Ist Thomas Drescher wirklich der richtige Sozialdezernent?

28. November 2020
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Landrat Stephan Loge (SPD) hat mit seiner Absicht, Dr. Thomas Drescher auf den Stuhl des Dezernenten für Soziales, Jugend, Gesundheit und Kultur in Dahme-Spreewald zu setzen, in Teilen der Bürgerschaft für große Bestürzung gesorgt.

Dr. Thomas Drescher (re.), mit Schulzendorfs Bürgermeister Mücke (SPD-nominiert) bei einem Schulkonzert (Foto: mwBild)

Dr. Thomas Drescher (re.), mit Schulzendorfs Bürgermeister Mücke (SPD-nominiert) bei einem Schulkonzert (Foto: mwBild)

Ist Drescher wirklich erste Wahl? Der Schulzendorfer hat den Check gemacht:

Drescher folgte im Herbst 2014 nach der Landtagswahl dem Ruf von Bildungsminister Günther Baaske (SPD), er wurde Staatssekretär im Bildungsressort. Nach der Landtagswahl im September 2019 wurde er von Bildungsministerin Britta Ernst, die seit 2017 das Ministerium leitet, mit nur 51 Jahren ausrangiert, oder netter formuliert, in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Was wohl nicht daran lag, dass Drescher außerordentliche Erfolge als Bildungsstaatssekretär vorweisen konnte.

Seine Karriere ist von Affären begleitet.

Affäre: Schülerdrohungen

Im März 2010, zu diesem Zeitpunkt war er Schulleiter der „Paul Dessau Gesamtschule mit musikbetonter Oberstufe“ in Zeuthen, machte er mit Drohungen gegenüber Schülern auf sich aufmerksam. Das Schulamt musste einschreiten.

Bei einem Konzert, das von einem Förderverein veranstaltet wurde, setzten sich Schüler mit einer Unterschriftensammlung für die Fortführung der Verträge zweier Honorarkräfte ein. Man fürchtete und kritisierte den möglichen Wegfall der Stellen.

Schüler im "Kreuzverhör" - Symbolbild

Schüler im “Kreuzverhör” – Symbolbild

Zwei Tage später nahm Drescher die Schüler der 13. Klassen, die am Konzert teilnahmen, in das „Kreuzverhör“. Er wollte wissen, wer von der „Aktion mit den Unterschriften“ wusste und soll all diejenigen Konsequenzen angedroht haben, die sich an der Initiative beteiligt hatten. Und das zu einem Zeitpunkt, als für das Abitur bedeutende Klausuren anstanden.

Daraufhin wurde in einer an das Schulamt gerichteten Dienstaufsichtsbeschwerde, die dem Schulzendorfer vorliegt, ein Befangenheitsantrag gegen Drescher gestellt.

Darin wird er so zitiert: „„Es war sehr unklug von Euch, eine solche Äußerung in der Vorabiturzeit und vor den anstehenden Prüfungen zu machen. Außerdem war es sehr unklug, mich als Prüfungsvorsitzenden so anzugreifen.“

Affäre: Unzulässige Wahlkampfhilfe

2017 griff Drescher als Staatssekretär in den Bürgermeister Wahlkampf von Martina Mieritz (SPD) in Zeuthen ein. Ihm sollte, angesichts mieser Umfragewerte der SPD-Pannen Politikerin, offenbar neuer Schub verliehen werden.

Mieritz lud zum „Forum Bildung“ ein und kündigte auf Plakaten „Staatssekretär Dr. Thomas Drescher“ an.

Martina Mieritz mit Staatssekretär Drescher im SPD-Wahlkampf (Foto: mwBild)

Martina Mieritz mit Staatssekretär Drescher im SPD-Wahlkampf (Foto: mwBild)

Und das, obwohl Beamte dem ganzen Volk und nicht einer Partei oder einem Politiker dienen sollen, so steht es im Beamtenstatusgesetz. Drescher wäre zur politischen Neutralität und zur äußersten Zurückhaltung in Wahlkämpfen verpflichtet gewesen.

Affäre: Abgesagte Podiumsdiskussion

Kurz nach den G-20 Krawallen in Hamburg unterlief Drescher eine peinliche Panne, die sogar Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) verärgerte.

Der Landesschülerrat hatte kurzfristig eine Podiumsdiskussion mit Erstwählern im Regierungssitz abgesagt. Grund waren Hinweise aus dem Bildungsministerium, wonach die Sicherheit der Teilnehmer nicht gewährleistet werden könne. Mehrere Antifa-Gruppen hatten Protest angekündigt.

In Polizeikreisen sorgte der Vorgang für Lächeln und Kopfschütteln.

Geht es um Dreschers Kompetenz oder um Versorgungsmentalität?

Thomas Drescher ist studierter Chemiker und besitzt zweifelsohne Erfahrungen im Bildungsbereich.

Doch die Ressorts Soziales, Jugend, Gesundheit und Kultur dürften für ihn Neuland sein. Bildung ist in dem von ihm zu besetzenden Dezernat nicht angesiedelt.

Karl Uwe Fuchs (FDP)

„Es ist erklärungsbedürftig, welche Kompetenzen und Erfahrungen Dr. Drescher im Gesundheitswesen, im Bereich des Jobcenters und der Flüchtlingsangelegenheiten haben soll. Dafür wäre er nämlich zuständig“, sagt Karl Uwe Fuchs, Vizepräsident des Kreistages Dahme-Spreewald und stellvertretender Vorsitzender der CDU/FDP/Bauern-Fraktion.

Der FDP-Politiker weiter: „Der Personalvorschlag von Landrat Stephan Loge überrascht doch erheblich und wirft viele Fragen auf. Jemand, der als Staatssekretär im Bildungsministerium bewusst entlassen wurde, soll ein geeigneter Beigeordneter für unseren Landkreis sein? Scheinbar hat der Landrat hierbei aber andere Ansprüche. Wenn Bürger dabei an Versorgungsmentalität denken, kann man dem schwer etwas entgegenhalten.“

Thomas Drescher werden allerbeste Beziehungen zu Stephan Loge nachgesagt. Es gibt Stimmen, nach denen er den Stuhl des Landrates im Auge haben soll.

Das Stühlerücken in Lübben hat begonnen.(sr/mw)

8 Responses to Ist Thomas Drescher wirklich der richtige Sozialdezernent?

  1. Der Zeuthener
    2. Dezember 2020 at 14:12

    Warum fällt mir bei SPD gleich die MAZ ein?! hmmmm :-)

  2. Dr. Dieter Füting
    1. Dezember 2020 at 15:47

    GLEICHE BRÜDER GLEICHE KAPPEN?

    Es ist die Angst der SPD um die Macht, die Landrat Loge rumtreibt. Doch wer Angst hat, macht schnell Fehler. Landrat Loge weiß das nur zu gut. Zu viele Fehler, zu viele falsche Entscheidungen. Und nun wieder eine. Wie peinlich. Denn für ein Ressort Soziales, Jugend, Gesundheit und Kultur, braucht man mehr als nur ein “nettes Schwänzchen”. Das habe ich auch. Trotzdem komme ich nicht ins Spiel. Dabei bin ich noch nicht einmal irgendwo entlassen worden. Nicht einmal als Staatssekretär im Bildungswesen. Und gerade hierfür war ich bestens geeignet. Aber leider, ich habe kein Parteibuch, schon gar nicht ein SPD – Parteibuch. Ich bin für immer raus. Lübben ist für mich weiter weg als der Mond.

  3. Lärmgegner
    1. Dezember 2020 at 10:56

    @ ROTE Zorna Die Aussagen kommen mir irgendwie bekannt vor, nur in Schulzendorf und nur über bei Mücke – nur nicht mit dem Schwänzchen.

    Leider haben Handeln, Reden und Aussehen absolut nichts miteinader zu tun. Aber es stimmt, mansch ( Mücke ) sind ohne Parteibuch noch treuer.
    Aber einen Landrat ohne SPD Parteibuch ist nicht vorstellbar.

  4. Lärmgegner
    30. November 2020 at 15:29

    @ ROTE Zorna Ohne Parteibuch läuft in diesem Lande nichts ! Platzeck und die jetzige Büroleiterin Staatskanzlei und ex VM , haben sich für ihre Pöstchen so schnell ein SPD- Parteibuch zugelegt, da ist jetzes Fluzeug eine Schnecke.

  5. Martin
    29. November 2020 at 19:01

    Als Mitarbeiter des Bildungsministeriums kann ich auch einige Bemerkungen zur laufenden Diskussion beitragen; ich denke Herr Dr. Drescher ist für so eine verantwortungsvolle und komplexe Position leider nicht geeignet. In den 5 Jahren im Bildungsministerium ist es ihm nicht gelungen den notwendigen Rollenwechsel von einem Schulleiter zu einem Staatssekretär zu vollziehen. Sein agieren war in der Regel kleinteilig und lies in dieser Funktion notwendige Abstraktionen vermissen. Darüberhinaus verfügt er kaum über Verwaltungskenntnisse.

  6. Erdbewohner
    29. November 2020 at 10:03

    Genau; widerlich diese Roten :( :(
    Sage nur Dr. Giffey :(

  7. Jörg
    28. November 2020 at 16:45

    Hauptsache, dass richtige Parteibuch

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