Fotos, Gängelei, Kontrolle – Bürger unter Beobachtung?

27. März 2014
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Am kommenden Montag treffen sich die Gemeindevertreter zu einer Sondersitzung. Einziger Tagesordnungspunkt, der unter Ausschluss der Öffentlichkeit behandelt wird: “Diskussion zum Verhalten gegenüber Bürgern aus Schulzendorf”.

Eine Familie aus Schulzendorf wandte sich an alle Gemeindevertreter und schrieb eine Dienstaufsichtsbeschwerde an Bürgermeister Markus Mücke, in der sie sich über die Vorgehensweise des Bauamtes beschwerte. Das Ehepaar fühlt sich über viele Monate hinweg von der Gemeindeverwaltung „beschattet“.

Im Zusammenhang mit dem Bau ihres Wohnhauses wurden Fotos geschossen und Notizen gefertigt. „Bei jedem parkenden oder langsam fahrenden Fahrzeugen in Grundstücksnähe fühlt man sich bedrängt.“, klagt die Frau der Familie. Warum die “Beschattung” erfolgte, das hat die Familie nach eigenen Worten nie erfahren.

Bürger unter Beobachtung?

Stehen Bürger aus Schulzendorf unter Beobachtung?

Ein krasser Einzelfall? Offenbar nicht, denn nun wurde ein ähnlicher Vorfall bekannt.

Im Dezember 2013 beobachtete der Nachbar eines Bewohners der Heinrich – Heine – Straße, wie eine Person aus einem blauen Renault Scenic stieg, mehrere Fotos vom Grundstück schoss und sofort wieder verschwand. Über seine Feststellung und das amtliche Kennzeichen setzte er den Grundstücksbesitzer in Kenntnis.

Angesicht der vielen Einbrüche in der Region war der Eigentümer beunruhigt, schließlich könnte es gut sein, dass sein Haus und Hof ausspioniert wurden, um eine Straftat vorzubereiten.

Der Anlieger war umso mehr überrascht als er später erfuhr, dass die Gemeinde Schulzendorf Fahrzeughalter des blauen Renaults ist. Schließlich wandte sich der Bewohner an Bürgermeister Mücke. Er wollte wissen, warum derartige Aufnahmen geschossen wurden und wofür diese Aufnahmen verwendet werden.

Mückes Antwort folgte prompt: „Meine Mitarbeiter haben einen Hinweis erhalten, dass auf Ihrem Grundstück Lärm verursacht wird, der darauf schließen lassen soll, dass ein Gewerbe ausgeübt wird. Daraufhin hat ein Mitarbeiter vor Ort überprüft, ob es Anzeichen für die Ausübung eines Gewerbes gibt.“

Der Bewohner aus der Heinrich – Heine – Straße schrieb an Mücke zurück: „Ein kurzer Anruf bei mir hätte den Sachverhalt sofort aufgeklärt.“ Bei dieser Art der Kommunikation wären der Verwaltung sogar noch Kosten erspart geblieben.

Es wäre bürgerfreundlicher, wenn sich die Verwaltung als eine Behörde verstehen würde, die offen mit Dingen umgeht, die zu klären sind. Das ungeschickte Vorgehen der Verwaltung betrachten manche Menschen als einen Rückfall in längst vergangen geglaubte Zeiten.

6 Responses to Fotos, Gängelei, Kontrolle – Bürger unter Beobachtung?

  1. B.Hartenstein
    28. März 2014 at 14:28

    Das Ordnungsamt verteilt Gelbe Säcke, obwohl es nicht muss.
    Das Bauamt spielt Detektiv, ist spannender als anrufen.
    Mal sehen, was den anderen Ämtern an Nettigkeiten noch einfällt.
    Wie schön wäre das, wenn doch einfach nur etwas FÜR die Bürger von Schulzendorf getan würde !

  2. Ulli
    28. März 2014 at 11:27

    Ich kann den Bürger/Bürgerin aus der Heine Straße nur zustimmen. Ein Anruf hätte genügt, so verhalten sich normale Menschen. Außerdem beweist ein Foto, auf dem keine Tätigkeiten ausgeübt werden längst nicht, dass kein Gewerbe betrieben wird. Wer legt denn solche Maßnahmen eigentlich fest. Denken sich das die Mitarbeiter selber aus, wird das angewiesen?

  3. Nobody
    27. März 2014 at 21:24

    Vielleicht wollte man ja versuchen die Sache ohne Aufsehen zu klären.
    Dennoch kann auch ich solche Stasimethoden nicht gutheißen.
    Es muß doch auch in der Verwaltung soviel Verstand vorhanden sein, zu wissen, dass auch der Beobachter beobachtet werden kann…mit entsprechenden Folgen wie man am Beispiel hier lesen kann.

    Wenn es Beschwerden von Bürgern über Bürger gibt, so würde ich als Amt auch direkt den Delinquenten fragen was los ist und nicht solche Heimlichaktionen starten. Vor allem würde ich selber, wenn es mich denn stört, den Lärmverursacher aufsuchen und zur Rede stellen und ihn nicht gleich beim Amt anschwärzen. Furchtbar diese Ellenbogengesellschaft!

  4. BingeLaden
    27. März 2014 at 19:36

    @Murks:Da bin ich völlig auf Ihrer Seite. Kann man denn nicht an der Tür klingeln und sagen ich muss hier Dinge fotografieren, weil … Heinrich Heine Straße, muss ein Bewohner tagelang in Angst leben, weil er glaubt sein Grundstück wird von Banditen beobachtet. Das alles ist völlig krank!

  5. Murks
    27. März 2014 at 18:20

    Gehören verdeckte Ermittlungen wirklich zu den Aufgaben einer Kommunalverwaltung? Incognito untersuchen muss man doch nur, wenn man das beiseite Schaffen von Straftatbeständen befürchtet – und dazu befugt ist. Bei zu starkem Lärm dagegen scheint es eher das Ziel zu sein, dass er abgestellt wird – oder?

    Der letzte Absatz der Redaktion trifft den Nagel auf den Kopf und ist hervorragend formuliert.

  6. Obelix
    27. März 2014 at 18:05

    Es ist einfach nicht zu fassen was dieser Mensch in unserem Ort veranstaltet! Es schreit zum Himmel! Obelix seine Nase wird wohl nie heilen! Wann hat es ein Ende??? Denke solche Menschen”kann sich jeder denken wer” hätten in jedem System nen Maxen gemacht ob Braun ob Rot und jetzt in einer Demokratischen Diktatur des Geldes! Wiederhole es immer wieder”arm arm armselig” halt Schreibtischtäter ohne Gewissen!!!!

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