Wahlforum: Ennullat – überlegen, Wiezorek – Mittelmaß, Franke – abgeschlagen

12. Juni 2021
Von

Königs Wusterhausen. Michaela Wiezorek (für CDU, Linke, SPD, Grüne und Wir für KW), Swen Ennullat (Freie Wähler KW) und Patrick Franke (Die Partei), die am 4. Juli zur Bürgermeisterwahl in Königs Wusterhausen antreten, mussten sich gestern im Cinestar Wildau den Fragen von Moderatorin Susanne Trotzki von Radio SKW und Bürgern stellen.

Foto: mwBild

Foto: mwBild

Der Schulzendorfer hat das Forum verfolgt:

Ennullat, rhetorisch seinen beiden Mitbewerbern klar überlegen, hinterließ einen souveränen und sattelfesten Eindruck. Fragen begegnete er mit Fakten und Tatsachen, ohne jegliche Polemik und Aufregung. Beherrscht und überlegen reagierte er auf Attacken zu seiner Person. Dabei zeigte er sich angriffslustig.

Während Wiezorek und Franke oft in ihren vorbreiteten Zetteln herumblätterten und ablesen mussten, trat Ennullat ohne Manuskript an, redete frei und mit starker Mimik. Und er war sich auch nicht zu fein, eigene Fehler zuzugeben.

Man kann sich über Ennullats Positionen zu Sachthemen  sicher streiten. Fest steht aber: Mit seinem Auftritt im Wahlforum hat er das Format eines Bürgermeisters unter Beweis gestellt.

Wiezorek trat deutlich emotionaler auf, oft flogen ihre Arme durch die Gegend. „Ick bin von hier.“, rief die in Berlin-Hohenschönhausen aufgewachsene Amtschefin den Gästen zu. Ungeschickt ihre Aussagen zur Bürgermeisterkandidatur: „Ich habe gehofft, dass sich ein anderer findet und ich meinen Job als Fachbereichsleiter weiter machen kann….ich probiere es auch mal.“

Ihre Statements waren gespickt mit abgedroschenen Redensarten, hätte es ein Phrasenschwein gegeben, wäre es von ihr ordentlich gefüttert worden. Sie sprach von Leidenschaft, Teamgeist, Neustart, will Fenster und Türen für Bürger öffnen – alles inhaltsleere Phrasen.

Wiezorek plant beim Wahlsieg im Rathaus drei neue Dezernate und somit eine neue Führungsebene. Headhunters sollen bei der Suche nach Führungskräften helfen. Attacke von Ennullat: „Wir brauchen mehr Indianer. Wir brauchen nicht mehr Häuptlinge.“

Peinlich für Wiezorek: Eine ihrer ersten Amtshandlungen im Fall der Wahl werde die Rücknahme von Ennullats Dienstanweisung sein, die regelt, dass Bürgeranfragen ausschließlich über den Tisch des Stadtoberhaupts gehen. Konter von Ennullat: „Eine solche Dienstanweisung gibt es nicht.“ RUMMS!

Trübe war der Auftritt von Patrick Franke. Königs Wusterhausen solle „ein bisschen nach vorn kommen“, so beschrieb er seinen Plan für die Stadt. Franke sieht trotz seiner relativen Unbekanntheit die Chance auf den Bürgermeisterposten. Er sei ein „unbeschriebenes Blatt“. Ob ihn dieses Credo, seine Anti-Ennullat-Haltung und das Bekenntnis, er habe keine Lust auf fünf Stunden Sitzung im Stadtrat bei seinem Vorhaben helfen, wird man in drei Wochen sehen.

Einen Rüffel fing sich der Polizeibeamte von Susanne Trotzki ein, weil er im Begriff war, die Netiquette zu verletzen. Völlig deplaciert für einen Staatsbeamten!

Die Fragen von Moderatorin Trotzki waren allerdings nicht immer ausgewogen und manchmal nicht die richtigen. Unbequeme Fragen teilte sie nur an Ennullat aus. Wiezorek erhielt dagegen nur solche, die Torschussvorlagen ähnelten. Kritische Fragen zu ihrer SED/PDS-Führungstätigkeit – Fehlanzeige. Ein großes Manko in der Moderation.

Ein Besucher über das Forum: „Für mich wirkt nur ein Kandidat kompetent genug für den Job und das ist Ennullat.“

 

 

.

Meinung: Die fremde Frau Wiezorek  

(von Dr. Dieter Füting)

In KW tobt ein Kulturkampf. Es ist ein Kampf gegen das Gefühl der Fremdheit. Vordergründig geht es um das Amt des Bürgermeisters. Eine Gruppe, entpolitisiert, desorientiert und schamlos, die von Anfang an den mit großer Mehrheit gewählten Bürgermeister aus dem Amt haben wollte, hat diesen Kampf entfacht: Eine Unbekannte soll Bürgermeister werden.

Solange sie Unbekannt war, hat sie nicht interessiert, war sie nur vordergründig fremd. Jetzt ist sie im eigenen Sinne das Fremde. Denn sie stellt, sie soll! in Frage stellen, was wir sind und was wir sein wollen.

Die Gruppe, die diese Frau auf den Schild hebt, will selbst nicht als Initiator eines Kulturkampfes gelten. Nur die Kandidatin soll als Herausforderung verstanden werden. Sie soll die Ambivalenz des

Fremden verkörpern, die sich aus der Ungewissheit ihrer Person ergibt.

Das ist das Heimtückische an diesem Kulturkampf: das Fremde. Das Unbekannte, das Ungewisse, das Unverständliche – also das Fremde ist uns fremd dadurch, dass es den Standards unserer Selbstdefinition nicht entspricht oder widerspricht.

Kurz: Wir sollen in unserer Auffassung über Identität und Freiheit erschüttert werden. Alles Quatsch, werden sie erwidern. Nur Ennullat war das Übel, war die Eiterbeule, die herauszuschneiden ist. Doch sie führen in Wahrheit einen Kulturkampf.

Wir, die Ennullat – Unterstützer, sollen als die Abweichenden, die Andersartigen und weit Entfernten definiert werden. Nie wieder soll ein Charaktertyp soviel Erfolg haben, soviel Selbstvertrauen in die Menschen bringen dürfen.

Und deshalb diese Fremde! Was soll sie bewirken? Sie soll zeigen, dass wir gegen das Fremde sind. Denn wer gegen das Fremde ist, ist in der Nähe der Rechtsradikalen, in der Nähe der Nazis.

Das ist der Kern ihres Kulturkampfes: Schaut auf diese Ennullat – Wähler! Haben sie nicht einen Hang zu den Identitären? Unglaublich ihre Methode: Nazi – Nähe herstellen, verunsichern und mundtot machen, eigene Interessen durchsetzen. Exit. Ghost.

Anzeige

Anzeige

Anzeige