Im Zug Nr. 2 befindet sich ein Restaurantwagen, der täglich von 9.00 Uhr bis 23.00 Uhr geöffnet hat. Auch wenn er in einigen äußerlichen Details nicht gerade einladend wirkt, bereiten die russischen Köche sehr leckere Speisen zu. Während früher ausschließlich landestypische Gerichte angeboten wurden, hat sich der Küchenchef inzwischen auch auf die vielen internationalen Touristen im Zug eingestellt. Immer mehr mitteleuropäische Gerichte, wie sizilianisches Steaks und Bouletten sind auf der Speisekarte zu finden. Eins hat sich jedoch nicht geändert: seit eh und je wird den Gästen vor dem Essen auf Wunsch eine Glaskaraffe mit Wodka serviert.
In der kleinen Küche des Wagens schwitzen zwei Köche, schneiden Weißkraut für den russischen Borschtsch, braten Steaks und waschen ab. Für 15 Euro kann man zu zweit gut essen. Zehn Prozent Servicegebühr verlangen die Kellner auf den Rechnungsbetrag. Auf Wunsch werden Speisen auch am Platz serviert. Gut gekühltes Bier der bekannten Marke Baltika, das in 40 Länder der Welt geliefert, ist in der rollenden Küche ausreichend vorhanden.
Viele original russische Speisen können aber auch während der Zug Halte auf den Bahnhöfen erworben werden. Auf der über 9.000 Kilometer langen Fahrt hält der Zug auf rund 50 Bahnhöfen meist für 20 bis 30 Minuten. Die Passagiere rauchen eine Zigarette, vertreten sich die Füße oder frischen ihren Reiseproviant auf.
Sobald ein Fernzug in einen Bahnhof herein rollt, bauen zumeist Frauen kleinen Stände auf und bieten allerlei Lebensmittel an: frisches Brot, Butter, Piroggen, Wareniki, das sind gefüllte Teigtaschen mit verschiedenen Füllungen, Pelemeni, frischen Knoblauch, Tomaten, Gurken, also nahezu alles, was auf einen gut gedeckten Tisch gehört. In wenigen Augenblicken entwickelt sich auf dem Bahnsteig eine perfekte Marktsituation, wo probiert, gefeilscht und verhandelt wird.
Einen besonderen Leckerbissen konnte man auf dem Bahnsteig der Station Slujdjanka 1 kaufen, dort wurde geräucherten Omul angeboten. Das ist der berühmte Baikalfisch, der im ältesten und tiefsten Binnensee der Welt gefangen wird – ein wahrer Gaumengenuss.
Nach alter Tradition steht in jedem Wagon ein blitze blank geputzter Samowar. Rund um die Uhr brodelt in ihm heißes Wasser für Tee, Kaffee oder für eine Fertigsuppe.
Jedenfalls muss kein Reisender auf der langen Eisenbahnroute an Hunger oder mangelnder Abwechslung im Speiseplan leiden.
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