Im Gespräch: Axel Raab von der Deutschen Flugsicherung.

13. Oktober 2012
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Vom neuen Tower lenkt die Deutsche Flugsicherung bereits heute den Flugverkehr in Schönefeld.

Immer wieder tauchen  Fragen zu jener Flugroute in Richtung Osten auf, die um 15 Grad abknickt und über Schulzendorf und Zeuthen führt. Sie soll nur von jenen Luftfahrzeugen geflogen werden, die eine bestimmte Steigflugrate nicht erreichen können. Wie läuft  das in der Praxis?  Wird die Schulzendorfer Grundschule überflogen werden?  Über diese Fragen sprach Der Schulzendorfer mit Axel Raab, Pressesprecher der Deutschen Flugsicherung (DFS).

Herr Raab, die Flugroute, die kurz nach dem Start in Richtung Osten um 15 Grad abknickt und direkt  über das Ortszentrum von  Schulzendorf und Zeuthen führt  soll nur von Flugzeugen geflogen werden, die technisch nicht in der Lage sind die „Hoffmann – Kurve“ zu fliegen. Ihr wurde der Stempel „by ATC only“ aufgedrückt.  Was steckt hinter dieser Bezeichnung?

Axel Raab: „By ATC only“ heißt by Air Traffic Controll, zu gut Deutsch, der Pilot einer Verkehrsmaschine darf diese Route nur dann fliegen, wenn ihm zuvor der Fluglotse die Erlaubnis dazu erteilt hat. Wenn also ein Flugzeugführer sagt, ich kann die „Hoffmannkurve“ nicht fliegen, weil er die vorgegebene Steigflugrate nicht erreicht, dann kann der Fluglotse ihm die Freigabe im Einzelfall erteilen. Es ist keine generelle Erlaubnis, der Pilot muss jedes Mal darum bitten, die kürzere Route zu fliegen.

Welche Formalitäten müssen Flugzeugführer bei dieser Freigabe einhalten?

Axel Raab: Die Piloten wissen natürlich nicht Tage vorher wie schwer ihr Flugzeug sein wird. Das hängt von der Anzahl der Passagiere, dem Gesamtgewicht des Gepäcks und dem Treibstoff ab, der sich an Bord befindet um Fluggäste und Gepäck zu transportieren. Diese Angaben errechnet die Crew aktuell und entscheidet dann welche Flugroute geflogen wird. Über Funk wendet sie sich an den Tower und beantragt die jeweilige Flugroute.

Fluggesellschaften verfolgen ja das Ziel, möglichst wenige Meilen zurückzulegen. Mal angenommen ein Pilot irrt sich, beantragt beim Tower die kurze Route über Schulzendorf, obwohl er vielleicht doch die längere „Hoffmann – Kurve“ hätte fliegen können. Wie wollen Sie das denn auseinanderhalten?

Axel Raab: Der Fluglotse kann das natürlich aus dem Tower heraus nicht überprüfen. Er muss zunächst das annehmen, was ihm der Pilot sagt. Aber, im Aeronautical Information Circular (AIC), einem Briefing, das allen Fluggesellschaften und Piloten vorliegt, ist geregelt, dass jeder, der die „Hoffmannkurve“ nicht fliegen kann, im Nachhinein überprüft wird. Das ist sichergestellt. Das Ziel besteht, dass möglichst viel Verkehr über die scharfe Südkurve abgewickelt wird.

Was geschieht wenn die nachträgliche Überprüfung ergibt, dass ein Pilot die 15 Grad Route flog, obwohl es ihm möglich gewesen wäre die Südkurve zu fliegen?

Axel Raab: Stellt sich so etwas bei unseren Überprüfungen heraus, melden wird das dem Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung, das leitet dann ein Ordnungswidrigkeitsverfahren ein. Wir

Axel Raab, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Pressesprecher der DFS (Foto: Deutsche Flugsicherung)

haben die Piloten zum Thema Flug über dicht besiedelte Gebiete sensibilisiert. Unseren Erfahrungen nach halten sie sich auch an die Regeln.

Aus Kartenmaterialien kann man entnehmen, dass die 15 Grad Route nur wenige hundert Meter an der Grundschule in Schulzendorf vorbeiführt.  Eltern befürchten, dass schwere Flugzeuge auch direkt über die Schule fliegen könnten. Sind die Befürchtungen berechtigt?

Axel Raab: Die heutige Satellitennavigation ist sehr präzise.  In der Praxis ist es so, dass die meisten Flugzeuge auf dem Strich fliegen. Es ist aber auch so, dass man diese Präzision nicht immer garantieren kann. Das hängt auch vom Satellitensignal und vor allem von der Witterung ab. Wenn ein Flugzeug beispielsweise von einer Windböe erfasst wird, kann es sein, dass das Flugzeug nach links oder rechts versetzt wird, dann muss der Pilot das natürlich wieder korrigieren.  Aus diesem Grund gibt die ICAO eine Toleranz vor, dass der jeweilige Pilot von dieser Linie abweichen darf.

Wie groß ist diese Toleranz konkret hier in Schulzendorf?

Axel Raab: Es gibt einen Korridor, der ist ziemlich breit und zwar eine Nautische Meile in jede Richtung, das sind insgesamt rund 1,8 Kilometer.

Kann man ausschließen, dass  die schweren Flugzeuge über die Grundschule fliegen?

Axel Raab: Ausschließen kann man das nicht. Man kann, wie gesagt nicht zu einhundert Prozent garantieren, dass die Flugzeuge auf dem Strich fliegen. Man muss dann auch die Praxis abwarten und sehen wie geflogen wird. Wenn man dann feststellt, die Flugzeuge weichen zu sehr nach rechts oder links ab, dann kann man das auch noch in der Fluglärmkommission beraten und  korrigieren. Das haben wir beispielsweise auch in Frankfurt/Main mit Inbetriebnahme der Landebahn Nordwest getan. Da wird es zum 18.Oktober 2012 gewisse Korrekturen geben.

 

 

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3 Responses to Im Gespräch: Axel Raab von der Deutschen Flugsicherung.

  1. Pelikan
    14. Oktober 2012 at 11:37

    @Olaf. Hat Ihnen einer etwas in den Tee getan ? Der Beitrag des Schulzendorfer ist ein erster Beleg dafür, ein bestätigter Hinweis der Behörde- dass Flugzeuge eben doch nicht wie die Politik auf den Strich geht- fährt- fliegt. D. H. jeder wird in Schulzendorf seinen Flugzeugdreck abbekommen- keine wird leer ausgehen, alle werden vom Lügenpack auch weiter getäuscht. Den Lärm und Schmutz “Zustand” den Schulzendorf erhalten soll- wird in Deutschland und Europa einmalig ( schlecht ) sein. Und Sie schreiben von Hysterie ? – der Schlagruf : Schämt Euch – scheint wohl noch nicht bis zu Ihnen gedrungen zu sein

  2. Olaf
    13. Oktober 2012 at 22:13

    Ich denke auch abwarten und Tee trinken heißt es doch so schön. Die Hysterie, die teilweise von einigen entfacht wird kann ich nicht nachvollziehen.

  3. Dr. Schallehn Schulzendorf
    13. Oktober 2012 at 16:57

    Es ist nichts so fein gesponnen, dass es nicht kommt ans Licht der Sonnen.

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