Schönefeld. Im Februar 2024 sprachen sich Vertreter der Kommunen in der BER-Fluglärmkommission (FLK) für ein weitgehendes Verbot verkürzter Starts, sogenannter Intersection Takeoffs, für sämtlich Abflugverfahren aus. Dabei starten Flugzeuge nicht vom Anfang der Startbahn, sondern biegen seitlich von der Rollbahn auf sie ein und starten von dort. Die Folge seien zusätzliche Lärmbelastungen, sagen Kritiker.
Die Deutsche Flugsicherung (DFS) lehnt ein Verbot ab. Der Schulzendorfer fragte die Behörde nach den Gründen für ihre Sicht.
Kein Grund für ein Verbot
Gemäß Luftverkehrsgesetz ist die Flugsicherung für die sichere, geordnete und flüssige Abwicklung des Luftverkehrs zuständig. Intersection Takeoffs dienen diesem Zweck und unterstützen beim Vermeiden unnötiger Roll- und Wartezeiten. „Die DFS hat aufgrund ihres Auftrags, der sich aus Paragraph 27 c des Luftverkehrsgesetzes und deren Anwendung ergibt, keinen Versagensgrund für die Anwendung von verkürzten Startlaufdistanzen.“, so Unternehmenssprecher Stefan Jaekel.
Intersection Takeoffs sind an bekannten europäischen Flughäfen übliche Praxis. „Als Beispiel kann man hier München, einen der größten europäischen Flughafen-Hubs, nennen. Daran haben wir uns auch am BER orientiert.“, so Jaekel.
DFS kann Piloten nicht zum Start am Anfang der Bahn drängen
Die DFS kann Piloten auch grundsätzlich nicht auf einen Start am Anfang der Startbahn drängen, weil jede Airline für die Codierung des eigenen Flight Management System (FMS) zuständig ist. Das FMS übernimmt beispielsweise die Aufgabe der Flugnavigation sowie die Berechnung und Programmierung des Steigens des Flugzeugs.
Die Flugsicherung hat für den BER Standardisierte Abflugstrecken für Instrumentenflüge (SID) geplant. Das sind festgelegte Strecken, die Flugzeuge nach dem Start nutzen können, um zu einer bestimmten Luftstraße zu gelangen.
„Jede Airline berechnet für jeden Flug unter anderem den entsprechenden Startlauf mit den notwendigen Distanzen. Der verantwortliche Pilot trifft schließlich die Entscheidung. Die DFS hat hier zwar die Grundlage veröffentlicht, also die angesprochenen Verfahren, aber es steht den Piloten frei, wie sie diese Vorgaben erfüllen.“, sagt Sprecher Jaekel.
„Wir sind heute minimal leiser unterwegs.“
Die Feststellung von Kritikern, dass mit verkürzten Starts der Lärmschutz am BER unterlaufen wird, weist Jaekel entschieden zurück: „Nein – verkürzte Starts sind an allen Flughäfen weltweiter Standard. Eine Analyse der FBB hat ergeben, dass das bestehende Routenkonzept – samt der verkürzten Starts – in der sogenannten Soll–Ist-Betrachtung insgesamt leicht positiv ist. Dies bedeutet, dass wir heute sogar minimal leiser unterwegs sind, als es damals in der Planung angenommen wurde.“
Befürworter eines Verbots verkürzter Starts argumentieren, dass ein Start vom Anfang der Bahn eine Lärmminderung von etwa drei Dezibel bringen würde. „Die drei Dezibel oder mehr wurden ausschließlich an den beiden Messstellen Waltersdorf und der Siedlung Hubertus gemessen. Ansonsten sind die Ergebnisse in vielen Bereichen unter der Wahrnehmbarkeitsschwelle von einem Dezibel. Es gibt sogar Messpunkte, beispielsweise in Schulzendorf bei einer Z-SID (gemeint ist der 15-Grad-Knick) von der Runway 07 R, bei denen Intersection Take Offs einen entlastenden Effekt haben.“, resümiert der DFS-Sprecher.
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