Wo einst Raketentriebwerke getestet wurden, wo Breshnew und Castro landeten!

20. Juli 2014
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Als die deutsche Wiedervereinigung den Abzug der Westgruppe der sowjetischen Armee vor zwanzig Jahren auslöste, standen plötzlich Kasernen, riesige Truppenübungsareale und Flugplätze leer da. So auch das große Militärareal in Sperenberg/Kummersdorf – Gut. Die Bewohner des Ortes sahen den Abschied der Sowjetarmee aus der Brandenburger Garnison mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Vielen persönlichen Freundschaften zwischen Bewohnern und Offizieren fand ein jähes Ende, kleine Handwerksbetriebe mussten herbe Umsatzeinbußen hinnehmen. So beispielsweise der ortsansässige Schuster, der täglich Dutzende Paare Lederstiefel von Armeeangehörigen reparierte.

Finanzstaatssekretärin Daniela Trochowski (li.) und Bürgermeister Frank Broshog. (Foto: Weinert)

Finanzstaatssekretärin Daniela Trochowski (li.) und Bürgermeister Frank Broshog. (Foto: Weinert)

Das größte Problem des inzwischen verwaisten Areals des ehemaligen Flugplatzes und der Garnison: Die Beseitigung von Altlasten wie Munition und Kerosin. Bis heute wurde über eine Million Liter Kerosin aus dem Boden und dem Grundwasser entfernt. Anwohner berichten, dass Pilze ungenießbar sind, weil sie nach Kerosin schmecken. Nach Ansicht der örtlichen Feuerwehrleute wird es noch Jahre dauern bis restlos alle Altlasten entsorgt sind.

Teile des Areals, die sich unmittelbarer Nähe des einstigen Abfertigungsgebäudes und des sogenannten Kaiserbahnhofes befinden, stehen auf einer „Giftliste“ des Bundes. Der hat nach Angaben des Bürgermeisters der Gemeinde Am Mellensee, Frank Broshog, vor Wochen die Kerosinentsorgung ohne Angaben von Gründen eingestellt.

Das Militärgelände ist eingezäunt, das Betreten ohne Begleitung streng verboten. Besonders große und lebensgefährliche Risiken lauern im Sommer, wenn sich wegen hoher Temperaturen verstreute Munition selbst entzündet und der mit Kerosin durchtränkte Boden anfängt zu brennen. Für die örtlichen Feuerwehren gilt dann nur eine Devise: Ein Übergreifen des Feuers auf die nahegelegenen Ortschaften muss unter allen Umständen verhindert werden. Brandherde, die sich außerhalb munitionsfreier Fahrbahnen befinden, werden von den Kameraden direkt nicht bekämpft.

Ralf Kaim, Vorsitzender des Museums  Fördervereins stellt sich den Fragen von Staatssekretärin Trochowski zur Historie des "Kaiserbahnhofes". (Foto: Weinert)

Ralf Kaim, Vorsitzender des Museums Fördervereins stellt sich den bohrenden Fragen von Staatssekretärin Trochowski zur Historie des “Kaiserbahnhofes”. (Foto: Weinert)

Auf vielen der einstigen Militärflächen, die im Land allesamt von der Brandenburgischen Bodengesellschaft (BBG) verwaltet werden, haben sich inzwischen Technologie- und Energiezentren gebildet. Dort wird grüner Strom erzeugt, in schönen Naturlandschaften, die zuvor von Munition beräumt wurden, erholen sich Brandenburger, Wohnparks und zivile Heilstätten entstanden.

Ähnliche Vorstellungen hat Bürgermeister Broshog. Er will auf einem Teil der Flächen Anlagen errichten, die erneuerbare Energien erzeugen und der Gemeinde Einnahmen bescheren. Unterstützung bekommt er aus allen Fraktionen des Gemeindeparlaments und dem Land, dass bei der Finanzierung des Projekts berechtigte Hoffnung gemacht hat.

Anders sieht das der Förderverein „Historisch – Technisches Museum Versuchstelle Kummersdorf“. Er will auf dem früheren Militärareal einen Museumspark errichten, allerdings ohne erneuerbare Energieanlagen. „Doch ohne etwas zwischen Daumen und Zeigefinger zu haben, ist der nicht finanzierbar.“, argumentiert Frank Broshog.

Frank Broshog und Ralf Kaim vor den Resten einer Raketenprüfstation. (Foto: Weinert)

Frank Broshog und Ralf Kaim vor den Resten einer Raketenprüfstation. (Foto: Weinert)

Brandenburgs Finanzstaatssekretärin Daniela Trochowski ist guter Dinge, dass bei der Konversion des militärischen Areals die Interessen aller Beteiligten unter einen Hut gebracht werden können, besonders was die Finanzierung der Altlasten betrifft.

Seit 1994 sind auf den rund 100.000 Quadratmeter großen Armee Flächen, die das Land Brandenburg vom Bund übernommen hat, 90 Prozent in eine zivile Nutzung überführt worden.

One Response to Wo einst Raketentriebwerke getestet wurden, wo Breshnew und Castro landeten!

  1. Murks
    20. Juli 2014 at 17:42

    Der Beitrag hat nicht viel ” Neues ” gebracht. In Sprenberg wurde ein FH gebaut, um den Miltärkrach von Berlin und dem Rest fernzuhalten – diese Aussage fehlt mir zum Beispiel.

    Die Entwicklung des Geländes scheint eher düster zu sein- bei so vielen Bäumen werden die Umweltschützer etwas gegen Aufwärmflächen und Mühlen haben ! Als – Im Osten nichts Neues.

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