Kommentar: Warum eine Berufsfeuerwehr für ZEWS nicht sinnvoll ist!

17. Januar 2025
Von

Chris Ziemann

Professor Jonas Reif schreibt in seinem Artikel „Interkommunale Zusammenarbeit ist dringender denn je!“, dass eine Berufsfeuerwehr für die Gemeinden Zeuthen, Eichwalde und Schulzendorf sowie die Stadt Wildau nicht abwegig sei, mit dem Hintergrund, Kosten im Bereich des Brandschutzes einzusparen.

Diese Idee ist alles andere als einfach, kostensparend und realistisch.

Nach dem Brandenburgischen Brand- und Katastrophenschutzgesetz ist jede amtsfreie Gemeinde/Stadt, Verbandsgemeinde oder Amt Träger des örtlichen Brandschutzes und der örtlichen Hilfeleistung. Diese Pflichtaufgabe per Weisung kann also nicht einfach zusammengelegt werden. Dazu müssten sich die Kommunen auch über eine mögliche Zusammenlegung verständigen.

Natürlich könnte eine Zusammenarbeit über öffentlich-rechtliche Vereinbarungen geregelt werden, aber die Schaffung einer Berufsfeuerwehr wäre die höchste Komplexitätsstufe und würde vermutlich einen langjährigen Entwicklungsprozess mit sich bringen.

Jonas Reif spricht von einer Berufsfeuerwehr, vermutlich aus Mangel an Fachwissen. Eine Berufsfeuerwehr muss in Brandenburg in den Oberzentren, also in der Stadt Brandenburg, Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam eingerichtet werden. Selbstverständlich können auch kleinere Gemeinden eine Berufsfeuerwehr einrichten, müssen dann aber die gesetzlich geforderten 16 Funktionen ständig vorhalten.

Es ist davon auszugehen, dass eher eine Freiwillige Feuerwehr mit hauptamtlichen Kräften gemeint ist, wie es beispielsweise in der Stadt Königs Wusterhausen der Fall ist. Aufgabenträger, also Gemeinden, mit mehr als 30.000 Einwohnern sollen eine solche Freiwillige Feuerwehr mit hauptamtlichen Kräften einrichten. Mindestens sechs Funktionen müssen dann mit hauptamtlichem Personal besetzt werden. Um entsprechend qualifiziertes Personal mit der entsprechenden Laufbahnbefähigung zu finden, muss den hauptamtlichen Kräften eine Verbeamtung angeboten werden.

Feuerwehr im Einsatz

Unsere Lebensretter im Einsatz. (Foto:mwBild)

Ein Blick in den Doppelhaushalt der Stadt Königs Wusterhausen zeigt, dass die Stadt allein für die Personalkosten im Bereich Brandschutz im Jahr 2025 2,8 Millionen Euro eingestellt hat, das ist doppelt so viel wie die Ergebnishaushalte für den Brandschutz der Gemeinden Zeuthen, Eichwalde und Schulzendorf. Die Personalkosten steigen stetig und überschreiten bereits die 3 Millionen Grenze in der Planung für 2028. Gleichzeitig können die Kosten für die Aufrechterhaltung der Freiwilligen Feuerwehren, wenn überhaupt, nur minimal gesenkt werden, denn sie werden trotzdem gebraucht. Mit entsprechender Schutzausrüstung und Technik.

Das heißt also, der gut gemeinte Vorschlag bewirkt nicht zu sparen, sondern den jährlichen Ergebnishaushalt dauerhaft um Millionenbeiträge zu erhöhen. 

Stundenlange Knochenarbeit erledigten unsere Feuerwehrleute (Foto: mwBild)

Stundenlange Knochenarbeit erledigten unsere Feuerwehrleute (Foto: mwBild)

Ähnliches ist im investiven Bereich zu erwarten. In keinem der Gerätehäuser in Zeuthen, Eichwalde, Wildau und Schulzendorf können hauptamtliche Kräfte untergebracht werden. Es müsste also entweder ein umfangreicher Anbau oder ein kompletter Neubau erfolgen. Bei solchen größeren Baumaßnahmen sind die aktuellen Anforderungen der Unfallversicherungsträger zu berücksichtigen. In Eisenhüttenstadt wurde im Jahr 2022 eine entsprechende Feuerwache an die Feuerwehr übergeben, die am Ende rund 9,1 Millionen Euro gekostet hat, ohne Grundstückserwerb. Das Gebäude wurde von 2020 bis 2021 errichtet, also noch vor den drastischen Preissteigerungen im Baugewerbe.

Im Ergebnis ist festzustellen, dass eine Freiwillige Feuerwehr mit hauptamtlichen Kräften die Haushaltssituation nicht entlastet, sondern weitere sehr hohe Kosten verursacht. Deshalb sollten die Verwaltungen und Gemeindevertretungen daran interessiert sein, ihre leistungsfähigen Feuerwehren in Zeuthen, Eichwalde, Schulzendorf und Wildau zu unterstützen. Suchen Sie das Gespräch mit den Kameradinnen und Kameraden, um zu erfahren, wo der Schuh drückt und um die Einsatzbereitschaft und Leistungsfähigkeit auch in Zukunft zu sichern.

Im Übrigen arbeiten die Feuerwehren aus Zeuthen, Eichwalde, Wildau und Schulzendorf schon heute sehr gut zusammen und ergänzen sich sinnvoll. Die Alarm- und Ausrückeordnung sieht in allen Gemeinden eine gegenseitige Unterstützung vor und seit Jahren wird auf eine gemeinsame Grundausbildung gesetzt.

5 Responses to Kommentar: Warum eine Berufsfeuerwehr für ZEWS nicht sinnvoll ist!

  1. Grisu
    Grisu
    17. Januar 2025 at 18:17

    Chris Ziemann hat alles völlig vollständig und zutreffend dargelegt. Danke dafür. Da ist alles gesagt.Es ist oft der Fall, dass Grüne Politiker tolle Ideen haben, nur bei deren Finanzierung kommen sie ins stottern.

  2. Lebensretter
    17. Januar 2025 at 18:07

    Herr Reif,dann sprechen Sie ihre Themen bei ihren Abgeordneten der GRÜNEN an. Das gehört in den Bundestag oder Landtag.
    Wer vn ihren Abgeordneten hat für die Erhöhung der Kreisumlage im Kreistag gestimmt?
    Es wird nie ein Gemeinsam geben, geht aus buchhalterischen Gründen nicht.
    Beste Beispiel “Leuchtturmprojekt”. Gemeinsame Grundschule, einer wird immer ausgetrickst.

  3. Jonas Reif
    17. Januar 2025 at 17:40

    @Sehr geehrter Herr Ziemann, Lieber Chris,
    zunächst einmal ist es völlig zutreffend, dass ich kein Feuerwehrfachmann bin. Auch die gute Arbeit und Zusammenarbeit der freiwilligen Feuerwehren in der Region wollte ich nicht in Frage stellen. Mein Blickwinkel ist sicherlich ein anderer, leider notwendiger:
    Wie können die Kommunen in Zukunft noch ihre Aufgaben bewältigen – finanziell wie personell?
    Der Vorschlag, eine Berufsfeuerwehr zu prüfen, kommt aus Kreisen der Feuerwehr selbst. Ich bitte um Verständnis, dass ich Namen nicht nennen möchte. Mir wäre persönlich diese Idee auch nicht gekommen, es gibt jedoch Argumente und Zahlen, die eine tiefere Betrachtung sinnvoll erscheinen lassen.
    Fakt ist, dass Ausgaben für Brandschutz und weiterer umfangreicher Leistungen, die freiwillige Feuerwehren erbingen, in den Kommunalhaushalten einen großen Posten einnehmen. Selbst finanziell gesunde Kommunen wie Zeuthen sind kaum mehr in der Lage, die notwendie Finanzierung dafür sicherzustellen (ich möchte nur einmal an das Hubrettungsfahrzeug erinnern).

    Finanziell tragfähige Lösungen, die auch zukünftig leistungsfähige Feuerwehren in unseren Orten garantieren, solllen und müssen gemeinsam mit den Mitgliedern der Feuerwehren entwickelt werden – oder noch besser, sogar von ihnen kommen. Wichtig erscheint mir, dass man nicht zu schnell Optionen ausschließt.

  4. Frieda
    17. Januar 2025 at 17:20

    Naja, Kosten Hin oder HER , ob Gesetze hier oder da. Die Aufgaben der Feuerwehr sind enorm und in meinen Augen auf freiwilliger Basis im Umfeld des Fluchhafens nicht zu stemmen. Was man den Kamaraden zumutet – man kann nur den Hut vor ihren Leistungen ziehen und auch wozu Sie auch bereit sind. Wofür sie aber auch eingestetzt werden, ist aber oft indiskutabel- weil sie oft das Politikerversagen beseitigen dürfen. Dass zur ehrenamtlichen Arbeit Stellungnahmen für bauaufsichtliche Belange, teilweise deren Überprüfung erfolgen – ist unmöglich.

    Ich lassen mich gern wiederlegen, aber der Bahntunnel + Bahnhof am BER sind durch die FFW im Brandfall abzusichern ( so mal ein FFW zu mir ). Es ist für mich ein Skandal.

    Und für das Schlafdorf Schulzendorf – wo sollen die FFWler herkommen ? Das Gewerbe in Schulzendorf wird ja so von der Gemeinde unterstützt, dass man sich das Personal bald schnitten kann. Deshalb finde ich den Vorschlag vom Prof. mehr als eine Idee wert.

  5. 17. Januar 2025 at 16:52

    Ein Einwohnermeldeamt, ein Rechnungsprüfungsamt, bestimmt habe ich was vergessen. Und dann am Besten noch eine Feuerwehr. Und zuletzt ein Amt…
    Geldsparen über alles, bis wir ein Teil von Berlin sind. Wollen wir das? Das ist doch die eigentliche Frage. Für Fragen zur Schule muss man schon nach Lübben. Für Fragen zum Straßenverkehr nach Königs Wusterhausen. Irgendwo JWD entscheidet seit Jahrzehnten irgendjemand, wo wir Fußgängerüberwege haben dürfen und wo nicht, wie steil mein Dach sein darf oder sonst was, was eigentlich im Ort beschlossen werden sollte. Echte Probleme allerdings werden nicht gelöst. Da ist dann plötzlich irgendwie niemand zuständig. Was soll das alles? Hier muss dringend Entschlackung her und echte Pluralität mit gleichzeitiger Greifbarkeit von Verantwortlichen; nicht noch weitere Zentralisierung von Macht.

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