfortabel geht es im Liegewagen zu. Insgesamt 32 Reisende können in den Vier – Mann Abteilen untergebracht werden. Das rund 3,5 Quadratmeter große Abteil ist nicht gerade üppig, doch wenn am Abend Gitarrenklänge laut und Volksliedern gesungen werden, dann haben da auch mal 12 Menschen verschiedener Nationen Platz. Auf kleines Handwaschbecken mit warmen Wasser reduziert sich der Komfort in dieser Klasse, dafür kostet der Platz im Abteil von Moskau nach Wladiwostok nur umgerechnet 230 Euro.
Noch etwas enger wird es im “Platzkartenwagon”. Drei Liegeplätze befinden sich übereinander, Trennwände gibt es hier nicht. Insgesamt 52 Reisende können in diesem Wagon untergebracht werden. Gut 100 Euro kostet der Liegeplatz bis Wladiwostok.
Sieben Tage nicht duschen, da mag der eine oder andere die Nase rümpfen. Doch mit ein bisschen Glück, einem freundlichen Wagonchef und 150 Rubel öffnen sich auch für Reisenden der zweiten und dritten Kategorie die Türen der Dusche im 1. Klasse Wagen.
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faszienieren ihr berich, bin erst heute wieder daruaf gestoßen, werde ihn öfter lesen, gruß i. neumann