Airport Willy Brandt: Flugzeugdreck verändert sogar Chromosomen!

7. Februar 2012
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Fluglärm ist nur die eine Seite der Medaille jener Gesundheitsrisiken, die der künftige Hauptstadtflughafen für viele Menschen in der Region mit sich bringen wird. Nicht minder gefährlich sind  die „unsichtbaren“ Emissionen, die mit dem Betrieb des Airports einhergehen. Zum Beispiel jene, die durch die Enteisung von Flugzeugen in den Wintermonaten entstehen.

Enteisungsmittel sind nicht ganz unbedeklich für die Umwelt. Rund 50 Prozent werden nach dem Start in die Umwelt versprüht. (Foto: Deutsche Leasing)

Bei der Flugzeugenteisung kommen zwei Verfahren zum Einsatz. Beim De – Icing werden vorhandenes Eis und Schnee am Flugzeug entfernt. Beim Anti – Icing  soll  einer erneuten Eisbildung an Tragflächen und Triebwerken entgegengewirkt werden. Die Enteisungsmittel bestehen im Wesentlichen aus Ethylen – oder Propylenglykol. Je nach Außentemperaturen und Wetterbedingungen werden diese Alkoholverbindungen in einem bestimmten Mischungsverhältnis mit heißem Wasser auf die Flugzeuge gesprüht. Für ein Langstreckenflugzeug wie dem A 330 sind es rund 450 Liter heißes Wasser und 350 Liter Enteisungsmittel.

„Ethylen- und Propylenglykol sind wegen ihres hohen Sauerstoffbedarfs besonders gefährlich für Wasserlebewesen. Sauerstoffverarmung, Fischsterben und unerwünschter Bakterienwachstum können die Folge sein.“, sagt Prof. Dr. med. Hans Behrbohm von der Park Klinik Berlin – Weißensee. Auch für Menschen können sie gefährlich werden und zu neurologischen und gastrointestinalen

Prof. Dr. Hans Behrbohm: Es muss von erheblichen Einträgen der Enteisungschemikalien in dieser Region und in die Gewässer ausgegangen werden." (Foto: Wolff)

Störungen und schweren Geburtsfehlern führen.

Rund 35 Prozent der Enteisungsmittel tropfen bereits am Enteisungsplatz ab, wo sie aufgefangen und wiederverwendet werden. Weitere 10 bis 15 Prozent rieseln auf dem Vorfeld, den Rollwegen und den Pisten ab. Ungefähr 50 Prozent verwehen dann beim Start und in der Steigphase  in das anliegende Gelände im Umkreis von 15 Kilometern des Flughafens. Es kommt zwangsläufig zu Einträgen in die Böden, das Grundwasser und in die nahe gelegenen Gewässer, dem Langen See, dem Seddinsee und dem Müggelsee.

Weil es besonders in der Startphase auf eine sehr gute Haftung der Enteisungsmittel ankommt, sie sollen schließlich auf der Flugzeugoberfläche einen Schutzfilm gegen das Eis bilden, werden ihnen bestimmte  Additive beigemischt. „Doch gerade die sind für die Umwelt deutlich schädlicher als die Glykole allein. Chromosomenveränderungen werden durch diese toxischen Stoffe sicherlich auch ausgelöst.“ konstatiert Professor Behrbohm.

Benzotriazol, eine Kohlenwasserstoffverbindung, ist ein Bestandteil, das in Enteisungsmitteln enthalten ist.  Es ist ein sehr langlebiger Stoff, der durch Bakterien in den Kläranlagen nur sehr schwer abgebaut wird. Benzotriazol steht sogar im Verdacht krebserregend zu sein.

„Es ist schon so, dass die ständige Berieselung mit diesen toxischen Stoffen auf die Flora und Fauna und die Menschen Auswirkungen hat. Wir kennen doch das aus Fukushima. Erst wenn eine ganze Region kontaminiert ist, wird man auf die Idee kommen und sagen, ja, hier ist etwas dumm gelaufen!“, so Behrbohm.

 

 

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4 Responses to Airport Willy Brandt: Flugzeugdreck verändert sogar Chromosomen!

  1. arabella
    8. Februar 2012 at 19:53

    Bürgern, die sich einst erdreisteten, Hühner oder Schafe auf ihr Grundstück zu stellen, hat das Ordnungsamt schnell den Garaus gemacht. Diese waren den Nachbarn zu laut und zudem rochen sie ab und an. Was dieselben Nachbarn nun wohl sagen? Und erst das Ordnungsamt?

  2. drbach
    8. Februar 2012 at 07:55

    Der Selchower Flutgraben ist in den letzten 10 Jahren zur Kloake gemacht worden. Nachdem ein Dioxin-Teich in SXF bei Starkregen übergelaufen war, änderte sich das Regime der Beräumung des Grabens. Immer wenn die Pflanzen beginnen das Wasser zu reinigen, werden sie seitdem ausgebaggert – im Sommer. Bis dahin erfolgte die natürlich notwendige Pflege des Gewässers im Herbst, wenn die Pflanzen eh absterben. Jetziges Ergebnis: Kloake. Der zuständige WBV Gallun bestreitet natürlich einen Dioxin – Zusammenhang und beruft sich auf den angeblich nötigen Hochwasserschutz – BER läßt auch hier grüßen.
    Bis in die 90er Jahre konnte man an geeigneten Stellen sogar baden, angeln oder paddeln und die einzige partielle Überschwemmung trat mal in den 70er oder 80er Jahren auf, als die Vergitterung unter der S-Bahn in Zeuthen den Abfluß verstopfte. Die gibt es wohl immer noch.
    Nicht nur der Lärm sondern auch ganz gewöhnlicher ökologischer Unverstand werden uns BER nicht gerade angenehm machen.

  3. Anwohner Otto-Krien-Str.
    7. Februar 2012 at 20:20

    Es ist schon verwunderlich, dass uns Bürgern ständig unser Umweltbewusstsein vor Augen geführt wird und am Flughafen macht dieses Bewusstsein halt. Hier zählt nur die Wirtschaftlichkeit, die sich über alles hinwegsetzten kann, ungeachtet der Menschen und der Flora und Fauna. Wieso wird ständig mit zweierlei Maß gemessen? Also setzte ich mich auch darüber hinweg und werde nach 20h mit meinem Benzinrasenmäher den Rasen kürzen und anschließend noch das alte Motorenöl meines PKW auf dem Grundstück wechseln. Wen scherst???? Wahrscheinlich die Nachbarn und das Ordnungsamt, dass mich mit einem Ordnungs- bzw. Bußgeld belangen wird!!!

  4. Ratlos
    7. Februar 2012 at 08:54

    Das Problem ist doch nicht neu, die Fische im Main schwammen nach dem Einsatz von Enteisungsmitteln doch regelmäßig mit dem Bauch nach oben. Da die Anlagen am BER alles genehmigten Versuchsanlagen sind, kommt der Dreck nicht nur von oben, sondern auch über den Selchower Flutgraben. Welche Einflüsse dieser Dreck auf die Wasserversorgung hat, sollte man mal fragen.

    Aber es gilt ja die Stega – Werbung von Klim – Bimm : Da mach ich mir ein’ Schlitz ins Kleid und find das wunderschön

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