Grundstücksverkauf: Bürgermeister Markus Mücke vertraute einer Pralinenfabrikantin bei der Beurteilung von Gemeindeeigentum – Teil 2 (Ende).

4. Juli 2012
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Gleich zwei Mediziner betreuen in dem Gebäude in der Rosa - Luxemburg - Straße 48, dessen baulicher Zustand "immer schlechter" wird, ihre Patienten. (Foto: Wolff)

Einen weiteren Grund, der zum Wertverlust des Grundstückes in der Rosa – Luxemburg – Straße 48 in Höhe von 27.000 Euro führte,  sieht Bürgermeister Mücke in den „Auswirkungen des Flughafens“.

Schulzendorfs Gemeindeoberhaupt beruft sich dabei auf das Gutachten von Dorrit Severin vom 29. Februar 2012 in dem es heißt: „Zum heutigen Zeitpunkt, auch in Anlehnung ähnlicher Entwicklungen in anderen Gebieten, schätzt die Sachverständige eine Minderung des Bodenwertes in Höhe von rund 12 Prozent ein.“

Worauf sich der Abschlag von 12 Prozent konkret begründet und welche „anderen Gebiete“ sie meint, darüber gibt die Sachverständige in ihrer gutachterlichen Einschätzung keine Auskunft.

Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Landkreis Dahme –Spreewald beobachtet den Immobilienmarkt.  Er wertet Kaufpreissammlungen aus und sorgt so für Markttransparenz. Wertprognosen erstellt er nicht.

Der Ausschussvorsitzender Jürgen Kuse widerspricht der allgemeinen Erwartung, dass in den vom Fluglärm betroffenen Gemeinden wie Schulzendorf oder Eichwalde die Preise für Wohnbaugrundstücke zwangsläufig fallen. „Wir können seit Jahren keine sinkenden Preise für unbebaute Wohngrundstücke in Schulzendorf ausmachen. “, so der oberste Grundstücksgutachter im Landkreis. Und Kuse weiter: „ Wir haben in Schulzendorf eine deutlich stärkere Nachfrage bei unbebauten Grundstücken als in den Vorjahren.“

Bestätigt werden Kuses Aussagen durch Auswertungen des Internetportals immowelt.de. Danach stiegen 2012 sogar die Preise für 1.200 qm große Wohngrundstücke in Schulzendorf im Vergleich zum Jahr 2011. Der Bodenrichtwert in Schulzendorf – Mitte liegt seit langem stabil bei 70 Euro/qm. In Neu – Schulzendorf wurde er 2011 im Vergleich zum Vorjahr sogar auf 60 Euro/qm angehoben.

Bei Bestandsimmobilien (Wohnen) können statistisch belastbare Aussagen erst getroffen werden, wenn am künftigen Hauptstadtflughafen tatsächlich geflogen wird. Allerdings, so Jürgen Kuse, hat eine wissenschaftliche Untersuchung im Umland der Flughäfen in Düsseldorf und Hannover gezeigt, dass es bei bestehenden Wohnimmobilien erst zu einem Preisrückgang kommt, wenn im Raum ein Maximalpegel von mehr als 55 dB(A) überschritten wird.

Was bleibt am Ende eines Grundstücksverkaufs, den die Mehrheit der Gemeindevertreter abgesegneten und eine Minderheit kritisierte, weil ihnen der Verkaufspreis zu gering erschien? – Mehr Fragen als Antworten!

Denn Bürgermeister Markus Mücke hat seine eigene Wahrheit. Er erklärte auf Anfrage eines Bürgers in der jüngsten Einwohnerfragestunde: „Die Gutachterin hat festgestellt, dass sich der Zustand des Gebäudes so verschlechtert hat, dass sie den Wert des Grundstückes von vor sieben Jahren nicht mehr so begutachten kann.“  Doch kann die Sachverständige Dorit Severin das fundiert und zweifelsfrei festgestellt haben, wenn sie nach eigenen Aussagen „nur eine äußere Inaugenscheinnahme und keine detaillierte Grundstücksbesichtigung und – zustandsaufnahme “ vorgenommen hat?

Der zwölf prozentige Wertverlust am Bodenwert in der Rosa – Luxemburg – Straße 48 wegen der Nähe zum künftigen Hauptstadtflughafen „Willy Brandt“, den Gutachterin Severin angesetzt hat, ist für sich genommen eine Behauptung ins Blaue hinein.

Was ist das Gutachten der Sachverständigen und Harzer Pralinenfabrikantin Dorit Severin vom 29. Februar 2012 eigentlich wert?

 

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8 Responses to Grundstücksverkauf: Bürgermeister Markus Mücke vertraute einer Pralinenfabrikantin bei der Beurteilung von Gemeindeeigentum – Teil 2 (Ende).

  1. Lutz aus der Münchener Str
    7. Juli 2012 at 08:40

    Also von mir aus hätte die Gemeinde das Haus nebst Grundstück verschenken können, natürlich mit der Maßgabe, daß die Immobilie weiterhin als Arztpraxis genutzt wird.

    Schließlich werden wir alle älter und wer weiß, ob wir in naher oder auch ferner Zukunft noch den Arzt in Berlin in Anspruch nehmen können.

    Ich weiß noch von den Anstrengungen der Gemeindevertretung Schulzendorf zu DDR Zeiten, wo man alles Mögliche versuchte, hier Ärzte anzusiedeln…

    Zum anderen sollte jedem klar sein, daß die Einnahmen eh in den großen “Verwaltungskostensumpf” verschwinden, oder für sinnlose Gutachten ausgegeben werden….

  2. Ein Interessierter
    6. Juli 2012 at 18:37

    Was für eine kuriose Angelegenheit. Der BM “verscherbelt” ein Grundstück und lässt sich das durch den Hauptausschuss genehmigen. Von sieben GV nicken fünf ohne jede Nachfrage oder Kritik das Ganze ab. Das wird natürlich von Seiten kritischer Bürger völlig widerspruchslos hingenommen. Zwei GV äußern ihre Bedenken und stimmen dagegen. Diese beiden müssen sich natürlich den Vorwurf gefallen lassen, zu wenig getan zu haben. Am meisten Kritik an der demokratischen Beschlußfassung kommt natürlich von einem Revolutionär mit der Namensanleihe bei einem terroristischen Anführer. Wie soll man dann wissen, wie Demokratie funktioniert.
    Und eine Frage noch
    @ Hellwach
    Ihre Beiträge erinnern mich fatalerweise an einen Kommentator, der im Kreistag fraktionslos mit seinem StasiNazi-Kumpel und einem Dritten vor sich hindümpelt. Oder könnte es sogar sein, dass Sie ihren Klarnamen vergessen haben? Zumindest nähern Sie sich in Ihren Aussagen dieser Person an.

  3. Stefan Dziewinski
    5. Juli 2012 at 22:45

    Hallo Tim,
    ich bin bei vielen Ihrer Aussagen völlig Ihrer Meinung.

    Was hätte die Gemeinde tun sollen, mit einem Grundstück, das seit Jahren keiner kaufen wollte, jedenfalls nicht zum Preis des Gutachtens von 2005?
    Das hätte sofort den (in diesem Fall einmal gerechtfertigten) Aufschrei der eingefleischten “Mücke-Fans” hervorgebracht, weil der knappen Kasse der mögliche Verkaufserlös nicht zugekommen wäre.
    Über den Kaufpreis an sich bin ich nicht erstaunt, es war offensichtlich kein höherer erzielbar.
    Buchhalterisch ist solch ein Gebäude halt nach 100 Jahren wertlos und real in diesem Falle wahrscheinlich auch, siehe meine Äußerung im ersten Teil dieses Blogs.
    Die Begründung für den Verfall des Preises am Flughafen festzumachen halte ich für unrichtig, eher zählt hier die fehlende Nachfrage und der Zustand der Immobilie.

    Dieter Gronau hat Stärken und vielleicht auch Schwächen.
    Ich mag Ihn wegen seiner Stärken, die er für unseren Ort einsetzt.
    Wie jeder von uns kann er sich zu einer Schwäche äußern und sagen “Das tut mir leid” oder es auch lassen. Auch hier bin ich völlig Ihrer Meinung Tim.

    Übrigens hätte jeder der jetzigen Kritiker das Grundstück, dann natürlich als Schnäppchen, selbst kaufen können.
    Ich hätte es nicht einmal zum Bodenrichtwert gekauft, gerade wegen des 6-stelligen Reparaturstaus und freue mich, dass wir weiterhin eine funktionierende Zahnarztpraxis in dem Gebäude haben werden.

    Mit freundlichen Grüßen
    Stefan Dziewinski

  4. Heike Franke
    5. Juli 2012 at 07:11

    @BingeLaden – also geklatscht hat ja nun keiner. Die Gemeindevertreter war alle erschrocken über den Aussetzer von Herrn Gronau. Also nicht immer alles aufbauschen.

  5. Wolfgang Hellwach
    5. Juli 2012 at 06:30

    @ Kolberg
    Welche Demokratie? Verschleudern von Gemeindeeigentum ist eine Straftat! Und nur Bedenken zu äußern, hat auch nichts mit Demokratie zu tun. Als Kreistagsmitglied der regierenden PArteien wissen Sie genau, welche Möglichkeiten es gibt, dagegen vorzugehen. Sie persönlich haben jedoch nicht alle Mittel ausgeschöpft- vielleicht ist da auch ihr Demokratieverständins durch die Mehrheitsverhältnisse im Kreistag geprägt.

    Ihre Äußerung jedenfalls, ist alles andere als eine gepflegte GV- Aussage, die mehr nach Aufgabe – als nach Lösungen schreit.

  6. Joachim Kolberg
    4. Juli 2012 at 22:26

    @BingeLaden: Ich habe es hier schon mehrfach erklärt. In der Demokratie braucht man Mehrheiten. Die besseren Argumente reichen leider nicht aus. Ich habe (und sicher auch Herr Puhle) in der damaligen Diskussion genau auf die Tatsachen hingewiesen, wie sie hier berichtet werden und meine Bedenken angemeldet. Die Mehrheit der Mitglieder des Hauptausschusses waren anderer Meinung. Das habe ich als Demokrat zu akzeptieren. So, wie ich es einmal erklärt habe, habe ich nach bestem Wissen und Gewissen gestimmt und das hat mit Gewissen beruhigen nun gar nichts zu tun. Was ich außerdem getan habe können Sie u.a. in einem Kommentar von Herrn St. Dziewinski nachlesen.

  7. BingeLaden
    4. Juli 2012 at 21:08

    @Wolfgang Hellwach: Ich stimme Ihnen zu. Wenn Bürger ihre Stimme erheben, dann werden sie, wie in diesem Fall von Herrn Gronau beleidigt. Und alle Gemeindevertreter schauen diesem Theater zu und klatschen am Ende noch. Auch wenn zwei Gemeindevertreter(Kolberg/Puhle) nicht mit jubelten,es hat den Anschein, dass sie das nur taten um ihr Gewissen zuberuhigen.Was außer dagegen gestimmt zu haben haben sie konkret getan? NICHTS! Alles nur Einheitsbrei.

  8. Wolfgang Hellwach
    4. Juli 2012 at 20:36

    Fazit : Ob BER oder Schulzendorf – die Fürsten denken, sie können machen was sie wollen – und sie machen, was sie wollen.

    Das Feigenblatt GV paßt dann auch noch immer – Kämpfer eine aussterbende Gattung findet man nicht oft.

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