Kreide statt Tablets: Schulzendorf hat die Digitalisierung verpennt

14. Juni 2020
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Die Grundschule ist wegen der Corona – Seuche seit Wochen dicht. Unlängst wurden zwar Lockerungen beschlossen, die Kinder besuchen gestaffelt die Schule. Doch Eltern werden trotzdem in die Rolle von Ersatzlehrern gezwungen.

„Jeden Sonntag kommen E Mails von den Lehrern. Da steht der Wochenplan drin.“, berichten übereinstimmend mehrere Eltern gegenüber dem Schulzendorfer. Für Berufstätige, die erst am späten Nachmittag nach Hause kommen, ist es eine echte Herausforderung, kindgerecht neuen Unterrichtsstoff, englische Grammatik und Multiplikation zu erläutern. Frust bei den Kindern kommt schnell auf.

Rechenunterricht 1949 in einer ersten Klasse. (Foto Bundesarchiv/Kümpfel)

Rechenunterricht 1949 in einer ersten Klasse. (Foto Bundesarchiv/Kümpfel)

In Eichwalde geben sich Lehrer viel Mühe, sagen Eltern. Sie rufen ihre Schüler an und fragen sie zu Unterrichtsstoffen ab.

Der Schulzendorfer wollte von der kommissarischen Direktorin der Grundschule, Maria Köckritz, mehr zum Thema Homeschooling und digitalem Unterricht erfahren. Doch die blockte ab: „Ich darf Ihre Anfrage nicht bearbeiten.“

Wohl aus gutem Grund. Denn wie aus Elternkreisen zu erfahren war, existieren an der Schule keine technischen Voraussetzungen, digitalen Heimunterricht zu erteilen. Und das, obwohl der Bund 2019 den „Digitalpakt Schule“ anschob und dafür bis 2024 knapp 6 Milliarden Euro bereitstellt. Geld ist da, aber es wurde bislang nicht genutzt.

In anderen Ländern bekommen Schüler Laptops und Fernsehsender übertragen Unterrichtsstunden. Davon träumen die Schulzendorfer Kinder.

Der Heimunterricht scheitert aber auch an der Datenschutz-Grundverordnung. So sind Facebook – Gruppen oder WhatsApp zur Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern irregulär, weil eine Menge personenbezogener Daten gesammelt werden.

Corona hat aufgedeckt: Die digitale Modernisierung der Grundschule Schulzendorf ist auf der Strecke geblieben. Für ihre technische Ausstattung sind allein Gemeinderat und Rathaus verantwortlich.

8 Responses to Kreide statt Tablets: Schulzendorf hat die Digitalisierung verpennt

  1. Stephan
    17. Juni 2020 at 06:47

    @ rayk
    Eine Diskussion mit Ihnen braucht auch niemand zu scheuen. Alles, was in dem angegebenen Link zu lesen ist, wird durch den Artikel nicht in Abrede gestellt. Zuwendungsempfänger der Fördermittel für die technische Ausstattung der Grundschule ist der Schulträger, also die Gemeinde! Die technische Ausstattung, so ist zu lesen, blieb auf der Strecke.

    Vor einigen Jahren hat die Musiklehrerin Frau Falk-Grünes mit den Schulkonzerten Geld eingespielt. 2 interaktive Whiteboards hat der Musikförderverein für die Schule angeschafft. Ohne umständliche Fördermittelbeantragung und Bittstellung beim Schulträger. Doch die musste gehen. Sie stand im Mittelpunkt, wie ihre Kollegin Marit Stoye im Schulzendorfer schrieb.

  2. Heutemalohne
    15. Juni 2020 at 19:17

    Die Hardware ist doch bereits in kleiner Menge seit Jahren vorhanden. Nur nutzen kann man sie nicht, wegen fehlendem Internet und technischer Probleme, etc.

  3. Eichberghörnchen
    15. Juni 2020 at 19:08

    Ich bin beim besten Willen kein Freund einiger Dinge, die da im Rathaus so verzapft werden.

    Bevor irgendwelche wilden Wünsche und Behauptungen hier platziert werden, informiert euch doch bitte mal über den aktuellen Sachstand und die Möglichkeiten.

    Rayk ist vermutlich auch kein Schönredner, sondern er hat nachgeschaut bevor er etwas geschrieben hat.

    Da seitens der Redaktion des Schulzendorfers ja bisher nix kam hier ein Versuch der groben Zusammenfassung:
    Generell ist beim Digitalpakt der Ausbau der Infrastruktur im Vordergrund. Von den Mitteln die es als Fördermittel gibt können höchstens 20% für Endgeräte genutzt werden. Das gesamte Geld für die Maßnahmen muss die Gemeinde im Haushalt einplanen und vorstrecken und kann es, wenn dann alles richtig war, rechtzeitig eingebaut und eingereicht wurde, als Fördermittel abrechnen. Ich glaube von den Gesamtkosten aber auch nur 90%, die anderen 10% sind Eigenanteil.

    Die Gemeinde muss das ganze für den Landkreis tun, denn der Landkreis nutzt die Schule ja. Konzepte usw müssen aber von der Schule (also den Lehrern) selber kommen.
    Wie Ulf schon richtig festgestellt hat, kommen dann noch Einweisung und Pflege hinzu.
    Diese Kosten werden aber nur teilweise oder auch gar nicht vom Digitalpakt abgedeckt.

    Alles was die Gemeinde für den Digitalpakt und die daraus resultierenden Folgekosten ausgeben muss kann sie folglich nicht in andere Dinge investieren.

    Damit das ganze Thema der Digitalisierung an der Schule vorankommen kann sind eher die Lehrer gefragt. Nur wenn die dafür bereit sind aus Ihrer Komfortzone herauszukommen und wenn die Schulleitung das ganze vorantreibt kann wirklich was passieren. Dazu gehört dann aber auch viel Eigeninitiative und der Wille einen neuen Weg zu nehmen.

  4. Rayk
    15. Juni 2020 at 13:20

    Leute – das ist doch alles schon wieder miserabel recherchiert.

    Das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (MBJS) bietet einen kompletten Ablauf auf seiner Homepage über die Einzelschritte des Digitalpaktes.
    Von der Unterzeichnung über die notwendigen Schritte von Schule und Schulträger sowie Schulamt. Das wird durch die ILB bearbeitet und dann wiederum bilateral im Ministerium. Bis dort alles umgesetzt wurde wird noch einige Zeit vergehen. Da kann man jetzt auf das Ministerium einhauen oder man nimmt hin, dass es weiterhin so bürokratisch abläuft bis einer kommt und es ändert.

    Die Richtlinie zur Ausgabe von mobilen Endgeräten existiert bisher zwar in Berlin, aber noch nicht in Brandenburg. Die bisher vorhandene Richtlinie des Ministeriums richtet zwar der Umsetzung, aber dies noch nicht detailliert.
    Wer das genauer wissen möchte kann es ja selber nachlesen.
    https://bravors.brandenburg.de/verwaltungsvorschriften/rldigitalpaktschule

  5. Ulf
    Ulf
    15. Juni 2020 at 12:22

    Wenn Schulzendorf schon 4 Jahre braucht um ein mickrigen und langsamen Hotspot einzurichten, wie lange soll die Digitalisierung der Grundschule dauern? Ein Fachmann organisiert, einmal 250.000 Euro in die Hand genommen, allen Kindern Tablets gekauft und die nötige Peripherie angeschafft. Die Lehrer müssen qualifiziert werden, um den Unterricht zu Hause zu wuppen.Corona ist längst nicht vorbei und deshalb muss schnell gehandelt werden.Für dieses Projekt bin ich auch gern bereit, für 3 Jahre begrenzt eine höhere Grundsteuer zu zahlen. Warum kümmert sich niemand um die Beschaffung von Fördergeld? Warum handelt die Gemeindevertretung nicht?

  6. Sandra
    14. Juni 2020 at 22:48

    Alle reden von Digitalisierung und überschlagen sich dabei mit Losungen. In Wirklichkeit funktioniert nichts. Es fängt doch schon mit dem Internet an. Es ist in Schulzendorf einfach nur lahm. Dafür kann die Verwaltung nichts. Aber dafür, dass die Schüler keine Laptops/Tablets haben schon. Die Lehrer haben doch selber Angst vor Corona und lassen sich krankschreiben. Was außer E-Mails verschicken machen sie eigentlich noch?

  7. Eichberghörnchen
    14. Juni 2020 at 21:47

    Liebe Redaktion des Schulzendorfer,
    bitte recherchieren Sie doch mal was im Digitalpakt Schule für Leistungen enthalten sind bevor irgendwelche verwirrenden Überschriften und Texte in die Welt gesetzt werden.
    Ich würde mir wünschen, dass Sie dann selbstständig mal für alle Lesern schreiben was mit den Mitteln gemacht werden darf und welchen Stand es zu diesem Thema in Schulzendorf gibt.

  8. Guido Nowel
    14. Juni 2020 at 16:36

    Traurig und wahr Schlafdorf.Antworten wirds keine geben,es könnte peinlich werden. Auch nach den Ferien wird sich nichts änder. Upps da kommt pünktlich die nächste Mail vom Lehrer. Sorry muss erstmal ausdrucken gehen. Kostet ja die Schule nichts. :-(

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