Schulzendorf/Zeuthen. Eine traurige Bilanz: Vor kurzem standen entlang der Dahlewitzer Chaussee jede Menge hochgewachsener Bäume, darunter dicke Eichen. Auf rund 15 .000 Quadratmetern wurden unlängst mehrere hundert Bäume abgeholzt. Übriggeblieben sind traurige Stümpfe.
Hintergrund der Abholzung: Ein Radweg wird entlang der L 402 errichtet. Zeuthen und Schulzendorf finanzieren das und haben vom Land Brandenburg eine Förderung von 780.000 Euro erhalten.
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Der Schulzendorfer frage den NABU-Chef von Dahme-Spreewald, Matthias Rackwitz, ob der Bau eines Radweges eine solche Abholzung rechtfertige. „Auf keinen Fall!“ antwortete der Landschaftsingenieur. Seiner Auffassung nach hätte es andere, nicht so einschneidende Varianten für die Natur gegeben.
Schärfer formuliert es Prof. Jonas Reif von der Fakultät Landschaftsarchitektur der Fachhochschule Erfurt: „An diesem Beispiel offenbart sich der Wahnsinn von Gesetzen, Zuständigkeiten und Förderbedingungen. Für Radfahrer wäre es vollkommen ausreichend gewesen, die Fahrbahn auf beiden Seiten um 2 Meter zu verbreitern. Dann hätten, wenn überhaupt, nur wenige Bäume gefällt werden müssen.“
Doch förderfähig war nur der ein ständige Radweg mit einer entsprechenden Mindestbreite. Die Führung in einem vorhandenen Brandschutzstreifen war nicht möglich, weil diese etwas zu weit von der Straße entfernt waren und damit nicht mehr vom Landeslandesbetrieb unterhalten worden wären, erklärte Reif mit der Anmerkung, dass das “absurd” sei.
Wie Der Schulzendorfer in Erfahrung brachte, werden die Baukosten explodieren. Denn die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises hat unlängst nachträglich kostenintensive Auflagen auf 500 Metern erteilt, die frühlaichende Amphibien schützen sollen. Ab März, wenn die Nächte frostfrei sind, wandern sie zu ihren Laichgewässern.
Zu Ostzeiten (DDR) befand sich zwischen Schulzendorf und Kiekebusch auf der rechten Seite ein Sandradweg, der zwischen Fahrbahn und Radweg durch eine Hecke getrennt war, die regelmäßig geschnitten wurde. Also dürfte es sich bei den meisten “Bäumen” um die ausgewachsene Hecke handeln. Ich freue mich auf den Radweg.
@Peter Schulze: Wenn es nicht Ihre Träume bleiben sollen, müssen Sie wohl für den Land- und Bundestag kandidieren!
Solange bleibt nichts anderes übrig, als sich an die “Spielregeln” zu halten. Bezüglich der Förderungen gilt das Sprichwort “einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul”.
Angesichts der Finanzlage kann man es sich gar nicht leisten, auf Förderanträge zu verzichten. In Zeuthen haben wir zwischen 2020-2024 pro Jahr überschlägig 1 Mio. Euro pro Jahr zusätzlich eingeworben. Das macht je nach Jahr zwischen 15-25% der Investitionen aus und ist neben der Effizienzsteigerung in der Verwaltung eine der wichtigsten Möglichkeiten, finanzielle Spielräume zu bekommen.
Bayern jammert zwar immer prächtig wegen dem Länderfinanzausgleich, aber das Land und die Kommunen sind Meister darin, Fördermittel nach Bayern zu holen.
Ein Tempo 30 und 5 Blitzer wäre billiger gewesen und die Bäume hätten stehen bleiben können!!!
@Tiefbau: Die Kommunikation mit dem Landesbetrieb Straßenwesen war durchaus konstruktiv, ich habe nichts anderes behauptet. Nach meinem Wissenstand hat man die Variante sogar ernsthaft geprüft. Die Entwässerung war nach meiner Erinnerung auch nicht das Problem. Das Thema Höchstgeschwindigkeit wurde – so weit ich es noch weiß – nicht angesprochen. Das diese Variante nicht umgesetzt wurde, lag vordergründig daran, dass sie nicht förderfähig war und die Förderung den Großteil der Baukosten ausmachen sollte. Dies war auch der Grund, weshalb hier die Gemeinden überhaupt das Projekt an sich gezogen haben – bezüglich der Baulast-Trägerschaft haben sie natürlich recht. Es gibt aber eine Vereinbarung, dass der Radweg später an den LS übergeht, somit für die Gemeinden keine Folgekosten entstehen.
@Petra P.: Nach meiner Wahrnehmung sind es längst nicht nur Hobbyradfahrer, die den Weg am Wochenende nutzen. Gerade Richtung Dahlewitz (RR) gibt es schon jetzt Berufs-Pendler… Schönefeld beabsichtigt den Radweg ab Rotberg weiter nach Westen auszubauen. Dann fehlt nur noch ein Stück in TF.
Ich bin dankbar, dass nach vielen Jahren der Diskussion und Planung endlich eine Lösung gefunden wurde, die die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer auf dieser Strecke erheblich verbessert. Nein Dank gilt allen, die an der Umsetzung dieses Projekts beteiligt waren, sowie den Kommunen Zeuthen und Schulzendorf, die mit Unterstützung des Landes Brandenburg die Finanzierung ermöglicht haben.
Ich hoffe, dass dieses Projekt langfristig die Vorteile eines sicheren und modernen Radverkehrs in der Region unter Beweis stellen wird!
Noch mal eine andere Sichtweise. Warum werden eigentlich diese Radwege, die mehr oder weniger von einigen Hobbyradfahrern am Wochenende bzw. nach Feierabend genutzt werden finanziell mit Fördermitteln gebaut werden und Schulwege für Hunderte von Kindern von den Kommunen nicht mehr gestemmt werden können? Hier läuft doch etwas gewaltig schief im Land.
Und Peter Schulze – Recht haben sie: Für Waffen und Kriegstüchtigkeit werden Finanzierungsquellen über Nacht gefunden.
Sehr geehrter Herr Prof. Reif, die Kollegen vom LS waren doch objektiv ! Auch haben Sie ( Herr Reif ) nicht beachtet, dass ein anbaugleicher Radweg bauliche Einschränkungen hat und die Regenentwässerung der Fahrbahn noch mehr Sorgen macht . Auch bin ich der Meinung, dass die zulässige Höchstgeschwindigkeit bei anbaugleichen Radwegen nicht 80 oder 100 Km /h betragen kann. Und die Sorgen sind noch nicht alle benannt- auch Wurzelschutzfolien müssen eingebaut werden. Also es weren noch mehr Bäume beeinträchtigt. Ergebisse sind ja an der L 400 schon zu sehen, die Leute kennen sie als B 179. Ergo an die Grünen, wer A sagt muss auch B akzepieren. Oder wer will zum Flughafen mit dem Rad fahren bzw. ihn umrunden ?
Und politisch will ich noch einmal etwas richtig stellen. Nach Bundesstraßengesetz hat der Baulastträger die Radwege zu bauen. Somit hat die Gemeinde sich den Braten an Land gezogen und kann jetzt auch allein die Kritik einstecken.
So Herr Reif, und da ist Ihre Einschätzung dennoch weiterhin, dass wir uns nicht als Kommunen selbst stärken sollten, ja? Es geht doch immer nur ums liebe Geld. Würden wir nicht überall mit vollen Händen die Kohle zum Fenster raus werfen, müssten wir auch keine so hohen Umlagen zahlen und hätten vielleicht Kreis und Land oder sogar Bund auch die Kohle um solche Projekte einfach in kommunaler Hand zu lassen, ohne mit dem erhobenen Finger zu diktieren was geht und was nicht geht. Ich spreche ja hier nicht von mehr oder weniger als einem totalen Umbau der Strukturen. Und so wie Grüne und Linke immer träumen, wird man ja wohl auch noch träumen dürfen, oder? Ich jedenfalls habe die Nase gestrichen voll vom Diktat von oben. Und irgendwas sagt mir, dass ich damit nicht allein bin. Und wer, wenn nicht wir, ändert denn daran was? Das fängt bei Radwegen an und endet bei Waffenlieferungen in Kriegsgebiete…
@Petra: Ja, das stimmt. Wir Grünen haben uns tatsächlich für den Radweg sehr eingesetzt. In meinem E-Mail-Postfach gibt es dazu allein 237 Mails.
Sie können mir aber glauben, dass wir dabei immer versucht haben, eine Wegeführung zu erreichen, die entweder direkt neben der Fahrbahn oder – wenn schon abseits – im Brandschutzstreifen verläuft. Im November 2020 habe ich vom Landesbetrieb Straßenwesen – Abteilung Planung Süd – eine sehr umfassende Mail bekommen, warum dies nicht möglich ist (siehe weiter unten).
Die sinnvollste Lösung für mich wäre gewesen, die Fahrbahn links und rechts deutlich zu verbreitern. In den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA) heißt es:
“9.2.3 Seitenstreifen und Umgestaltung von Fahrbahnen
Befestigte Seitenstreifen (Mehrzweckstreifen) sind Teile der befestigten Fläche, die von der Fahrbahn durch eine Fahrbahnbegrenzungslinie (als Breitstrich ausgebildet) abgetrennt sind. Bei einer üblichen Breite von 1,00 bis 2,00 m können sie vom Radverkehr relativ gut befahren werden, weil die Seitenstreifen dann vom Kraftfahrzeugverkehr im Allgemeinen nicht regelwidrig benutzt werden. Seitenstreifen sind allerdings kein vollwertiger Ersatz für fahrbahnbegleitende Radwege.”
Eine relativ einfache Lösung, aber eben kein förderfähiger Radweg!
Allerdings, so wurde uns zumindest angedeutet, werde der Eingriff in die Natur überschaubar bleiben. Wenn man das Ergebnis jetzt sieht, habe ich daran meine erheblich Zweifel. Hier mal ein Auszug aus einer Mail an mich aus dem Jahr 2020:
“Sehr geehrter Herr Reif,
beigefügt übersende ich Ihnen einen Auszug aus der ERA zum Thema „Umgestaltung von Fahrbahnen. Dies ist tatsächlich Thema bei überbreiten Fahrbahnen und an der L 402 aufgrund der vorhandenen FB-Breite nicht anwendbar.
Darüber hinaus habe ich dem Präsentationsauschnitt ein Systemquerschnitt eingefügt. Hier ist erkennbar, dass der Platzbedarf (und damit der Grunderwerb) nicht so üppig sein muss wie vorgesehen (Reduzierung des Seitentrennstreifens).
Erfahrungsgemäß (LS) liegt die Rodungsgrenze (auch technologisch bedingt) ca. 2 m neben dem Radweg. Einzelbäume(z.B. Eichen) können z.B. durch Radwegeinengungen erhalten bleiben.”
Endlich wird da mal der Radweg gebaut! Das ist längst überfällig.
Dieser Radweg ist ein Prestigeobjekt der Grünen. Soweit mir bekannt ist, war Herr Körner vom B 90 der eifrigste Befürworter. Jetzt sehen wir das Ergebnis. Eine Schande für die Umwelt.Detlev Lehmann: Ich kann mich nicht erinnern, dass in den letzten 10 Jahren auf dieser Strecke ein Radfahrer von einem Auto angefahren wurde. Was soll die Panikmache?
Der Radweg ist dringend notwendig.Fahre täglich diese Strecke und bin schon mehrfach von PKW‘s,welche auf dieser Strecke mit 120 langheizen ,fast umgefahren worden.Wozu man nun das zweite Jahr hintereinander unzählige Bäume abholzen muß,erschließt sich mir nicht.Wann soll denn der Radweg endlich fertig werden?
Die Gemeindevertretung hat den Bau des Radweges beschlossen. Ähnlich wie es beim 16 km Straßenausbau der Fall war. Doch damals wurde der Gemeindevertretung auch die konkrete Ausführungsplanung für jede einzelne Straße zur Beschlussfassung vorgelegt. Wann hat Herr Mücke der Gemeindevertretung den konkreten Ausbauplan für diesen Radweg zur Beschlussfassung vorgelegt? Ist das nicht erfolgt, ist die Gemeinde nicht berechtigt, Gelder für das Projekt auszuzahlen. Es ist nicht akzetabel, dass sich Schulzendorf an ein Projekt mit diesen schädlichen Auswirkungen finanziell beteiligt.
Jammern auf hohem Ninau ! Wenn Zeuthen mit dem Rad zum BEr fahren will, dann ist es eben so. Alle wollen Fahrrad fahren, alle wollen Sicherheit. Es gab auch schon Auflagen vom Landkreis, dass der Radweg 10 m von der Fahrbahnkante sein soll ! Es könnte sich ein LKW überschlagen, so die Begründung.
Wie sagte meine Großmutter?: ” Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich ….
Entschuldigung, was anderes fällt mir zu diesem Vorgehen nicht ein.