Stolpersteine – Gedenken im Ortszentrum

31. Juli 2025
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Schulzendorf. Am 22.08., 12 Uhr werden im Schulzendorfer Ortszentrum vor dem Rathaus zwei Stolpersteine eingeweiht. Diese kleinen, quadratischen Gedenktafeln aus Messing sind eine besondere Form des Nachdenkens und sollen an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Mit diesem Projekt soll die Geschichte der Familie Israel gewürdigt werden. Alle Gemeindevertreter sind zur Feierstunde eingeladen.

Stolpersteine sollen bezwecken, dass man beim Gehen kurz innehält, um den Text zu lesen. (Symbolfoto)

Stolpersteine sollen bezwecken, dass man beim Gehen kurz innehält, um den Text zu lesen. (Symbolfoto)

Die Stolpersteine ehren Richard Israel und seine Frau Bianca. Richard Israel war eine angesehene Persönlichkeit in Schulzendorf. 1899 gründete er nicht nur eine vierklassige Schule, sondern auch eine Spielschule für Kinder in der Gemeinde. Dank seines Engagements wurde Schulzendorf 1911 an das Stromnetz und die Trinkwasserversorgung angeschlossen. Viele Einwohner standen in seinem Gut in Lohn und Brot, und sein Wirken trug maßgeblich zur Entwicklung des Ortes bei.

1943 wurde die Familie Israel aufgrund ihrer jüdischen Herkunft in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Richard Israel verstarb dort kurz nach seiner Ankunft, vermutlich an einer Lungenentzündung. Seine Frau Bianca überlebte die Deportation, emigrierte in die USA und verstarb später in Hannover. Trotz des tragischen Schicksals sind die Verdienste beider für Schulzendorf unbestritten und werden durch die Stolpersteine gewürdigt.

Während das Gedenken an die Opfer im Mittelpunkt steht, ist das Thema auch in der Gemeinde nicht frei von Kontroversen. Schulzendorfer kritisieren den Urenkel und Erbenverwalter der Israels, Jochen Palenker, der nach dem Fall der Mauer beim Verkauf zahlreicher Grundstücke in der Gemeinde eine unrühmliche Rolle spielte. Besonders die Vorgehensweise im Zusammenhang mit Rückübertragungsansprüchen und die Forderung von 10.000 Euro für die Streichung von Vorkaufsrechten wurden öffentlich kritisiert. Zudem wurden Palenker Verstrickungen im Skandal um den „Weißen Fleck“ in der Illgenstraße nachgesagt, wo er mehrere Stadtvillen errichtete.

Aktuell plant Palenker den Bau einer neuen Villa in der Freiligrathstraße, was in der Gemeinde für Gesprächsstoff sorgt. Trotz dieser Kontroversen bleibt das Gedenken an die Familie Israel ein wichtiger Schritt, um die Geschichte und die Opfer des Nationalsozialismus in Schulzendorf lebendig zu halten.

Der Verlegung der Stolpersteine am Samstag wird somit nicht nur eine Erinnerung an die Vergangenheit sein, sondern auch ein Zeichen für den respektvollen Umgang mit der Geschichte und den Menschen, die hier lebten.

KORREKTUR: In einer früheren Version des Artikels schrieben wir versehentlich, dass die Einweihung der Stolpersteine am Samstag, 2. August, stattfindet. Das war falsch! Wir haben den Fehler korrigiert.

8 Responses to Stolpersteine – Gedenken im Ortszentrum

  1. Redaktion
    10. August 2025 at 17:33

    Gemäß unserer Nutzungsbedingungen werden Zuschriften per E-Mail als Leserbriefe angesehen und können veröffentlicht werden.
    Wir veröffentlichen hier einen Leserbrief der Ortschronisten:

    „Sehr geehrter Herr Wolff, Infolge Ihres Artikels „Stolpersteine – Gedenken im Ortszentrum“ werden auf Ihrer Internetseite „Schulzendorfer.de“ Verschwörungshypothesen über die AG Ortschronisten Schulzendorf verbreitet.
    Wir weisen darauf hin, dass die Initiative für das Verlegen der Stolpersteine nicht von den Ortschronisten ausgegangen ist. Wir waren auch nicht an der Vorbereitung dieser Aktion beteiligt.
    Entsprechend unserer Geschäftsordnung (BS/GV/08/22 vom 17.06.2022 – einsehbar im Bürgerinformationssystem) sind wir zur objektiven, unparteilichen Aufzeichnung des Ortsgeschehens verpflichtet. Dementsprechend gibt es auch keine aktive Zusammenarbeit der Ortschronisten mit einer Partei oder Interessensgruppe.

    Mit freundlichen Grüßen
    Im Auftrag der AG Ortschronisten Schulzendorf
    Dr. Jürgen Krägel“

  2. Beobachter
    2. August 2025 at 19:13

    Das wird ja immer schöner: “Anonym” fordert eine Neutralität der Verwaltung.
    Gegenüber Nazis und deren Verbrechen kann und darf es keine Neutralität geben. Der Ort für Stolpersteine ist gut gewählt.

  3. Insider
    1. August 2025 at 17:15

    Ich teile die Sicht von Susi. Diese Gedenksteine sind nicht nötig, es existiert bereits angemessenes Gedenken an Familie Israel. Der Aktionismus der Ortschronisten, die diese Aktion mit Unterstützung der Linken angeschoben haben, ist unangebracht.

  4. Anonym
    1. August 2025 at 16:47

    Ergänzung – und man sollte das Hamburger Rathaus nicht mit dem Schulzendorfer Rathaus vergleichen.

  5. Anonym
    1. August 2025 at 16:45

    Wo können Stolpersteine verlegt werden?
    Stolpersteine können theoretisch überall dort verlegt werden, wo die Nationalsozialisten zwischen 1933 und 1945 ihre Verbrechen begingen und Menschen verfolgt, gedemütigt oder ermordet haben. Voraussetzung für eine Verlegung ist die Genehmigung der Stadt, da Stolpersteine (bis auf wenige Ausnahmen) öffentlichen f Grund verlegt werden.

    Stolpersteine werden immer vor dem letzten freiwillig gewählten Wohnort verlegt. Ausnahmen können Schulen, Universitäten, Synagogen oder ähnliches bilden, wo die Menschen einst auch ihren Lebensmittelpunkt hatten.

    Auf keinen Fall vor einem Rathaus. Das gebietet die Neutralität einer Verwaltung.

  6. Susi
    1. August 2025 at 14:19

    Ich halte davon überhaupt nichts. Herr Israel hat mit Verleihung eines Straßennamens die höchst mögliche Anerkennung in SD erhalten.

    Stolpersteine sind kleine Anerkennung in der Stadt , vor Gebäude, wo Personen gewirkt oder gelebt haben. Hierzu gibt es in Schulzendorf keinen Bezug beim Rathaus. Scheinbar muss aber Tredi auch in Schulzendorf in sein.

  7. Andreas Haselow
    1. August 2025 at 09:09

    Mit dem (zeitlichen) Abstand steigt das Engagement – In Stolpervermeidung der Gegenwart macht uns Deutschen Niemand etwas vor.
    Wir haben ja unsere Vergangenheit und “Nie wieder ist jetzt”-Phrasen an der wir uns wohlfeil und gratismutig bis zum Untergang halten um danach sagen zu können:
    “Davon haben wir nichts gewusst” – “Mit dem Wissen von heute” – “Wenn wir Das gewussst hätten … “

  8. 31. Juli 2025 at 19:13

    Hat alles seine Berechtigung, aber ich wäre dafür die echten, aktuellen Stolpersteine auch in den Blick zu nehmen, statt betroffen in die Vergangenheit zu blicken. Manche haben den Schuss eben einfach immer noch nicht gehört. Es ist zum Verzweifeln. Lieber benennen wir die Grundschule, die nach KZ Insassen benannt war, in Blümchen um und stolpern ins Rathaus. Man man man. Bananenrepublik!

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