Markus Mücke: „Ich kann nicht sagen, wer Freund oder Feind ist!“

14. April 2011
Von

Bürgermeister Markus Mücke muss demnächst in der Fluglärmkommission dafür eintreten, dass von den künftigen Flugrouten, unabhängig vom Nachtflugverbot, kein Schulzendorfer betroffen ist. Dazu verdonnerten ihn jüngst Schulzendorfs Gemeindevertreter.

Dem Beschluss, den Dieter Gronau und seine Linkspartei zur Abstimmung ins Parlament brachten, war eine hitzige Debatte unter den Bewohnern und  Gemeindevertretern vorausgegangen.

Der Bürgermeister war scharfen Attacken von Anwohner aus dem Wohngebiet Zum Mühlenschlag ausgesetzt. Patrick Jaruschewski warf ihm vor, dass er nicht alle Schulzendorfer in der Fluglärmkommission vertrete, weil er auf deren letzten Sitzung die Option der sogenannten Hoffmannkurve favorisierte. Die rund 700 Bewohner des Wohngebietes sehen sich von der 90 Grad Südkurve, wenn sie käme, erheblich vom Fluglärm betroffen. „Wie können Sie es vereinbaren, Bürgermeister aller Schulzendorfer zu sein und gleichzeitig in der Fluglärmkommission für die scharfe Südkurve zu stimmen? Ich finde ihr Abstimmungsverhalten nicht in Ordnung!“, kritisierte der Schulzendorfer.

Mücke entschuldigte sich für seine Position: „Es gibt Schulzendorfer, die die eine Flugroute favorisieren, es gibt Schulzendorfer, die eine andere Flugroute favorisieren. Es ist für mich schwer eine Meinung für alle Schulzendorfer zu vertreten.“

Der erste Mann in Schulzendorf forderte deshalb eindeutige Signale. „Ich erwarte heute von der Gemeindevertretung ein klares Votum, wie ich mich in der Fluglärmkommission verhalten soll.“, so Mücke.

Joachim Kolberg (CDU) gab  in der BBI Flugroutendebatte ein klares Votum ab: „Das einzige Ziel kann nur sein, Fluglärm für alle Schulzendorfer zu verhindern.“ Das geht nach Ansicht des Ortsentwicklungschefs nur dann, wenn es einen Baustopp gibt oder von der südlichen Startbahn nicht in Richtung Osten geflogen wird.  Unterstützung für die Position des Baustopps erhielt Kolberg vom BürgerBündnis und auch vom SPD Fraktionschef Hans Georg Bäumer.

Markus Mücke stellte derartige „unrealistische“ Szenarien in Frage. Er will seine Kraft einsetzen um realistische Ziele zu erreichen. „Ich möchte keine Diskussion führen, die ins Absurde abdriftet. Ich stelle mich den Tatsachen. Ich gehe davon aus, dass der Flughafen in Betrieb gehen wird. Ich halte es für eine Illusion, dass die südliche Start – und Landebahn nicht in Betrieb genommen wird.“, so Mücke.

Kolberg konterte und verurteilte Mückes zögerliche Haltung in Sachen Baustopp. „ Wenn sie von vorn herein immer schon nach Ausreden suchen, dann wird das nie etwas. Wer kämpft , kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren.“, so Kolberg. Er erinnerte an das Atomkraftwerk Kalkar, es war bereits fertiggestellt, ging nie an das Netz und wurde eine der größten Investruinen Deutschlands. „ Wer hätte während der Bauphase dieses Ende schon für realistisch empfunden? – Niemand!“, erinnerte Kolberg.

Für Markus Mücke sind die vielen unterschiedlichen Interessen und Ziele von Bürgerinitiativen ein Grund dafür, dass keine geschlossene Bürgerbewegung zustande kommt. „Es gibt viele Gruppierungen, die unterschiedliche Ziele haben und sich nicht unter einem Motto vereinigen können.“, sagte Mücke.

Er appellierte an die vielen Protestler sich auf einen gemeinsamen Nenner zu einigen: „Lassen Sie uns gegen ein interkontinentales Drehkreuz, lassen Sie uns für ein Nachtflugverbot demonstrieren.“

Doch in Sachen Einigkeit sind viele Mitglieder der Fluglärmkommission meilenweit voneinander entfernt. Auch vor Schulzendorfs Haustür knirscht es! Die bislang wahrgenommene große Eintracht zwischen den Bürgermeistern von Zeuthen, Eichwalde und Schulzendorf in Sachen Fluglärmbetroffenheit scheint nämlich auch ins Wanken zu kommen. „Frau Burgschweiger steht unter sehr starkem Druck der Zeuthener Bürgerinitiative. Sie möchte Jedem gerecht werden, so dass sie sich ein bisschen von unserem gemeinsamen Vorschlag löst. Ich kann derzeit nicht sagen wer Freund und wer Feind ist.“, gestand Bürgermeister Mücke.

Zwar hat sich Markus Mücke bei dem verabschiedeten Beschluss von Schulzendorfs Gemeindevertreter der Stimme enthalten, dennoch bleibt es spannend, wie er den Willen von Schulzendorfs Parlamentarier  umsetzen wird.

10 Responses to Markus Mücke: „Ich kann nicht sagen, wer Freund oder Feind ist!“

  1. drbach
    17. April 2011 at 17:30

    @ R. Brühl
    Antworten können Sie sicher selbst er”googeln”. Natürlich ist im Moment nur sicher, was der Bau BBI z.Zt. “bringt”. Und das ist für LDS das bei weitem größte Steuereinkommen/Einw. in Südbrandenburg und sogar eine leichte Bevölkerungszunahme – ganz im Gegensatz zu allen anderen Kreisen.
    Um nicht mißverstanden zu werden: Das spricht nicht per se für den Standort Schönefeld. In Sperenbergs Umfeld wäre das durchaus ähnlich – aber eben für TF.

    Zu behaupten, daß ein großer Flughafen keinen positiven wirtschaftlichen Effekt nach sich zieht, ist ebenso blauäugig, wie anzunehmen, daß Flugzeuge einmal lautlos fliegen.

  2. Ramona Brühl
    17. April 2011 at 10:20

    @drbach,
    bitte erklären Sie mir den wirtschaftlich positiven Effekt,den die ganze Region bekommen wird!
    Ich kann nicht wirklich viele Effekte finden.

    Mit freundlichen Grüßen
    R. Brühl

  3. drbach
    17. April 2011 at 06:59

    @Th. Fischer
    Als Sie 1999 zum Mühlenschlag zogen, war BBI schon recht sicher am heutigen Ort. Glaubten Sie wirklich, daß die damals anzunehmenden geraden Flugrouten unhörbar wären? Zu der Zeit starteten in SXF noch Maschinen, die vor dem Start derart dröhnten, daß sie noch in weit größerer Entfernung extrem laut waren.
    Ob 2-2.5km seitlich bei geradem Abflug oder jeweils rd.1,5km bei 15° abknickender oder auch bis 180° abdrehender Startrichtung – es wird laut, lauter als jetzt.

    Das von uns allen nicht gewollte Schönefeld wurde spätestens 1996 gegen jede rationale Vernunft durchgesetzt. Zitat über Ruhnau (BBI-Holding 1991-96):
    “Seine Vision, den Flughafen BBI in Sperenberg zu bauen, scheiterte an dem Widerspruch von Verkehrsminister Wissmann (CDU) und dem damaligen Regierenden Bürgermeister Diepgen (CDU).”
    Vergessen wir bitte nicht, daß Diepgens Klientel damals möglichst keinen Schritt in die “Zone” setzen wollte – SXF konnte man ja notfalls eingemeinden oder eine Brücke bauen. Aber bis nach Sperenberg? Der Rest war Erpressung. Sie haben doch wohl nicht die Einzigen gewählt, die immer für Sperenberg waren? Allerdings auch nicht regierungsbeteiligt.

    Jetzt wird nicht einmal mehr verändertes Wahlverhalten helfen. BBI kommt und zwar sehr bald. Für viele von uns mit dem Nachteil des häufigen und für die meisten des dauernden Getöses. Einen Baustopp wird es nicht geben.
    Hat sich eigentlich schon mal jemand Gedanken darüber gemacht, warum mit geradezu phänomenaler Geschwindigkeit die Bahnanbindung Ost realisiert wird? Für Cottbus? Eher doch für Westpolen, das bis Poznan näher an BBI als an Warschau liegt. Drehkreuz!

    Und wenn es uns noch so sehr schmerzt: Das Ding wird sicher einen wirtschaftlich positiven Effekt auf die ganze Region haben. Auch für Leute, die hier leben – mit Ohrschützern.

  4. HB98
    16. April 2011 at 19:33

    Einen Baustopp ? Bestimmt träumt weiter

  5. Knuffke Frank
    15. April 2011 at 23:01

    Ein Baustopp ist doch gar nicht so unrealistisch wie man denkt.
    Was sind schon 4Mrd.in den Sand gesetzte Investitionen gegenüber 230 Mrd.die man maroden Banken hinterhergeworfen hat.Die Zeit für ein wirtschaftliches Umdenken ist ohnehin überreif.Und wenn man bedenkt das ein startendes Flugzeug die Abgase von 6000 vorbeifahrenden PKW emittiert dann wohnen wir zukünftig sozusagen
    unter einer Autobahn.Die Zahl der Krebserkrankungen hat sich in den letzten 10 Jahren nahezu verdoppelt und das wird dann noch schlimmer werden. Die Berichte des Gesundheitsamtes geben jetzt schon ein erschreckendes Bild über den Zustand der Bevölkerung!
    Also,Herr Bürgermeister Mücke,fragen Sie nicht immer was “realistisch”ist,sondern handeln Sie wie Anstand,Moral und Verantwortung es gebieten!

  6. 007
    15. April 2011 at 17:43

    Ich kann das Ganze nicht mehr hören! Flugrouten hin, Flugrouten her. Schulzendorf liegt in der Nähe des BBI und wird sehr betroffen sein von den Entscheidungen der CDU und SPD POLITIKER. Sie wollten es so! Unser Bürgermeister ist ein Flop, warum?: Wer sich von den Gemeindevertretern einen Rat holen muss, wie er bei den Flugkurven auftritt, der sollte sich sein Lehrgeld zurückzahlen lassen.Ich finde die Aussagen von Herrn Mücke ist einfach nur peinlich.

  7. drbach
    15. April 2011 at 14:24

    Ich zähle zwar zu denen, die immer und bei jeder Flugroute besonders betroffen sind, aber vom Bürgermeister (ich habe ihn nicht gewählt, trotzdem) zu erwarten, daß er sich nach rd. zehnjähriger Bauzeit und einem Jahr vor Inbetriebnahme für einen Baustopp ausspricht, ist nur mit freundlichsten Worten als lächerlich zu bezeichnen.

  8. Th. Fischer
    15. April 2011 at 13:07

    Ob Baustopp oder nicht: wir dürfen uns in Schulzendorf nicht auseinander dividieren lassen – auch nicht mit Zeuthen und Eichwalde.
    Kein Nachtflug, kein Drehkreuz, Gesundheit vor Wirtschaftlichkeit, so viel Lärmentlastung wie möglich!
    Dem massiven Lobbyismus von Air Berlin (Hunold), Flughafengesellschaft (Schwarz) und Berlin (Wowereit) für ene maßlose Wachtumspolitik muss ebenso massiver Protest auf allen Ebenen – auch in der Fluglärmkommission – entgegen gehalten werden. Die Möglichkeiten sind noch nicht ausgeschöpft.
    Der Name “Schulzendorf” war auf der letzten Großdemo in Schönefeld schon besser sichtbar und häufiger vertreten. Das soll noch mehr werden.
    http://www.schulzendorf-gegen-fluglaerm.de

    Ich möchte die Euphorie von Herrn Kolberg nicht bremsen:
    Aber ich glaube, es findet sich (leider) nur eine Hand voll Bürgermeister, die das Ziel Baustopp ernsthaft unterstützen würden. Und Baustopp müsste ja bedeuten, dass Tegel erst mal offen bleibt. Den Wunsch werden uns die Berliner (Politik und Bevölkerung) wohl nicht erfüllen.
    Und es gibt noch einen Unterschied zu Kalkar und anderen gestoppten Großprojekten: es ging beim schnellen Brüter ja nicht darum, dass anderswo ein Meiler stillgelegt wird, wenn der neu gebaute Meiler ans Netz geht.

    Aber wie heißt es so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt.
    Thomas Fischer

  9. Joachim Kolberg
    15. April 2011 at 10:30

    Für mich gibt es nur eine Lösung. Herr Mücke muss versuchen die Bürgermeister der anderen betroffenen Orte an einen Tisch zu kriegen und einen Konsenz zu erreichen für einen Baustopp. Das wäre die einzige Lösung. Denn jetzt kämpft jeder für sich ohne Rücksicht auf Andere, was ja auch irgendwie verständlich ist. Nur ein Baustopp hilft jeder Gemeinde. Es gibt nicht eine Flugroute, die für alle Betroffenen von Vorteil ist. Wenn sich alle Bürgermeister einig wären, wäre das eine politische Aussage, die die Verantwortlichen nicht mehr ignorieren können. Schulzendorf muss hier endlich eine führende Rolle übernehmen. Solange unser Ort noch nicht einmal auf jeder Flugroutenkarte vermerkt ist werden wir auch nicht für voll genommen. Schulzendorf ist der Ort, der am meisten betroffen ist. Und was hört man davon? so ziemlich nichts.

    Joachim Kolberg
    Vors. Ortsentwicklungsausschuss

  10. dobida
    15. April 2011 at 07:16

    Hallo Herr Mücke!
    Wachen Sie endlich auf und treten für einen Baustopp ein. Alles andere ist nur Volksverdummung. Ich hatte Sie nicht so zögerlich eingeschätzt. Wünschelrouten gibt es nicht. Der Fluglärm wird sich nicht in Luft auflösen.

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