Straßenausbau: Die Pannen und Pleiten wollen einfach nicht abreißen!

29. August 2011
Von

Pünktlich um 7 Uhr beginnen die Geräte und Maschinen in den Straßen rund um das frühere Gemeindeamt in der Otto Krien Straße zu rattern. Wilfried Milke ist am Leipziger Platz gerade dabei Betonrecycling mit einem Straßenfertiger profilgerecht einzubauen. Ein Ultraschall Messgerät, welches am großen Straßengerät befestigt ist sorgt dafür, dass fast auf den Millimeter genau das Material aufgebracht und glatt gezogen wird. Zentimeter für Zentimeter bewegt sich die schwerfällige Maschine vorwärts und nach einigen Minuten ist der Unterbau für die ersten Quadratmeter fertig.

Ein kleines Unternehmen aus Beeskow verlegt im Auftrag der Firma Kitzuhn das Betonsteinpflaster. 250 Quadratmeter pro Tag ist die Norm der Drei – Mann – Brigade, da ist täglich richtig Schwitzen angesagt. Eine Kolonne Arbeiter aus der ehemaligen Tschechoslowakei ist ausschließlich mit den Einfahrten zu den Grundstücken beschäftigt. Viele Puzzlearbeiten müssen sie erledigen und etliche Steine werden passgerecht zugeschnitten. Das dauert seine Zeit, vielleicht auch ein Grund dafür, dass die Einfahrten 70 Euro pro Quadratmeter teuer sind.

Die Zusammenarbeit mit den Baufirmen klappt recht gut, das bescheinigen jedenfalls viele Straßenanlieger. „Vom bauleitenden Polier werden wir über Abläufe und Termine informiert. Und wenn es mal klemmt, dann reden wir miteinander. Ich bin zufrieden mit der Arbeit von RAKW.“, resümiert Ralf Jurke aus der Münchner Straße.

Derart gute Noten erhalten Schulzendorfs Bauverwaltung und die Planern nicht. Im Gegenteil, die Kritiken an ihnen mehren sich und werden immer lauter.

Als vor einigen Wochen kräftige Regengüssen in Schulzendorf niedergingen, verwandelte sich die Otto – Krien – Straße im Abschnitt zwischen der Herwegh- und der Lessingstraße in ein kleines reißendes Bächlein. Das Tageswasser schoss zum Teil über die Einfahrten auf die Grundstücke der Anlieger und sammelte sich dort zu kleinen Seen. Als die Eigentümer gegenüber der Verwaltung wegen der Wassermassen warnend die Zeigefinger erhoben, entschieden die Planer und die Fachleute des Bauamtes operativ, dass die Straße im unteren Bereich „gekippt“ wird. Zu gut Deutsch wird das Gefälle der Straße verändert, damit sich ein solches Überschwemmungsdesaster nicht noch einmal wiederholt.

In der Nacht vom 24. zum 25. brachen erneut heftige Gewittergüsse über Schulzendorf herunter. Trotz „gekippter Straße“ strömten die Wassermassen von der Otto – Krien – Straße erneut auf das Grundstück von Danilo Degner. „Ich habe schon oft auf diese Problematik hingewiesen. Frau Nulle vom Bauamt vertröstet mich ständig. Wir Anlieger sind Kunden, müssen die Straßen bezahlen und werden wie Bittsteller behandelt. Nichts tut sich. Ich weiß nicht, was ich noch machen soll.“, klagt Eigentümer Degner.

Sind Schulzendorfs Verwaltung und die von ihr beauftragten Planer angesichts der Wasserfälle etwa ratlos und ohnmächtig?

Danilo Degner will nun die Gemeindeverwaltung für den entstandenen Schäden durch die Ausspülungen haftbar machen. Auch Anlieger der Münchner  und Brandenburger Straße beklagen, dass Regenwasser von der Straße aus auf die Grundstücke strömt. Für sie ist die Konstruktion  „wenig durchdacht“.

Tatsächlich ist es so, dass in nahezu allen Straßen, die derzeit ausgebaut werden, unterschiedliche Höhenniveaus der Grundstücke zu den Straßen festzustellen sind. Zwar werden in den betroffenen Zufahrten kleine Rinnen durch tiefer gesetzte Betonpflastersteine eingebaut, doch ob sie größere Mengen von Regenwasser nachhaltig und in relativ kurzer Zeit ableiten können, ohne das das Grundstück überflutet wird, diesen Beweis müssen Planer und Bauamt noch erbringen.

Ein Bewohner in der Salzgitter Straße hat sich gegen einen Aufpreis eine Rinne in die Zufahrt einbauen lassen. Sie soll seine angrenzende Tiefgarage vor dem Wassereintritt schützens. Einziges Manko der Konstruktion: Das Wasser, das in die Rinne laufen und im Erdreich versickern soll ist an kein Sammelschacht angeschlossen.

Einige hundert Meter weiter zeigt sich ein ähnliches Bild. Seit Wochen wartet Ulrike Schmitt auf Nachricht aus dem Rathaus. „Ich weiß nicht, wann unsere beiden Einfahrten gebaut werden. In unserer Straße sind viele bereits fertiggestellt. Die Gemeindeverwaltung hat mich bis heute nicht informiert.“, so die Anliegerin.

„Seit den Informationsveranstaltungen zum Straßenausbau im Jahre 2009 hat es zwischen der Gemeindeverwaltung und den Anliegern keine nennenswerte Kommunikation gegeben. Das kann eigentlich nicht sein.“, ärgert sich Sabine Schmidt aus der Otto – Krien –Straße.

Dass in den umfangreichen, seitenstarken und kostenintensiven Planungen von Hyder der „Regenwasser – Fall“ offenbar nicht ausreichend beleuchtet wurde, zeugt nicht gerade von der sonst für Planer typischen Voraussicht und Vorherbestimmung.

Bleibt den Schulzendorfer Straßenbauanliegern nur zu wünschen, dass sie vor weiteren Hiobsbotschaften in Sachen Straßenbau verschont bleiben. Eine alte Fußballweisheit besagt jedenfalls, dass irgendwann jede Negativserie zu Ende geht.

 

 

 

 

 

.

 

2 Responses to Straßenausbau: Die Pannen und Pleiten wollen einfach nicht abreißen!

  1. Anwohner Kölner Straße
    2. September 2011 at 14:58

    Andrea Müller meint: Keine guten Aussichten für Programm und Bürgermeister.
    Wohl oder Weh
    Es ist der Dauerbrenner in Schulzendorf: Der Straßenbau.

    Er ist seit langem beschlossene Sache. Der Bürgermeister hat seit Monaten dafür das Okay der Gemeindevertreter. Doch leider nur im Globalen. Die Details sollten in einem extra zu beschließenden Straßenausbauprogramm definiert werden. Das wurde schon einmal von den Abgeordneten zurück und von der Gemeindevertreterversammlung in die Ausschüsse verwiesen.

    Jetzt wird es darin heiß diskutiert und es sieht nicht gut aus – nicht für den Beschluss und nicht für den Bürgermeister, der dringend die Zustimmung der Abgeordneten braucht. Denn schon sind die ersten Straßen fertig oder stehen kurz vor der Fertigstellung und die Gebührenbescheide gehen raus. Doch ohne das „Ja und Amen“ der Gemeinde kann er diesbezüglich nicht agieren. Damit wird das Geld fehlen, das von den Anliegern kommen soll. Das ganze Projekt könnte ins Wanken geraten.

    Es ist klar, dass sich einige Abgeordnete als Marionetten des Rathauses fühlen. Der Bürgermeister zieht an den Fäden und die Puppen haben zu tanzen. So geht es nicht. Beide Seiten sollten sich der Konsequenzen bewusst sein. Es geht um Wohl oder Weh der Gemeinde und die Gemeinde, das sind die Bürger.

  2. Anwohner Kölner Straße
    2. September 2011 at 14:57

    Ortsentwicklungsausschuss verweigert Zustimmung zum detaillierten Ausbauprogramm
    SCHULZENDORF – Eigentlich hätte diese Beschlussvorlage längst durch sein müssen. Doch die Gemeindevertreter hatten sie schon vor Monaten zurück in die Ausschüsse verwiesen. Jetzt wurde sie im Sozial- sowie im Ortsentwicklungsausschuss diskutiert. Wieder einmal ging es um den Straßenbau im Ort.

    http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12164713/62129/
    Schon vor längerer Zeit hatten die Abgeordneten einen Beschluss darüber verabschiedet, 16 Kilometer Straße im Ort auszubauen. Doch über das „Wie“ des Ausbaus sollte später entschieden werden. Parallel dazu beauftragte das Rathaus aber schon Firmen mit dem Straßenbau.

    Abgeordnete wie Joachim Kolberg von der CDU-Fraktion fühlen sich schlichtweg übergangen und erpresst. „Wenn das so weitergeht, ist die Gemeindevertretung nur noch ein Papiertiger“, sagte er Mittwochabend im Ortsentwicklungsausschuss. Er machte als Vorsitzender des Ausschusses Bürgermeister Markus Mücke und seiner Verwaltung noch einmal deutlich, dass die 18 Abgeordneten das Entscheidungsorgan seien und nicht das Rathaus.

    Mücke kann die ganze Aufregung offensichtlich nicht verstehen. Mit einem Beschluss in der Tasche über den Straßenausbau fühlte er sich befugt, die nächsten Schritte zu veranlassen. „Jetzt geht es doch nur noch um die Details“, wiederholte er immer wieder erklärend. Mit diesen würde aufgelistet, welche Straße wie breit mit welchen Steinen, welchem Unterbau, welcher Entwässerung und so weiter ausgestattet werden.

    Dennoch fühlen sich die Abgeordneten in der Gemeindevertretung übergangen, zu spät befragt zu dem Ausbauprogramm.

    Dieses aber ist ungeheuer wichtig für die Gemeinde. Denn sie braucht dieses, um die Gebührenbescheide an die Anlieger raus schicken zu können und so die Refinanzierung des Projektes abzusichern. Auch das versuchten Bürgermeister und Bauamtsleiterin Undine Nulle den Mitgliedern des Ortsentwicklungsausschusses deutlich zu machen. Einige Kostenbescheide seien schon raus geschickt worden. Fünf Widersprüche seien aber bereits eingegangen. Die Frist laufe in drei Tagen ab.

    Vor der Abstimmung darüber, ob die Beschlussvorlage zum Ausbauprogramm mit einer Empfehlung zurück in die Gemeindevertretersitzung geschickt wird, fragte Markus Mücke noch einmal in die Runde, ob es noch Fragen dazu gäbe. Er würde gern alle Probleme klären. Doch es herrschte Stille im Sitzungssaal des Rathauses in der Richard-Israel-Straße. „Dann müsste ich ja Ihre Zustimmung zum Ausbauprogramm bekommen“, resümierte er. Kolberg konterte: „Das müssen Sie den Ausschussmitgliedern schon selbst überlassen.“

    Schließlich votierten nur zwei der Mitglieder im Schulzendorfer Ortsentwicklungsausschuss am Mittwochabend dafür. Vier stimmten dagegen, zwei enthielten sich der Stimme.

    Somit stehen die Chancen schlecht, dass diese Beschlussvorlage zum Straßenausbauprogramm die Zustimmung in der Gemeindevertretung bekommt. „Das muss ich jetzt erst einmal verdauen“, meinte Undine Nulle im Anschluss an die Abstimmung. Bürgermeister Markus Mücke gab keinen Kommentar dazu ab. (Von Andrea Müller)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige

Anzeige

Anzeige