Unterwegs mit der Transsibierischen Eisenbahn. (4)

24. September 2011
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Nach drei Tagen rollen die 17 Wagons des Zugs Nr. 2 aus Moskau in den frühen Morgenstunden fast in Schrittgeschwindigkeit gemächlich über eine fast 2 Kilometer lange Brücke. Sie überquert die Angara, dem knapp 2.000 Kilometer langem Fluss, der dem Baikalsee entspringt und über den Jenissei in das Nordpolarmeer fließt. Irkutsk ist erreicht! Die Stadt und viele ihrer Bewohner schlafen um diese Zeit noch. Nur einige Feiernde vom Vorabend sind in der Bahnhofsgegend  zu sehen. Auch im Wagon Nummer 4 schlafen nahezu alle Passagiere.  Nur Natalja Grischina, die diensthabende Zugbegleitern ist hellwach. Sie hat sich 30 Minuten vor Ankunft ihren Wecker gestellt, Dienst ist Dienst! Für einige Studenten endet in Irkutsk die Fahrt mit dem Rossia, sie steigen um und reisen weiter über die Mongolei nach Peking.

Der magisch anziehende Baikalsee.

 

Nach rund 70 Kilometern Weiterfahrt ist der weltberühmte und für die Russen „heilige See“ in Sicht. Die Morgensonne spiegelt sich auf seiner Oberfläche – ein atemberaubender Anblick.

Der Baikalsee ist der älteste und zugleich mit 1.637 Metern der tiefste Binnensee der Welt. 636 Kilometer misst er an der längsten Stelle und rund 80 Kilometer ist der Baikalsee breit. Zwanzig Prozent aller oberirdischen Süßwasserreserven der Welt befinden sich in ihm. Um sich vorzustellen wie viel Wasser das ist, soll folgender Vergleich dienen. Alle Flüsse der Welt müssten ein Jahr in den Baikal fließen, um ihn zu füllen.

 

Rund 3.500 Tier- und Pflanzengattungen trifft man an diesem See an, darunter sogenannte endemische Arten. Das sind Familien von Lebewesen die ausschließlich am Baikalsee existieren. So beispielsweise der berühmte Omul, eine Art Lachsfisch. Auf Bahnhöfen, an denen die Transsibirische Bahn rund um den Baikal  stoppt, wird der Lachsfisch in verschiedenen Variationen zum Kauf angeboten. Vier geräucherte Fische kosten 250 Rubel, das sind rund 6,50 Euro – eine äußerst sinnvolle Investition.

Das Wasser des Baikals ist so klar, dass man mit einem Teleobjektiv aus dem Zug heraus die Steine in rund 40 Zentimeter Tiefe deutlich erkennen kann.

Besonders berühmt ist die Baikalrobbe. Vor hunderten Jahren kam sie vom nördlichen Polarmeer durch die Flüsse Jenissei und Angara in den Baikalsee. Wie sie es geschafft hat, sich vom Salzwasser des Nordpolarmeers auf das Süßwasser umzustellen ist auch heute für Wissenschaftler noch ein Rätsel. Im Winter ist der Baikal über ein Meter tief zugefroren. In dieser Zeit nutzen ihn die Menschen als Verkehrsweg.

Ein Häuschen am Baikalsee.

 

Knapp fünf Stunden lang rollt die Transsibirische Eisenbahn an den Ufern des Sees entlang. Immer wieder sieht man kleine Zuflüsse, die aus dem angrenzenden Gebirge in den Baikal münden. Die weiten Strände sind leer. Ab und an sieht man Familien, die ein Feuer entfacht haben und Fische braten. Langeweile kommt bei der Fahrt am Bailkalsee entlang nicht auf. Er zieht die Blicke der Reisenden, die am Fenster stehen und auf ihn blicken, förmlich an und das über Stunden.

One Response to Unterwegs mit der Transsibierischen Eisenbahn. (4)

  1. neumann
    18. Dezember 2011 at 21:38

    ein dankeschön für diesen interessanten bericht.
    wir sind 1986 mit einem flamingoroten skoda von schulzendorf bis jrevan gefahren, waren 5 wochen unterwegs und 11000 km, es war ein herrlicher urlaub, es ist ein wunderbares land, das häuschen am baikalsee ist auch etwas schönes. gruß ingrid neumann

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