Kienpfuhl-Rundgang: Viel Neues, Viel Zuspruch, Viel Unverständnis

13. Februar 2022
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Zeuthen. Zwei Natur Profis standen heute Vormittag an der Spitze einer Führung durch das Flächennaturdenkmal Kienpfuhl: Professor Jonas Reif, Gemeindevertreter und Umweltexperte, und Juliane Bauer, Zeuthens NABU-Chefin und Ökologin bei der obersten Landesbehörde für Umwelt in Berlin.

Das Interesse an der Kienpfuhl-Führung war enorm. (Foto: mwbild)
Das Interesse an der Kienpfuhl-Führung war enorm. (Foto: mwbild)

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Bürgermeister Herzberger schwänzte

Interessierte aus Zeuthen und Schulzendorf waren gekommen und ließen sich von den beiden Experten aufklären, was es mit den Fällungen tatsächlich auf sich hat. Bürgermeister Sven Herzberger nannte sie eine „Katastrophe“ und sprach von Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch. Herzberger war eingeladen, erschien aber nicht. Gekommen war Michael Wolter (CDU), Gemeinderat und Mitglied im Kreistag Dahme-Spreewald.

Ökologin Juliane Bauer sorgte buchstäblich für Aufklärung. (Foto: mwBild)
Ökologin Juliane Bauer sorgte buchstäblich für Aufklärung. (Foto: mwBild)

Zu Beginn eine deutliche Ansage von Ökologin Bauer: „Eine Genehmigung für die Fällung der rund 30 Bäume bedurfte es nicht, weil es sich um Wald handelt und nicht Bäume in den jeweiligen Einzelbiotopen betraf.“ Rechtlich gesehen wird die Zahl der Fällungen als „Einzelentnahme“ und nicht als Rodung angesehen. Die Maßnahme war mit der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) abgestimmt, sie ist die zuständige Behörde für den Kienpfuhl.

Reif und Bauer skizzierten die Hintergründe der Fäll Aktion. Sie war einerseits unerlässlich für den Erhalt des Moors und die dort lebenden Amphibien und Reptilien. Andererseits auch für die Existenz der angrenzenden Eichen, denn die Erlen nahmen ihnen Licht und Raum.

Pfuhl-Bummelei im Rathaus

Ein Hauptproblem: Das Moor benötigt dringend Wasser, kurzfristig etwa 200 Kubikmeter. Möglichst Trinkwasser, weil das aus dem Brunnen meist einen hohen Eisenanteil hat, der das Aus für die Tiere bedeuten könnte. Mit Hilfe der Feuerwehr wäre das im Handumdrehen erledigt. „Wir reden hier um ein paar hundert Euro.“, so Bauer.

Wird das Moor nicht bis März gefüllt, besteht die Riesen Gefahr, dass Amphibien nicht zum Laichen angelockt werden. Eine Schädigung des Naturdenkmals wäre wahrscheinlich. Obwohl dem Rathaus die Lage bekannt ist, hapert es bislang an Taten.

Nicht nur darüber, auch dass Straßeneinläufe in der Nähe des Kienpfuhls nicht gereinigt werden, herrscht Unzufriedenheit. Die sind nämlich durch ein Rohrsystem mit dem Moor verbunden. Da sie seit langem verstopft sind, kann Regenwasser nicht mehr ins Moor gelangen. Dafür wird bei Regenfällen die Straße geflutet, Anlieger sind darüber stink sauer.

Auch Naturfreunde aus Schulzendorf wollten wissen, ob die Vorwürfe aus dem Zeuthener Amt stimmen. (Foto:mwBild)
Auch Naturfreunde aus Schulzendorf wollten wissen, ob die Vorwürfe aus dem Zeuthener Amt stimmen. (Foto:mwBild)

Die Aussichten, das Wasser Problem in den Griff zu bekommen sind gut. „Wir sind mit der Gemeinde im Gespräch, ein nachhaltiges Wasser Konzept zu entwickeln.“, sagt Juliane Bauer.

Was ist denn nun eine „Katastrophe“, die Fäll Aktion unter Leitung von Sachkennern und dem Segen der UNB oder die Bummelei der Verwaltung? Besucher der Führung waren sich nach den vielen Fakten darüber einig.

Im April plant Ökologin Bauer eine Führung durch den Kienpfuhl, die besonders für Kinder ein Mega Erlebnis werden dürfte. Sie will gemeinsam mit Besuchern auf Entdeckungsreise nach Amphibien und Reptilien gehen.

Hoffentlich gelingt es Bürgermeister Herberger bis dahin, für das nötige Wasser zu sorgen.

One Response to Kienpfuhl-Rundgang: Viel Neues, Viel Zuspruch, Viel Unverständnis

  1. Jonas Reif
    13. Februar 2022 at 19:58

    Wir haben uns heute über den regen Zuspruch und das allgemeine Interesse am Thema gefreut. Auch der intensiven Diskussion im Umweltausschuss am vergangenen Donnerstag kann ich viel Positives abgewinnen. Ich bin davon überzeugt, dass alle ein hohes Interesse am Erhalt der Natur, an Bäumen und dem Kienpfuhl haben.
    Ich kann auch Herr Herzberger verstehen: Die Gemeindeverwaltung muss sich immer wieder dafür rechtfertigen, dass sie die Baumschutzsatzung konsequent umsetzt und die Fällung von Bäumen untersagt. Insofern ist es verständlich, dass die Fällung von Bäumen in einem Flächennaturdenkmal im Vorfeld erklärungsbedürftig ist – und genau hier ist mein Fehler zu sehen.
    Leider konnte Herr Herzberger heute kurzfristig nicht kommen – ohne die genauen Hintergründe zu kennen, sollte man jedoch bedenken, dass es momentan immer wieder gute Gründe gibt, kurzfristig Termine abzusagen.
    Ich hoffe, dass es der Gemeinde und dem NABU gelingt, in Zukunft wieder vertrauensvoll im Sinne der Sache zusammenzuarbeiten. Die Herausforderungen in den nächsten Jahren sind vor Ort immens. An dieser Stelle möchte ich auch noch einmal den zahlreichen Freiwilligen, die sich in den vergangenen 13 Monaten an der NABU-Ationen in Zeuthen beteiligt haben, herzlich danken.

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