8.Mai: 87-Sekunden-Rede und die Mahnung eines Jugendlichen

8. Mai 2025
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Zeuthen/Miersdorf. Bei der heutigen Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus in Miersdorf waren so viele Gäste wie seit Jahren nicht dabei – etwa 100 Menschen. Darunter die Bürgermeister von Eichwalde; Schulzendorf und Zeuthen, Lokalpolitiker, Schüler der Grundschule am Wald, Mitglieder einer Jugendinitiative und Einwohner.

Besonders die musikalischen Darbietungen der Schüler der Gesamtschule “Paul Dessau” und die Gedichtdarbietung „Gespräch mit einem Überlebenden“, haben für emotionale Momente unter den Gästen gesorgt.

Schüler der musikbetonten Gesamtschule "Paul Dessau" sorgten für Gänsehaut unter den Gästen. (Foto: mwBild)

Schüler der musikbetonten Gesamtschule “Paul Dessau” sorgten für Gänsehaut unter den Gästen. (Foto: mwBild)

Höhepunkt der Veranstaltung sollte die Gedenkrede von Eichwaldes Bürgermeister Jörg Jenoch werden. Mit gerade einmal 87 Sekunden fiel seine Ansprache erstaunlich kurz aus – und sorgte prompt für Missfallen unter den Anwesenden.

„Wir gedenken denen, die für uns gefallen sind, damit wir ohne Nationalsozialismus leben können. …Wir sind hier, damit wir in zwanzig Jahren auch noch hier stehen können“, sprach er. Doch was fehlte, war eine tiefere Würdigung der Tatsache, dass die Rote Armee die Hauptlast des Zweiten Weltkriegs trug. Über die 27 Millionen Sowjetbürger, die ihr Leben lassen mussten, verlor Jenoch kein Wort. Keiner der wichtigen Aspekte über Frieden und die Wahrung von Rechtsstaatlichkeit fand seinen Platz in der 87-Sekunden-Rede. Keine Silbe zum Ukraine Krieg und zu einem Standpunkt.

Die Worte eines Jugendlichen, der mit seiner mahnenden Botschaft den Beifall der Zuhörer auf seine Seite zog, hatten viel mehr Gewicht, als die von Bürgermeister Jenoch: „Eigentlich müsste die Lehre des zweiten Weltkriegs doch sein: Nie wieder Krieg, nie wieder Aufrüstung auf deutschem Boden.“ Der junge Mann kritisierte, dass 500 Milliarden Euro für Rüstung und kriegsfähige Infrastruktur bereit gestellt werden und gleichzeitig ein sozialer Kahlschlag erfolgt. Und weiter: „Raketen, die Zivilisten töten, Panzer statt Pflege.“ Seine Rede endete mit den Worten: “Danke euch, ihr Sowjetsoldaten! Hoch die internationale Solidarität!“

Das Ehrenmal in Miersdorf wurde 1947 als Ehrenfriedhof errichtet und erinnert an die gefallenen Soldaten der Roten Armee sowie an zahlreiche Zivilpersonen, die bei den letzten Kämpfen um Berlin im April/Mai 1945 ihr Leben ließen.

(Alle Bilder auf der Facebook Seite Der Schulzendorfer)

2 Responses to 8.Mai: 87-Sekunden-Rede und die Mahnung eines Jugendlichen

  1. 8. Mai 2025 at 23:14

    Guter Mann. Schön, dass auch der Nachwuchs Haltung zeigt, gegen diesen ganzen Irrsinn, den wir Politik im Namen des Volkes nennen sollen.

  2. Zeuthener
    8. Mai 2025 at 22:11

    Mal abgesehen von der Stotterei Jenochs, seine Rede war eines Bürgermeisters unwürdig. Ich verstehe nicht, warum Herr Martens die Gedenkrede nicht gehalten hat, er ist ein ausgezeichneter Rhetoriker. Nicht alles, was der Jugendliche sagte, aber vieles würde ich unterschreiben. Sein Mut, Unbequemes aber Wahres anzusprechen, was manche nicht hören wollen, verdient mein Respekt.

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