Kita – Namensstreit: Nachdem am Dienstag im Sozialausschuss die Fetzen flogen ist ein Kompromiss in Sicht!

22. Januar 2011
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Für viel Wirbel sorgte im Dezember die  Umbenennung der Kita Waldfrieden in Kita Hollerbusch durch den Kitaausschuss. Die Kitaleitung und die  Eltern vertraten die Ansicht, dass der Name Waldfrieden nicht ausreichend die Ziele und Schwerpunkte  der Einrichtung wiederspiegelt.

„Die Kinder assoziieren mit diesem Wort Ruhe, leise sein, keinen stören. Diese Begriffe passen nicht zu einer Kita und nicht zu unserer Pädagogik. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir einen neuen Namen brauchen.”, hieß es in einem Vorabauszug der Kitakonzeption. Doch nicht  alle Eltern, deren Nachwuchs bald in das neue Zuhause einziehen werden, teilen diese  Ansicht. „Die Namensänderung ist eine Sache, die mehr von den Erziehern und einigen Eltern ausging. Mir und meinem Kind ist es egal, wie die Kita künftig heißen wird.”, erklärte eine junge Mutti  gegenüber Schulzendorfer.de.

Als Gemeindevertreter  von der Namensänderung erfuhren legten sie ihr Veto ein. Ihrer Überzeugung nach gehört das Thema auf den Tisch der Parlamentarier, schließlich handelt es sich um eine Einrichtung der Gemeinde. Bürgermeister Markus Mücke sah das anders. Er war davon ausgegangen, dass es sich bei der Namensgebung um ein Geschäft der Verwaltung handele.

Anfang Dezember beschlossen die Gemeindevertreter, dass über die Namensänderung in den Ausschüssen und im Schulzendorfer Parlament entschieden wird.

Daraufhin wandte sich am 13. Dezember das Erzieherteam der Kindertagesstätte in einem Brief an alle Abgeordneten. Darin riefen sie die Gemeindevertreter auf, den Beschluss des Kitaausschusses zur Namensänderung zu respektieren und auf Bevormundungen zu verzichten. „Gemeindevertreter, die sich weder mit der Motivation zur Namensänderung noch mit der Kitakonzeption auseinandergesetzt haben, sind unserer Ansicht nach nicht geeignet über den Namen der Kita zu befinden.”, hieß es darin.

Doch zu diesem Zeitpunkt existierte überhaupt noch keine schriftliche Konzeption, mit der sich die Gemeindevertreter hätten auseinandersetzen können. Erst Anfang Januar 2011 wurde ihnen ein 14 seitiger „Vorabauszug der Konzeption der Kita Hollerbusch “, datiert vom 7. Januar, übergeben. Kenner der Materie halten ihn für oberflächlich, beurteilen ihn als „nicht rund” und mit vielen offenen Fragen behaftet.

Im Sozialausschuss am letzten Dienstag flogen dann in Sachen der Namensänderung die Fetzen.  Hitzig und kontrovers wurde debattiert. Kitaleiterin Sylke Bertholdt sprach im Zusammenhang mit ihrer Einladung zur Sitzung sogar von verlorener Zeit, weshalb ihr einige  Gemeindevertreter unprofessionelles Auftreten und Respektlosigkeit ankreideten.

Tags darauf im Ortsentwicklungsausschuss hatten sich die Gemüter  dann beruhigt. Ortschronistin Irene Robus ergriff Partei für die Beibehaltung des Namens Waldfrieden. „Es gibt wenig historische Gebäude in Schulzendorf, eines davon ist der Waldfrieden. Allen Schulzendorfern ist der Waldfrieden ein Begriff. Aus geschichtlichen Gründen sollte der Name erhalten bleiben.”, so die Historikerin.

„Es wurde bislang weder von Frau Bertholdt noch von den Eltern substantiiert begründet, warum diese Umbenennung notwendig ist. Solange das nicht geschehen ist, sehe ich keinen Grund für eine Umbenennung der Kita.”,  resümierte Daniel Wiesenthal (Die Linke).

Einen Kompromissvorschlag unterbreitete dann Andrea Goymann (Bündnis 90/Grüne). „Ein Bild der Vergangenheit muss man nicht auslöschen. Beide Namen, Waldfrieden und Hollerbusch können gleichberechtigt und nebeneinander existieren.”, so die Politikerin. Der Name Waldfrieden soll dabei in geeigneter Weise vor Ort dokumentiert werden.

Die Mehrzahl der Gemeindevertreter, die Kitaerzieherinnen und Eltern signalisierten Wohlgefallen für den Vorschlag. Auch die Ortschronisten können sich mit dem Kompromiss anfreunden. Und die Kleinsten, die in dieses geschichtsträchtige Haus einziehen und sich prächtig wohlfühlen werden, wären bestimmt auch dafür!

10 Responses to Kita – Namensstreit: Nachdem am Dienstag im Sozialausschuss die Fetzen flogen ist ein Kompromiss in Sicht!

  1. simone chall
    11. Februar 2011 at 17:57

    datt geht hier ja zu wie im kindergarten –

    für mich hört sich ” waldfrieden” wie ein friedhof an und nicht ein haus wo lachende tobenden kinder spielen und für’s leben lernen.(nur mal kurz dazu)
    das haus sieht so freundlich und nett von außen aus und ich denke einen namensänderung hat der um-und ausbau der kita verdient.
    kita hollerbusch im haus waldfrieden – das wäre sinnig

  2. 007
    25. Januar 2011 at 18:02

    Großes Lob Frau Goymann, was andere führende Köpfe unserer Gemeinde nicht schaffen, das bewerkstelligen Sie mit einem ganz pragmatischen Vorschlag. Meine Anerkennung!

  3. Andrea Goymann
    24. Januar 2011 at 21:14

    Von einer Ausschusssitzung einmal abgesehen, war „Kita Hollerbusch im Haus Waldfrieden“ nie als Name im Gespräch. Ich hatte diese Worte lediglich als Resumé zu einem Vorschlag gebraucht, der bedeutete, beide zu ihrem Recht kommen zu lassen: Die neu gestaltete Kita namens „Hollerbusch“ im traditionsreichen Gebäude namens „Waldfrieden“.

    Es ist ja nicht ungewöhnlich, dass ein Gebäude anders bezeichnet ist, als ein für eine gewisse Zeit darin befindlicher Betrieb. (Auch der Deutsche Bundestag ist nicht identisch mit dem Gebäude Reichstag, in dem seine Sitzungen stattfinden). Nutzung und Gebäude müssen nicht dergleichen Namensgebung unterliegen. Und das sollten sie hier auch nicht: Historisches Bewusstsein und die Pflege historischer Güter dürfen sich nicht auf Denk- und Mahnmale sowie Friedhöfe beschränken. Sie müssen den natürlichen und sozialen Lebensraum dort, wo es sich anbietet, einbeziehen. Genausowenig kann man von einer Kita, die einen Neustart macht, verlangen, sich an einem tradierten Namen zu orientieren, der so allgemein gehalten ist, dass man daraus nur wenig spezifisch Identitätsbildendes gewinnen kann. Die Kita muss sich für sich und im Umfeld der anderen Kitas definieren. Dabei sollte sie in der Namensgebung frei sein.

    Für meinen Geschmack klingt „Waldfrieden“ sehr schön, aber für eine Kita nicht schwungvoll genug. Ich hoffe allerdings, es war ein Irrtum, als es so schien, als würden in der Debatte Kinder vorgeschoben für Interessen von Erwachsenen. Zeitweise konnte man den Eindruck gewinnen, dass die Auseinandersetzung womöglich nach einem erzielten Kompromiss weitergeht, nämlich hinsichtlich der Ausführung. Man soll nicht auf alles hören, was gemunkelt wird, aber manchmal ist Vorsicht besser als Nachsicht.
    Deshalb mache ich jetzt – entgegen meiner ursprünglichen Absicht – doch noch konkrete Umsetzungsvorschläge:

    1. Im Haus werden an geeigneter Stelle
    a) die Schwerpunkte des Kita-Konzepts präsentiert
    b) eine Dokumentation zum Werdegang des Hauses ausgehängt.

    2. Außen wird
    c) über der Eingangstür der Schriftzug Haus Waldfrieden und neben der Eingangstür in Augenhöhe ein Schild Kita Hollerbusch angebracht.
    d) alternativ: an der Seite zur Herweghstraße der Schriftzug Haus Waldfrieden angebracht und am Eingang zur Kita deren Bezeichnung Hollerbusch.

    Wenn Verwaltung, Kita und Ortschronisten eine Einigung auf eine Verfahrensweise signalisieren könnten, fiele der Gemeindevertretung die Entscheidung über die Namensgebung sicher leichter.

  4. W. Mann
    23. Januar 2011 at 18:12

    – Wer sind denn “Mittendrin” oder “Vater eines Kleinkindes” ? Stänkerer, die nicht einmal ihren Namen nennen.
    – Wenn ich meiner Sache so sicher bin, brauche ich nicht anonym bleiben und um mich beißen. Wer Kritik übt, sollte sie auch vertragen!
    – Wo bleibt die offene Meinungsfreiheit, wenn diese Kommentare zur politischen Schlammschlacht werden? Einen inhaltlich, auf die Sache bezogener Kommentar wäre dienlicher.

    W. Mann

  5. Mitten drin
    23. Januar 2011 at 09:10

    Lob und tosender Beifall an den Vater eines Kitakindes……

  6. Vater eine Kitakindes
    22. Januar 2011 at 23:07

    Der Mehrheit der Linken in Schulzendorf fällt es offenbar schwer zu akzeptieren, dass es inzwischen mündige Bürger gibt, oder wie soll man das Gezeter erklären, dass nicht ihre, sondern die Meinung von Kindern, Eltern und Erziehern zählt, wenn es um den Namen eines Kindergartens geht.
    Warum fällt es ihnen so schwer zu verstehen, warum der Name einer Ausflugsgaststätte nicht zu einem pädagogischen Konzept passt. Sind es vielleicht verklärte Erinnerungen an „Für (Wald)frieden und Sozialismus seid bereit!“?
    Wo war die Stimme der Linken als das marode Haus, eine Hinterlassenschaft der SED Misswirtschaft, jahrelang für Kinder und Erzieher schwer zu ertragende Zustände bot? Ich erinnere an Schimmel, stinkende, verstopfte Toiletten, kaputte Heizkörper und undichte Dächer.
    Ich bin froh, dass wir in einer Demokratie leben, die führende Rolle der SED abgeschafft ist und die Meinung der betroffenen Bürger gehört wird.

  7. Mitten drin...
    22. Januar 2011 at 22:14

    Baaaarg…alles was sich in mir ärgern kann …ärgert sich gerade, warum liebe Schulzendorfer geht ihr nicht zu den zukünftigen Mitarbeitern der Kita und klärt alle noch für euch offenen Fragen. Sie werden Euch bestimmt keine Türen zuwerfen. Ich finde es verwerflich über jemanden oder über etwas zu reden. Geht hin und stellt Eure noch offenen Fragen!!!! Redet MIT ihnen! Übrigens seid ihr dann nicht die ersten, die diesen Schritt gegangen sind.

  8. W. Mann
    22. Januar 2011 at 19:42

    Im Gegensatz zu Herrn Fischer habe ich im Sozialausschuss am 18.01. nicht feststellen können, dass seitens Fr. Berthold das päd. Konzept verständlich und nachvollziehbar erläutert wurde. Es ging ihr nur um das Anliegen zur Namensänderung in Hollerbusch. Einen Widerspruch zwischen dem Konzept und dem Namen Waldfrieden kann ich nach gründlichem Studium nicht erkennen, wenn man das Wort Frieden richtig erklärt. Ich assoziiere mit Frieden friedliebend, rücksichtsvoll, gewaltlos, im Einklang miteinander, mit Natur und Umwelt. Warum passt das nicht zu den Zielen der Konzeption in der von Geborgenheit, Vertrautheit, Bewegung, Ruhe die Rede ist? Will man auf diese Tugenden und Werte des Friedens verzichten? Es erschreckt mich, wenn gestandene Erzieherinnen mit dem Wort Frieden so unüberlegt, geradezu oberflächlich umgehen. Obwohl ich noch etliche Fragen und Hinweise zu der Konzeption hätte, halte ich sie insgesamt für praktikabel und unterstütze das Bildungsanliegen im Sinne Konfuzius. Für eine Namensänderung sehe ich genau wie Herr Wiesenthal eigentlich keinen trifftigen Grund, dennoch halte ich den Kompromiss “Kita Hollerbusch im Haus Waldfrieden” für eine Alternative.

  9. Daniel Wiesenthal
    22. Januar 2011 at 18:09

    Mein Dank geht auch an Frau Robus und Frau Berthold. Ich teile jedoch nicht die Meinung von Herrn Fischer, dass die Herleitung des Namens “Hollerbusch” von Frau Berthold nachvollziehbar erläutert worden ist. Der Vortrag von Ihr hat mich sogar umgestimmt, so dass ich den Kompromissvorschlag aus der Fraktion SPD / Grüne für keine angebrachte Alternative mehr halte.

    Es ist überhaupt nicht geklärt worden, warum denn nun ein neuer Name her muss. Lediglich, dass der Wunsch auf einmal da war. Aber warum war er denn auf einmal da? Und, dass der Name “Hollerbusch” nun besser ist wie Waldfrieden, ist immer mit dem Verweiß auf das Konzept begründet worden. Und genau da liegt der Knackpunkt. Bei allem gebotenen Respekt für Frau Berthold, aber im Dezember mit einem Konzept zu Argumentieren, welches, als Vorabauszug mit dem 7. Januar datiert, offensichtlich erst im Januar erstellt worden ist, halte ich für sehr fragwürdig. Und wenn man sich dann noch die Mühe macht und entgegen des Vorwurfs von Frau Berhold einmal etwas genauer in die “Konzeption” schaut, ergeben sich nur noch mehr Fragen wie Antworten.

    Ich halte die Namensumbenennung für unbegründet und konzeptionell nicht nachvollziehbar. Aber wir wollen mal keinen Elefanten aus einer Mücke machen…..

    Daniel Wiesenthal

  10. Th. Fischer
    22. Januar 2011 at 16:43

    Vielen Dank an Frau Berthold und Frau Robus, die im Ortsentwicklungsausschuss sachlich und ruhig vorgetragen haben. Die Herleitung des neuen Namens aus dem pädagogischen Konzept hat Frau Berthold verständlich und nachvollziehbar erläutert. Frau Robus hat den Wert der Erinnerung an die Geschichte eines der ältesten Gebäude Schulzendorfs deutlich gemacht. Ich denke, unser Vorschlag wird beiden Anliegen gerecht. Vielleicht springt dann auch Herr Wiesenthal (schöe Grüße!) über seinen Schatten.
    thf

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