Auf eine vollzeitbeschäftigte Kita-Fachkraft kommen in Brandenburg durchschnittlich 6,3 ganztags betreute Krippen- oder 11,6 Kindergartenkinder. Das geht aus dem aktuellen „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann Stiftung hervor. Zwei Jahre zuvor war eine Erzieherin in Brandenburg durchschnittlich noch für 6,6 Krippenkinder oder – ebenso wie heute – für 11,6 Kindergartenkinder zuständig.
Demnach hat Brandenburg die Personalschlüssel für unter Dreijährige erkennbar verbessert, auch wenn lediglich in Sachsen und Sachsen-Anhalt die Betreuungsverhältnisse noch ungünstiger sind. Für Kinder ab drei Jahren hat sich das Betreuungsverhältnis in den vergangenen zwei Jahren nicht verändert.
Brandenburg bleibt somit weit davon entfernt, die Empfehlungen der Bertelsmann Stiftung für kindgerechte Betreuungsverhältnisse zu erreichen. Denen zufolge sollte bei den unter Dreijährigen eine Erzieherin für höchstens drei Kinder verantwortlich sein. Für die Altersgruppe ab drei Jahren sollte der Personalschlüssel nicht schlechter als 1 zu 7,5 sein. Diesen Empfehlungen am nächsten kommen Baden-Württemberg und Bremen. Das tatsächliche Betreuungsverhältnis im Kita-Alltag fällt ohnehin ungünstiger aus als der Personalschlüssel, weil Erzieher und Erzieherinnen mindestens ein Viertel ihrer Zeit für Team- und Elterngespräche, Dokumentation und Fortbildung aufwenden.
Im Kita-Alltag werden deshalb in Brandenburg mindestens 8,3 unter Dreijährige von einer Fachkraft betreut (bei einem Personalschlüssel von 1 zu 6,3) und mindestens 15,5 Kinder ab drei Jahren (bei einem Personalschlüssel von 1 zu 11,6). Derart ungünstige Betreuungsverhältnisse wirken sich nicht nur für die Kinder negativ aus, sondern erhöhen auch die Belastung der Kita-Fachkräfte. Das haben kürzlich Wissenschaftlerinnen der Alice Salomon Hochschule Berlin nachgewiesen. Folge sind hohe gesundheitliche Risiken für diese Berufsgruppe. Die Bertelsmann Stiftung hat deshalb in ihrem diesjährigen „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme“ die strukturellen Arbeitsbedingungen analysiert.
Zwischen den Bundesländern unterscheiden sich die Personalschlüssel nach wie vor stark. Im Osten müssen sich Erzieherinnen generell um deutlich mehr U3-Kinder kümmern (1 zu 6,1) als im Westen (1 zu 3,6). Die Betreuungsverhältnisse für die Kindergartengruppen sind im Westen ebenfalls besser (West 1 zu 8,9; Ost 1 zu 12,4). Dafür ist im Osten das quantitative Angebot an Kita-Plätzen deutlich höher: Während dort fast jedes zweite Kind unter drei Jahren eine Kita besucht (46,6 Prozent), sind es im Westen nur 22,7 Prozent. Brandenburg liegt mit 50,7 Prozent etwas über dem ostdeutschen Durchschnitt.
„Angesichts der konstant hohen Unterschiede zwischen den Bundesländern werden bundeseinheitliche Qualitätsstandards für Kindertagesbetreuung immer drängender“, sagte Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Dort könnten neben Fachkraft-Kind-Relationen auch Zeitbudgets für Aufgaben wie Vor- und Nachbereitung der pädagogischen Arbeit sowie Standards für berufsbegleitende Beratung der pädagogischen Fachkräfte festgelegt werden.
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