Wo Herzberger mit seiner Standpauke daneben liegt

11. Februar 2022
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Zeuthen. Bürgermeister Sven Herzberger hat mit seinem öffentlichen Tadel zu den NABU-Baumfällungen im Kienpfuhl ein Beben ausgelöst. Für die Fäll Aktion gäbe es keine Genehmigung, ihr Ausmaß sei eine „Katastrophe“. In der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ) keilte Herzberger gegen den Umweltexperten Professor Jonas Reif (Grüne). Er würde bei den Baumfällungen „mit schlechtem Beispiel vorangehen“.

Professor Jonas Reif soll bei der Baumfällung mit schlechtem Beispiel vorangegangen sein. (Foto: mwBild)
Professor Jonas Reif soll bei der Baumfällung mit schlechtem Beispiel vorangegangen sein. (Foto: mwBild)

In der gestrigen Sondersitzung des Umweltausschusses fuhr Herzberger schwere Geschütze auf. Er sprach vom Ordnungswidrigkeitsverfahren, Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch, schließlich sei die Gemeinde Eigentümer des Areals. NABU und Reif seien „über das Ziel hinausgeschossen“.

Ist Herzbergers Aufschrei angemessen?

Die Fakten:

  • Der Gemeinde Zeuthen liegt ein Gutachten zur Revitalisierung des Kienpfuhls aus 2012 vor. Darin wird eine großflächige Gehölzentnahme vorgeschlagen, „um ein rasches Zuwachsen der Gewässerränder zu verhindern“. Wegen ausgebliebener Pflegemaßnahmen war bereits 2020 durch Gehölzaufwuchs ein Zustand wie 2012 erreicht.
  • Zeuthens NABU-Aktivisten erklärten sich 2020 bereit, für die Gemeinde in die Bresche zu springen und die Pflegemaßnahmen zu übernehmen. Ein erster Einsatz erfolgt im Winter 2021. Herzberger informiert die Öffentlichkeit darüber: „Die Arbeiten sind mit der Gemeinde und der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt.“
  • Im April 2021 wurde im Umweltausschuss der „Rückschnitt des angrenzenden Erlen- und Weidengehölzes“ festgezurrt.

War der Umfang der Fäll Maßnahmen für das Rathaus tatsächlich nicht erkennbar? Herrschte im Amt wirklich völlige Ahnungslosigkeit? Bedenklich, sollte das so sein.

Dem Rathaus wurde am 6.Januar 2022 der Pflegeeinsatz per E-Mail angekündigt. Darin ist vom „Zerlegen … weiterer jüngerer Bäume“ die Rede. Eine Fällung von explizit 23 Erlen wurde nicht angekündigt. Ein Fehler in der Kommunikation, wie Professor Reif im Nachhinein einräumt und für den er die Verantwortung übernimmt.

Herzberger bezeichnete die Tatsache, dass andere Maßnahmen als angekündigt durchgeführt wurden als „rechtlich bedenklich“. Warum wollte eigentlich sein Amt nicht wissen, was hinter dem Passus „Zerlegen … weiterer jüngerer Bäume“ genau steckt?

Eine förmliche Genehmigung gab es, wie auch bei Einsätzen in der Vergangenheit, nicht, weil zwischen dem Rathaus und den NABU-Aktivisten ein Art Gentlemen’s Agreement bestand.

War der NABU-Einsatz wirklich eine „Katastrophe“, wie Herzberger resümierte? Tatsache ist, dass die Untere Naturschutzbehörde (UNB) des Landkreises Dahme-Spreewald die Maßnahme auch im Nachgang nicht beanstandet hat.

Der Schulzendorfer meint: Jetzt bitte daraus kein Politikum machen.

13 Responses to Wo Herzberger mit seiner Standpauke daneben liegt

  1. Waldvogel
    23. Februar 2022 at 13:54

    1. Die Erlen gehören allen Zeuthener Bürgern, also sollten solche Fällmaßnahmen auch zumindest im Umweltausshcuss allen vorgestellt werden, was Herr XXXXX Reif, XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX nicht getan hat.
    2. Die Gemeinde Zeuthen hat 2011/12 eine intensive und kostenspielig Maßnahme zur großflächigen Renaturierung des Kienpfuhls ausgeführt. Vorher lag der Kienpfuhl trocken. Von wegen, die Gemeinde tut nichts. Alle sollten sich einfach wieder beruhigen und EHRLICH miteinacnder zusmamenarbeiten, denn das was der NABU dort tut, ist ebenso nützlich wie das, was die Gemeinde leistet.

    Lieber User Waldvorgel, Ihren Kommentar haben wir nicht vollständig veröffentlicht. Ehrverletzende Bemerkungen sind hier unerwünscht. Wir hoffen auf Ihr Verständnis.

    Sabrina Rühle
    Redaktion

  2. Niko Stumpfögger
    12. Februar 2022 at 15:22

    Herr Herzberger hat nach meinem Eindruck in dieser Sache mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Söder eines gemeinsam: Großes Ego, großer Lautsprecher und populistisch statt fachlich, wenn’s grade passt. Die Gemeinde hat das Austrocknen und Überwachsen des Kienpfuhls nicht verhindert und riskiert das Aussterben der geschützten Amphibien. Hilfe vom NABU hat er gerne angenommen, zumal er dann auch der Kritik an seinem mangelnden Naturschutz leichter entgeht. Sobald aber ein bisschen Empörung auftaucht (möglicherweise war den Kritiker*innen der Zusammenhang von Baum und Molch gar nicht bekannt) macht er ne Welle. Ich wünsche mir von Ihnen, Herr Herzberger, Gradlinigkeit und echten Naturschutz. Ich setze meine Hoffnung auf den NABU, dass er trotz dieser Ohrfeige vom Bürgermeister weiter in unserer Gemeinde tätig bleibt. Mit freundlichen Grüßen Niko Stumpfögger, Zeuthen

  3. Siegrid Wimmer, Miersdorf
    12. Februar 2022 at 13:19

    Sehr wohl wird mit Kanonenkugeln auf Spatzen geschossen. Die entscheidende Behörde hat die Maßnahme befürwortet. Es gleicht einem Offenbarungseid, wenn die Verwaltung von Herrn Herzberger nicht den Umfang notwendiger Maßnahmen (!!!) zum Erhalt eines Denkmals kennt, das sich im Besitz der Gemeinde befindet. Und die von Fachleuten stammen.
    @Zeuthi: Sie vergleichen Apfel mit Kürbis :-) Das Fällen eines Baumes auf einem Baugrundstück und dem Gelände Kienpfuhl ist ein himmelweiter Unterschied. Es gelten rechtlich völlig unterschiedliche Regelungen. Bitte machen Sie sich schlau.

  4. Zeuthi
    12. Februar 2022 at 11:13

    Ich frage mich, was ihr alle dazu sagen würdet, wenn HerrrReif auf euren Grundstücken, in euren Gärten Bäume fällen würde! Perspektive wechseln und Köpfchen einschalten…

  5. Conni
    12. Februar 2022 at 06:34

    Lange Reden kurzer Sinn. Die Umweltbehörde hat an den Fällungen nichts auszusetzen. Punkt und Ende der Durchsage.

  6. Herzi Zeuthen
    12. Februar 2022 at 01:17

    Liebe Petra,
    keine Sorge, der Bürgermeister der Gemeinde Zeuthen hat nicht vor mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Ich dachte ja wir hätten gestern am Ende der Sitzung des Umweltausschusses einen guten und einvernehmlichen Abschluss gefunden. Augenscheinlich sieht das Herr Reif anders. Die meisten Fakten in dem Artikel halten aus meiner Sicht einer Überprüfung nicht stand. Nur ein Beispiel. Überprüfen Sie gern auf
    http://www.zeuthen.de
    was tatsächlich an Maßnahmen für den Kienpfuhl „festgezurrt“ wurde.
    Zwar wurde im Umweltausschuss im April 2021 Maßnahmen empfohlen.
    Das Fällen von 23 Erlen und 6 Ahörnern war aber nicht darunter.
    Die Empfehlungen wurden auch nicht von der Gemeindevertretung (dem Entscheidungsorgan) beschlossen.
    Naja, ich hätte mir den heutigen Nachgang zum gestrigen Umweltausschuss anders gewünscht. Und der Einzige, der wohl nicht „abgerüstet“ hat, ist wohl Herr Reif selbst.
    Schade!

  7. Bine
    12. Februar 2022 at 00:37

    Hätte denn Herr Herzberger die Fällungen untersagt, wenn er gewusst hätte, dass 23 Bäume mit Zustimmung der Umweltbehörde des Landkreises gefällt werden sollen? Nein, hätte er nicht. Sein Tam Tam finde ich völlig unpassend.

  8. Eichberger
    11. Februar 2022 at 23:44

    Nun kenne ich mich in Zeuthen nicht so aus. Mir klingt die Geschichte wie eine Retourkutsche, bloß wofür? @Petra: Dass mit den Kanonenkugeln sehe ich genauso.

  9. BingeLaden
    11. Februar 2022 at 21:55

    Hier liegt kein Versagen von Herrn Reif oder dem Nabu vor, sondern allein von der Verwaltung. Die Fragen im Artikel treffen ins Schwarze. Hat sich die Verwaltung einmal vor Ort die Situation angesehen? Offenbar nicht, denn dann hätte sie den Umfang selbst feststellen können, der nötig ist, um das Biotop zu erhalten. Dass die Fällungen nicht angekündigt waren, wie Herr Herzberger in der MAZ darstellte, stimmt ja so auch nicht. Viele Grüße aus Schulzendorf

  10. Andreas Kramer
    11. Februar 2022 at 20:30

    Das Amt wusste, dass NABU Zeuthen die Pflegemaßnahmen durchführen wird. Es wäre seine Pflicht gewesen, konkret zu hinterfragen, was genau gemacht wird. Da erfüllen Leute mit Fachkenntnis in Abstimmung mit dem Landkreis Aufgaben der Verwaltung, weil die nicht in der Lage ist, für die Existenz des Kienpfuhls zu sorgen, und dann redet Herr Herzberger von Sachbeschädigung, geht’s noch? Das ist einfach lächerlich. Da sendet er das richtige Signal für ehrenamtliches Engagement an die Bürger. @ Andreas Schmidt, bitte erst informieren und dann schreiben, nicht umgekehrt.

  11. Andreas Schmidt
    11. Februar 2022 at 19:21

    Lebt denn der alte Holz-Michel noch? Ja in Zeuthen bei den Grünen und fällt scheinbar gern Bäume. Das ist das klassische Beispiel der grünen Doppelmoral. Jeder Bürger wird verteufelt, wenn er Bäume fällt. Das zu recht. Wie kann es sein, dass Reif mit dem Nabu einfach ohne jemanden zu informieren hier Bäume fällt. Ich finde Jonas Reif muss seinen Hut nehmen. Ein Rücktritt als Vorsitzender des Umweltausschuss ist unausweichlich. Eigentümer ist übrigens die Gemeinde. Nur sie kann ja wohl entscheiden, wann jemand ihre Bäume fällt. Herr Reif im Alleingang bestimmt nicht. Allein die gesamte Logik: Bäume fällen, um einen Molch zu retten. Wer entscheidet denn bitte, was hier wichtiger ist. Oder ist Herr Reif etwa der Erlenkönig?

  12. Zeuthener
    11. Februar 2022 at 17:22

    Herzbergers Vergleich von Fällungen des NABU und von Privatleuten in der Maz ist völliger Quatsch, das sind zwei verschiedene Schuhe. Wenn aus fachlicher Sicht die Fällung in Ordnung ist (sie LDS Umweltamt), wo ist denn das Problem? Oder gehts gar nicht um die Aktion an sich?

  13. Petra
    11. Februar 2022 at 16:56

    Herr Herzberger hat wohl zu oft Kontakt mit unserem Verwalter und jetzt färbt einiges ab. Da wird mit Kanonenkugeln auf Spatzen geschossen.

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