Ehrenbürgerschaft: Heinrich Jungebloedt unter NS – Generalverdacht?

2. Februar 2016
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Der Brief eines Bürgers aus der Puschkinstraße hat in der Debatte zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft an den Mosaikkünstler Heinrich Jungebloedt (1894 – 1976) Zündstoff geliefert.

Der Verfasser äußert darin Bedenken gegen die Verleihung des Titels an Jungebloedt.

In diesem Haus entstanden zahlreiche berühmte Mosaike, die in zahlreichen Städten der ehemaligen DDR ihr zu Hause fanden. (Foto:mwBild)

In diesem Haus entstanden zahlreiche berühmte Mosaike, die in zahlreichen Städten der ehemaligen DDR ihr zu Hause fanden. (Foto:mwBild)

„In der Zeit ab 1933 war es fast unmöglich als Künstler zu arbeiten. …. Nur wer sich dem System beugte und ihm zu Diensten war konnte künstlerisch weiterhin aktiv sein.“, heißt es dort. Und weiter: „Ein Künstler (gemeint ist Jungebloedt – die Red.) der in dieser Zeit sogar einen Auftrag für die Neue Reichskanzlei erhielt, konnte also, nicht politisch neutral sein.“ Eine Ehrenbürgerschaft wäre aus der „Verpflichtung der Geschichte und der Familie Israel gegenüber … politisch nicht zu rechtfertigen.“

Claudia Mollenschott (Die Linke) teilt die Sorgen: „Für mich sind die Bedenken nachvollziehbar. Großaufträge bekam man nur, wenn man sich mit dem System arrangierte.“

Was dem Briefschreiber und Claudia Mollenschott offenbar untergegangen ist: Nicht Jungebloedt, sondern die Firma Puhl und Wagner, in der er tätig war, erhielt den Auftrag den Mosaiksaal in der Reichskanzlei zu erstellen.

Tatsache ist auch, dass Jungebloedts Schülerin und Ehrenbürgerin von Schulzendorf, Elisabeth Jeske, ebenfalls in der für ihre hervorragende Mosaikarbeit bekannten Firma Puhl und Wagner tätigt war.

Von Klaus Schädel, Geschichtsforscher und Antragsteller der Ehrenbürgerschaft, verlangt der Chef der Linken, Jens Wollenberg, den Nachweis, dass Jungebloedt keinerlei Affinitäten zum NS – System besaß.

Andere Gemeindevertreter sahen in einer ersten Debatte wenig Positives im Wirken Jungebloedts für die Gemeinde. „Ich sehe wenig Verbindung von Herrn Jungebloedt zu Schulzendorf.“, erklärte Ramona Brühl (CDU).

„Ich möchte in Schulzendorf jemand zum Ehrenbürger benennen, wo ich weiß, dass sein Wirken gut für den Ort war.“, konstatierte Winnifred Tauche, Fraktionschefin der Linken.

Klaus Schädel ist überzeugt, dass Jungebloedts Wirken der Gemeinde Ansehen gebracht hat. Seine Forschungsergebnisse von über zehn Jahren belegen das. Der Geschichtsforscher zur angeblichen Nähe Jungebloedts zum NS – Regime: „Das ist absurd!“

8 Responses to Ehrenbürgerschaft: Heinrich Jungebloedt unter NS – Generalverdacht?

  1. Kerber
    3. Februar 2016 at 08:06

    @Augenmaß: Danke für den Beitrag. Ich habe für die Haltung, die aus den Zitaten der genannten Gemeindevertreter deutlich wird, kein Verständnis. Wenn die Gemeindevertreter auf Grund der Erkenntnisse, die ja vorliegen, meinen Herr Jungebloedt verdient es nicht Ehrenbürger zu werden, dann ist das in Ordnung. Wenn Frau Mollenschott sinngemäß von sich gibt, ja, nur wer mit den Nazis zusammenarbeitete bekam solch einen Auftrag (Jungebloedt hat ihn ja laut Herrn Schädel gar nicht erhalten, sondern seine Firma), dann hat das mit objektiver Betrachtung nichts zu tun. Zugegeben, ich kenne nicht ein Werk von Herrn Jungebloedt, doch ich glaube den Worten von Herrn Schädel. Wer dann meint, er hätte mit seinen Werken zu wenig für das Image des Ortes getan, der verpeilt die wahre Situation.

  2. Nobody
    3. Februar 2016 at 01:22

    Eichberger,dann machen sie es doch besser.

  3. 2. Februar 2016 at 22:29

    So holt uns als Nachkriegsgeneration die Vergangenheit immer wieder ein! Erst betraf und betrifft es den begnadeten Ingenieur Schütte und die ehrenwerte Firma Lanz in Zeesen, dann auch Werner von Braun und nun eben auch durch diese Diskussion um den wohl aller Ehren wert und würdigen Künstler Jungebloedt.
    Wie war es denn mit Heisig, Sitte, Womacka, Mattheuer ,Giebe, Libuda, Hartwig Ebersbach und vielen anderen … sie haben ja ihre Bilder fast alle auch im Auftrag gemalt … für Erichs Lampenladen u.a., erkennbar am vorgegebenem Format.
    Und doch muss man die Differenzierungen sehen … Heisig und Hartwig Ebersbach waren gewiss auch Staatskünstler, Lehrer und Schüler … Hochspannung und Konkurrenz. Heisig verwehrte Ebersbach, nach seinen Worten am höchsten begabten Schüler, der sein Talent missbraucht,seine akademische Laufbahn, ließ ihn und seine Familie aber als Lehrbeauftragten „leben“ und gewähren…öffentlich erklärend er verdirbt seine Schüler …. allesamt heute sehr angesehene nich angepasste Kollegen, Libuda z.B. Aber natürlich war Heisig allgegenwärtig und Ebersbach verschwand oft erst einmal im Fundus der Museen …….und nach der Wende hängen sie nun einträchtig und zu Recht nebeneinander in der Nationalgalerie und wichtiger noch, sie versöhnten sich … Meister Heisig und sein begnadester Schüler Hartwig Ebersbach – schon wenige Monate nach dem Fall der Mauer, in Leipzig zur Eröffnung der ersaten Gesamtschau des Schaffens von Hartwig, sie hatten beide Tränen in den Augen, als sie sich spontan umarmten – späte Anerkennung und überraschend, für beide…ich Unwürdiger durfte dabei sein, es erleben ….
    Jungebloedt geschieht ja nicht neues Unrecht, wenn er nicht Ehrenbürger wird, aber ich gebe zu bedenken, dass ein Ort wie Schulzendorf auch eine Hypothek, ganz sicher nicht allein, zu tragen hat: Die Behandlung der Familie Israel in ebenderselben Zeit, in der Herr Jungebloedt noch in Lohn und Brot stand. Deshalb habe ich volles Verständnis für die Haltung der Gemeindevertreter. Dies auch vor dem Hintergrund, dass dieser Bürger schon durch die Ehrenbürgerschaft seiner Meisterschülerin Jeske sozusagen zugleich mit geehrt wurde und ich frage mich, warum diese neuen Informationen über ihren Lehrmeister bei der Verleihung der ersten Ehrenbürgerschaft so gar nicht mit an die Öffentlichkeit gelangt sind. Wo war seine Werkstatt? … wie wäre es, in der Nähe eine neue Straße, einen kleinen Park, einen Platz … nach ihm zu benennen … und neue Straßen und Plätze wird es noch viele geben müssen in dem aufstrebendem schönen Schulzendorf.

  4. Eichberger
    2. Februar 2016 at 21:09

    Dass Gemeindevertreter dem Briefinhalt nur ansatzweise folgen, kommt einen Offenbarungseid nah. Hier werden Dinge einfach ins Blaue behauptet, ohne Beleg, ohne Untermauerung. Die Statements von Frau Mollenschott und Frau Brühl sind aus meiner Sicht so was von peinlich. Und die Forderung von Herrn Wollenberger ist fern ab von jeder Methodik. Ihr könnt es einfach nicht!!!

  5. Ulf
    Ulf
    2. Februar 2016 at 19:23

    Kein Wunder, dass Herr Schädel bei soviel „Kompetenz“ der Gemeindevertreter in der Bewertung des Künstlers das Interesse einer Zusammenarbeit verloren gegangen ist.

  6. User gelöscht
    2. Februar 2016 at 18:01

    Sie geben sich in Ihrem Kommentar als eine Person aus, die Sie tatsächlich nicht sind. Dies bewerten wird als Täuschungsversuch. Daher wird Ihr Beitrag nicht veröffentlicht. Wir bitten Sie künftig derartiges zu unterlassen. Anderenfalls werden wir Sie in der Kommentarfunktion sperren.

    Mit freundlichen Grüßen
    Sabrina Rühle
    Redaktion

  7. Nobody
    2. Februar 2016 at 17:25

    Oli warst du bei der Sitzung dabei?
    Meine Erinnerung an Frau Brühls Worte ist eine andere.
    Das ist Journalismus,schreiben und auslegen wie der Betreiber es möchte.

  8. Olli
    2. Februar 2016 at 16:51

    Unsere Gemeindevertreter reihen sich in die allgemeine Naziphobie ein. Bürger die Kritiken gegenüber Asylanten äußern, sind Nazis. Der Künstler ist auch ein Nazi, weil er in dieser Firma gearbeitet hat. Liebe Leute, passt auf, dass ihr Euch nicht lächerlich macht. Und die Tante vom Spielplatz disqualifiziert sich wieder einmal selbst mit ihrer sehr weisen Äußerung.

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