Wenn die Milchmädchen rechnen

3. Dezember 2023
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Schulzendorf. Der französischer Schriftsteller Jean de la Fontaines erzählt in einer Fabel, wie sich ein Bauernmädchen morgens zum Markt aufmacht, um Milch zu verkaufen. Auf dem Weg dorthin träumte sie, was sie vom Erlös alles anschaffen könnte. Hühner, Eier, eine Kuh. Doch beim Träumen geriet sie ins Stolpern, fiel hin und verkippte die gesamte Milch. Ihr ganzes Kalkül war hin. Seitdem sagt man, wenn jemand einem Trugschluss, einer Fehlkalkulation oder einem Wunschtraum unterliegt: Das ist eine Milchmädchenrechnung.

Milchmädchen-Illustration (Jean-Jacques Grandville, gemeinfrei)

Milchmädchen-Illustration (Jean-Jacques Grandville, gemeinfrei)

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Und damit wären wir beim Thema. Schulzendorfs Linke wollen für das in zwei Jahren stattfindende 650-Jahr-Jubiläum 100.000 Euro verteilen. Damit sollen die Feierlichkeiten finanziert werden, wobei derzeit völlig unklar ist, wie sie genau aussehen sollen. Eine Entscheidung über das Geld ist unaufschiebbar, sagt die Linke Fraktionschefin Winnifred Tauche. Denn ohne einen Besschluss darüber, könne Bürgermeister Mücke in keine Vertragsverhandlungen mit Arrangeuren treten.

Bürgerbündnis, CDU und Grüne wollten der Linken Milchmädchenrechnung nicht folgen. Wozu etwas überhastet auf den Weg bringen? Zunächst müsse klar sein, was veranstaltet werden soll, dann welche Kosten anfallen und schließlich ob Förder- und Sponsorengelder eingesammelt werden können. Erst dann könne über die Bereitstellung von Geld geredet werden. So die Quintessenz von CDU-Fraktionschef Guido Thieke im jüngsten Hauptausschuss.

Die von den Linken gewünschten 100.000 Euro müssen im Haushalt 2024 festgeschrieben werden, daran führt kein Weg vorbei. Doch ein Haushaltsentwurf für 2024 liegt immer noch nicht vor. Er wird wohl nicht vor kommenden April verabschiedet werden. Ohne beschlossenen Haushalt kann Bürgermeister Mücke schlechthin keinerlei Verhandlungen mit Ausrichtern des Jubiläums führen und über Geld verfügen. Auch der Grünen Fraktionschefin Claudia Stölzel fiel das auf. Zudem wird erst mit Vorliegen des Budgetentwurfs klar sein, welche finanziellen Spielräume überhaupt existieren.

Am Ende kapierte das Fraktionschefin Tauche. Sie zog den 100.000-Euro-Antrag im Hauptausschuss zurück.

7 Responses to Wenn die Milchmädchen rechnen

  1. Gerd
    4. Dezember 2023 at 18:17

    Andere Gemeinden stellen Weihnachtsmärkte auf die Beine, Schulzendorf kann nicht einmal das Lichterfest vernünftig organisieren.
    Dass Herr Mücke keine Lust mehr hat, spiegelt sich täglich im Dorf wieder.
    Der Kulturklub organisierte zusammen mit dem Bürgermeister das Lichterfest.
    Der Vorstand muss sich hinterfragen,warum so einiges schiefging, denn der Bürgermeister macht nie Fehler,es sind grundsätzlich andere Schuld.
    Und die Linken können nur Anträge einreichen, die von vorne bis hinten nicht durchdacht sind.
    Von Mollenschott, Tauche und Voigtländer ist nichts zu erwarten.

  2. errade gefunden
    4. Dezember 2023 at 15:28

    Um so dümmer der Politiker, je höher die Anmaßung des dargestellten Wissens, man kann es auch Arroganz der Macht nennen – Nicht Dienstleister für das Volk, sondern selbstgeblendet.

  3. Erdbewohner
    4. Dezember 2023 at 14:37

    Hört, hört Petra. Wie recht du doch hast; einfach nur gruselig dieser Mann :(

    Und sowas soll in 2 Jahren als letzte Amtshandlung ein großes Fest organisieren?? Lächerlich!!
    Ich hoffe die Vereine, FF halten sich nächstes Jahr zurück beim Lichterfest auch wenn es mir um die Kinder sehr leid tut.

  4. Petra
    Petra
    4. Dezember 2023 at 10:10

    Er kann es einfach nicht!!! Weder Lichterfest, weder Winterdienst, weder Kita Betreuung, weder Finanzen, weder Baumaßnahmen, weder Lärmschutz, weder strategisches Denken in der Dorfentwicklung. Nur Überheblichkeit und Schulmeisterei kann er.

  5. eva
    3. Dezember 2023 at 20:22

    Na hoffentlich läuft die Feier dann nicht wie die Eröffnung des Lichterfestes durch den Bürgermeister ab:
    Keine Bühne (aus Kostengründen), der Seniorenchor fiel mangels Sänger aus. Die Rede des Herren verstand Keiner, da das Mikro ausgefallen ist. Die Beleuchtung des Tannenbaumes war 2 Minuten zu bestaunen, dann war es erst einmal “duster”.
    Also beste Organisation!
    Die Vereine des Ortes haben sich dafür besonders ins Zeug gelegt, da klappte es. Die Besucher dankten es Ihnen.

  6. Petra P.
    3. Dezember 2023 at 14:03

    Wann hat Frau Stölzel als Vositzende des Ausschusses Finanzen und Wirtschaft dies bemerkt?

  7. Dr. Dieter Füting
    3. Dezember 2023 at 13:23

    Offenbar, so lese ich, herrschen in Schulzendorf kafkaeske Zustände.
    La Fontaine wirkt etwas aus der Zeit gefallen.
    Wir erkennen eine bedrohliche Grundsituation: Identitätsverlust und eine verwirrende Stimmung. Es geht um Schuld, merkwürdige Personen und eine klassische Traumfantasie. Es scheint ein Prozess im Gange, ohne das klar ist, warum wer überhaupt angeklagt werden soll. Egal, wir wollen das Urteil, wir wollen die Hinrichtung.

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