Im KREUZVERHÖR: Bürgermeisterkandidatin Nadine Selch

9. Februar 2024
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Im März wählen die Zeuthener einen neuen Bürgermeister. Der Schulzendorfer sprach mit Nadine Selch (CDU):

Sven Herzberger hat die Latte ziemlich hochgelegt. Zeuthen steht in der Region gut da. Die Gemeinde wird noch in diesem Jahr schuldenfrei sein. Wie wollen Sie diese Latte überspringen?

Nadine Selch: Ich habe die Zusammenarbeit mit Herrn Herzberger fachlich und zwischenmenschlich sehr geschätzt und ich danke ihm für sein großartiges Engagement für unseren Ort. Gleichzeitig kann ich das sehr positive Fazit über seine Amtszeit nicht komplett und uneingeschränkt teilen:

Durch die lange Bauzeit des Tunnels und andere unglückliche Entscheidungen zur Bahnhofstrasse fehlt es uns an einem Ortskern und damit auch an einem echten Raum für ein Miteinander in Zeuthen. Ferner sind wir auch beim Siegertplatz nicht dort, wo wir sein können und bieten es nicht als attraktives touristisches Ziel an. Auch weitere, notwendige Verbesserungen der Infrastruktur für Kinder und Familien waren zu Beginn seiner Amtszeit bekannt und wurden aus meiner Sicht zu zögerlich angegangen – beispielsweise konkret für die Grundschule: die langwierige Reparatur des Hallendachs oder die sehr bzw. zu späte Realisierung des Erweiterungsbaus.

Nadine Selch mit der CDU-Bundestagsabgeordneten Jana Schimke. (Foto: Selch)

Nadine Selch mit der CDU-Bundestagsabgeordneten Jana Schimke. (Foto: Selch)

Lassen Sie mich zudem bei den Finanzen sagen: die Ausgaben für die Verwaltung sind in den letzten Jahren gestiegen, die Einsparungen wurden über Kürzungen der Investitionen erzielt. Aber bei aller Notwendigkeit für eine solide Finanzpolitik sind Investitionen in unser Zeuthen nicht nur platte “Ausgaben”, sondern steigern die Attraktivität unseres Ortes, für uns als Anwohner und für unsere Besucher. Ich werde mich dafür stark machen, dass wir zukünftig solide haushalten und im gleichen Zuge über einen klugen Einsatz von Finanzmitteln unseren Ort voranbringen.

Was wollen Sie anders machen als Sven Herzberger?

Nadine Selch: Ich habe Sven Herzberger als Jemanden erlebt, der Menschen zusammenbringen kann, fachlich kompetent ist und die richtigen Impulse gesetzt hat. Gleichzeitig ist es wichtig, bei diesen Impulsen dranzubleiben, bis sie fertig sind. Sie lesen auf meinen Plakaten die Losung “ehrlich, authentisch, direkt” und deshalb ist hier meine klare Antwort: ich hätte mir von Herrn Herzberger gewünscht, dass er seine Vorhaben öfter komplett umgesetzt hätte – oder sich ungefragt stärker für Verzögerungen oder Kurswechsel erklärt hätte.

Wo genau muss Zeuthen noch besser werden?

Nadine Selch: Ich denke, und das höre ich in den vielen Gesprächen in den letzten Wochen vermehrt, in der Kommunikation. Eine Idee kann noch so gut sein, wenn man es nicht schafft die Leute zu begeistern, wird sie irgendwann im Sande verlaufen. Gerade Entscheidungen der Verwaltung oder der Gemeindevertretung müssen mit mehr Transparenz in den Ort getragen werden.

Ein weiterer Eckpunkt wird die Zuverlässigkeit in unser Handeln sein – hierfür trete ich an. Nicht heute hier und morgen da. Wissen Sie, die Sorgen der Bürger müssen ernst genommen werden. Ob es um vielleicht um kleinere Sorgen geht, derjenige der sich an die Bürgermeisterin wendet, will ernst genommen werden und danach muss aber auch etwas gemacht werden. Probleme erkennen und diese beheben! An der ein oder anderen Stelle geräuschlos und unproblematisch.

Der Gemeindehaushalt sieht für die kommenden Jahre nicht auf soliden Füssen. Solide Haushalten und das Geld gut einsetzen, damit es auch bei den Bürgern ankommt. Hier sehe ich Möglichkeiten. Gleichzeitig ist das Haushaltsrecht eines der zentralen Aufgaben der Gemeindevertreter, daher gilt es hier gemeinsam Gelder sinnvoll einzusetzen und Prioritäten zu setzen.

Der CDU Landtagsabgeordnete Björn Lakenmacher unterstützt die Kandidatur von Nadine Selch. (Foto: Selch)

Der CDU Landtagsabgeordnete Björn Lakenmacher unterstützt die Kandidatur von Nadine Selch. (Foto: Selch)

Die Bahnunterführung machen Sie zum Wahlkampfthema. Seit Jahren wird daran gefeilt. Zählbares kam bislang nicht heraus. Wie sieht Ihr Masterplan aus?

Nadine Selch: Aus meiner Sicht kann kein Kandidat das Thema Bahntrasse, Bahnhof und alles was damit verbunden ist, außen vorlassen. Mir liegt der Ort wirklich am Herzen und es ist jedes Mal ein Trauerspiel, wie lange wir Alle an den Schranken warten müssen – wohlgemerkt im Zentrum der Gemeinde. Was mir in der Vergangenheit gar nicht gefallen hat, war, wie schnell sich die Verantwortlichen mit der aktuellen Situation abgefunden haben. Ich brauche dafür keinen Masterplan, sondern der Schmerz ist so hoch, dass ich hier an der Stelle dranbleiben werde.

Die Abholzung von Bäumen bei der dringend erforderlichen Sanierung der Seestraße wurde von Landesbehörden und sogar den Grünen befürwortet. Wie stehen Sie zum Baumeinschlag?

Nadine Selch: Jeder gesunde Baum im Ort ist schützenswert. Der Charakter einer Allee sollte bei Straßensanierungen erhalten bleiben. Wenn die Sanierung der Seestraße nur möglich durch das Fällen von Bäumen ist, so kann dies nur unter den entsprechenden Auflagen geschehen. Aber was ist die Konsequenz, wenn wir dem nicht zustimmen können? Ich halte Nichts davon, dringend benötigte Sanierungen aufzuschieben und den kommenden Generationen das Problem zu überlassen, nur weil wir es nicht schaffen, Baum- und Umweltschutz mit der Modernisierung unserer Infrastruktur in Einklang zu bringen.

Zeuthen kassiert eine Menge Geld aus der Vermietung kommunaler Wohnungen. Mieter klagen darüber, dass wenig reinvestiert wird. Wollen Sie das ändern und wenn ja, wie?

Nadine Selch: Ja, die Wohnungen weisen ein Plus auf. Und ja, wir können froh sein, dass wir überhaupt so viele kommunale Wohnungen haben. Auch hier gilt, dass wir verantwortungsvoll mit den Dingen umgehen müssen – und dazu gehört auch zu reinvestieren und zu sanieren. Meist kostet ein Sanierungsstau mehr, wenn über Jahre nichts passiert. Damit wir zukünftig sinnvoll reinvestieren können, halte ich eine Wohnungsbaugenossenschaft für den besten Weg. So können Eigentümer und Mieter im Dialog schauen, was nötig ist und Prioritäten festlegen.

Die Entwicklung der Siedlung im Zeuthener Winkel wird in Sachen Infrastruktur die Gemeinde vor enormen Herausforderungen stellen. Stichwort Ärzte, Kitas, Schule. Wie wollen Sie Zeuthen darauf vorbereiten?

Nadine Selch: Genau diese Problematik haben wir bei der Entscheidung berücksichtigt. Der beschlossene Ausbau ist kein 0 auf 100, sondern ein sukzessiver Zuzug von Neuzeuthenern. Dies wird sich über mehrere Jahre hinziehen. Unser Kita- und Schulkonzept ist darauf ausgelegt. Auch das neue Ärztezentrum in der Kastanienpassage startet im März und bietet noch Fläche für weitere Ärzte. Vergessen sie dabei die evangelische Grundschule nicht, die für unseren Ort eine weitere Möglichkeit der Vielfalt im Bildungssektor und gleichzeitig ein Potenzial zur Verbesserung der Lernsituation in der Grundschule am Wald bietet.

Dieser Zuzug wird für uns alle in der Zeuthener Infrastruktur spürbar sein und erforderten eine kluge Planung und Koordination. Mit mir als Bürgermeisterin werde ich die jeweiligen Bereiche der Verwaltung stärken und auf diese Herausforderung fokussieren.

Foto: Selch

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Zeuthens Verwaltung wird nachgesagt, dass sie im Schneckentempo Beschlüsse des Gemeinderates umsetzt. Wenn das stimmt, wie wollen Sie das ändern?

Nadine Selch: An dieser Stelle kann ich meine langjährige Erfahrung in der Zeuthener Kommunalpolitik einbringen. Bevor wir auf die Gemeindeverwaltung schauen, sollten wir Politiker erst mal vor der eigenen Haustür „kehren“. Wenn Beschlüsse ständig zurückgenommen oder neu behandelt werden, dann weiß irgendwann kein Mitarbeiter mehr, ob und wann Aufträge und Projekte verlässlich und zügig umgesetzt werden müssen. Niemand arbeitet gerne für den Papierkorb. Ansonsten möchte ich das Ansehen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung verbessern. Arbeitsprozesse müssen erleichtert werden, das Arbeitsklima soll wertschätzender sein und die gegenseitige Unterstützung über Fachbereiche hinweg muss gestärkt werden. Im Ergebnis geht es darum, dass Bürger und Verwaltung mehr miteinander und weniger übereinander reden. So nostalgisch es auch sein mag – wenn wir das Rathaus mal betreten, dann soll der Amtsschimmel der Vergangenheit angehören. Und dazu gehört es für mich auch, dass wir ein gutes Miteinander pflegen.

Der Regionalausschuss hat nach Ansicht von Bürgern für sie bislang nichts Zählbares hervorgebracht, außer Steuergelder aufgefressen. Warum soll es ihn noch geben, ist er nicht überholt?

Nadine Selch: Nein, der Gemeindegürtel ZEWS ist untrennbar miteinander verbunden. Wir haben ähnliche Herausforderungen und gemeinsame Interessen. Hierbei gilt es sich stärker aufzustellen und auszutauschen. Das kann nicht nur Aufgabe der BM sein, sondern der gewählten Vertreter der Gemeinden. Nehmen wir die Überlegungen zu den Schulkapazitäten, die gemeinsame Vergabestelle, das Rechnungsprüfungsamt, das Einwohnermeldeamt.

Sie sind seit vielen Jahren für die CDU im Gemeinderat tätig. Gab es mal Situationen, wo Sie alles hinwerfen wollten?

Nadine Selch: Ich denke nein. Wenn „hinwerfen“ zur Debatte gestanden hätte, sollte man sich nicht um solch ein Amt bewerben. Ich bin jetzt seit 20 Jahren Zeuthenerin und das ganz bewusst. Eingebracht habe ich mich als Elternvertreter in der Kita meiner Kinder, danach in der Schule, im Verein, in der Gemeindevertretung – sie wissen wie das ist. Unser Ort ist liebenswert mit allen seinen Facetten, aber es besteht aus meiner Sicht auch noch Potential für mehr.

Was wünschen Sie sich in den nächsten Jahren für die Zeuthener?

Nadine Selch: Eine Miersdorfer Chaussee mit Leben, einen Tunnel der Miersdorf und Zeuthen verbindet. Wichtig ist aber nicht was ich mir alles wünsche, sondern was die Zeuthener und Zeutherinnen in ihrem Ort als wichtig empfinden.

2 Responses to Im KREUZVERHÖR: Bürgermeisterkandidatin Nadine Selch

  1. Petra P.
    9. Februar 2024 at 09:48

    Was macht Frau Schimke auf diesem Bild ?
    Ich denke, es ist eine reine zeuthener Personenwahl ?

  2. Zicke
    9. Februar 2024 at 07:53

    Wie immer, Plakate und schöne Worte. Auf der einen Seite ist es nicht einfach, aber auf der anderen Seite sollten die Herrschaften für ihre Wahlversprecher dann auch zur Verantwortung gezogen werden. ( LAckemacher und Schimke sind da so ein Beispiel – Bürger können die auch nicht ) Ergo : Es ändert sich nichts.

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