Geschichte und Gegenwart: „50 Jahre Mauer – Soll und Haben.“

16. Juni 2011
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Am letzten Dienstag veröffentlichte der Schulzendorfer Jens Wollenberg  sein Buch „50 Jahre Mauer – Soll und Haben“. Der aus Berlin Kreuzberg stammende Pädagoge lehrt am Oberstufenzentrum Max Taut in Berlin Lichtenberg. Jens Wollenberg, der 1971 BRD – Meister über 10.000 Meter in Stuttgart wurde, hatte im Verlauf seiner Sportkarriere  häufig  Begegnungen mit DDR – Spitzensportlern und erlebte die Wirkungen der Mauer hautnah.

Vielleicht auch deshalb hat er sich diesem Thema verschrieben. „50 Jahre Mauer – Soll und Haben“  will der Frage nach der Schuld für den Bau der Mauer nachgehen und so einen Beitrag für den innerdeutschen Dialog leisten. Denn nach Ansicht des Autors ist die Mauer im Bewusstsein der Menschen längst nicht verarbeitet.

„Die Mauer ist in den Köpfen vieler Menschen noch betoniert.“, resümiert Wollenberg. Und weiter meint er dazu:  „Es schwirren vielfach Klischees im Raum herum, „Ossis“ seien angeblich faul und „Wessis“ überheblich und besserwisserisch.“ Knapp 18 Prozent der Jugendlichen in den alten Bundesländern wünschen sich die Mauer zurück, in den neuen Bundesländern sind es über 9 Prozent, Zahlen, die Jens Wollenberg mit Sorge zur Kenntnis nimmt.

In seinem Werk kommen prominente Zeitzeugen aus „Ost“ und „West“, mit ganz unterschiedlichen Betrachtungen, zu Wort: Ralf Romahn, der ehemalige Oberstleutnant der Kriminalpolizei, der  Erich Honecker  verhörte; Horst Pehnert, ehemaliger stellvertretender Kulturminister der DDR; Waltraut Niebank, sie flüchtete auf spektakuläre Art durch einen Tunnel in den Westen; der bekannte DDR – Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Hans Knop u.v.m.

Hier ein Ausschnitt:

Horst Pehnert (ehem. stellv. DDR – Kulturminister):

Die Schließung der Grenzen war für die DDR eine Sache von Sein oder Nichtsein geworden. Und wer nun frei von Emotionen darüber nachdachte, wie es dazu kommen konnte, der kam nicht an der Tatsache vorbei, dass die deutsche Spaltung 1949 mit der Einführung einer neuen Währung und mit der Gründung der BRD ohne Ostzone begann.“


Dr. Gabriele Leech – Anspach (sie lebte in der Westberliner Enklave Steinstücken):

Als im Jahr 1972 eine Verbindungsstraße zwischen Kohlhasenbrück und Steinstücken gebaut wurde, war der Ausnahmezustand der Exklave beendet. Nun ergossen sich Ströme neugieriger Westberliner mit Fahrrädern und Autos in den Ort. Die idyllische Ruhe und Einsamkeit der Vergangenheit gab es nicht mehr und mancher Steinstückener seufzte im Geheimen: „Hätten wir doch lieber wieder die Mauer.“

Jens Wollenberg will mit seiner Veröffentlichung gerade junge Menschen inspirieren, der Geschichte ihrer Eltern und Großeltern in Ost und West nachzuspüren. Sein Buch ist Teil einer Wanderausstellung, eingebettet in eine Rückschau  persönlicher Erfahrungen mit der Teilung Deutschlands. Die Ausstellung wird am 20. Juni um 13 Uhr in der Max Taut Schule, in 10317 Berlin – Lichtenberg, Fischerstraße 36 eröffnet.

Das Buch von Jens Wollenberg ist in der Eichwalder Buchhandlung von Petra Schattauer in der Bahnhofsstraße 84 zu haben.

4 Responses to Geschichte und Gegenwart: „50 Jahre Mauer – Soll und Haben.“

  1. Drb
    16. Februar 2012 at 18:02

    Die Sowjetunion hat sich als eigentlicher Sieger des Krieges in Europa Satelliten an ihren direkten Außengrenzen “zugelegt” und es auch anderswo zumindest versucht. Dazu gehörten aber nicht Deutschland und Österreich. Beide Länder waren in Besatzungszonen unterteilt. Hier wollten sie “neutrale” Staaten haben. Mit Österreich gelang das 1955 erfolgreich. Auch Wien hatte bis 1955 vier Sektoren.
    Der Westen konnte offenbar Österreich gerade noch verschmerzen (die Neutralität ist bis heute ein “Ärgernis”), aber so dicht am Atlantik keine Militärstützpunkte haben zu dürfen, war offenbar vor allem den USA nicht akzeptabel.
    Glaubt wirklich jemand, Adenauer und Co waren 1948 Alleinentscheider? Sie haben sich für die (auch militärische) Westanbindung entschieden. Ein einheitliches (neutrales) Deutschland passte nicht in ihr Weltbild. Daß die übrig gebliebene SBZ der weitaus ärmere Teil blieb, ist auch ein Ergebnis dieser Politik.

  2. DAS
    16. Februar 2012 at 16:00

    Der Typ ist mein Lehrer!!!!

  3. Horst Pehnert
    6. Juli 2011 at 10:34

    Horst Pehnert on 6. Juli 2011 at 10:30

    Werter Herr Jürgen Unbekannt,
    dass Sie die DDR nicht mochten ist ganz und gar Ihre Sache. Das Sie aber die deutsche Nachkriegsgeschichte, wenn überhaupt, nur sehr lückenhaft kennen bzw. nicht kennen wollen, wo Sie sich doch öffentlich zu ihr äußern, ist zumindest befremdlich. Der Zusammenschluss der westlichen Besatzungszonen spielt in ihr die geringste Rolle. Dass es einen von Churchill im März 1946 zum erten mal nach Göbbels genannten und als existent bezeichneten Eisernen Vorhang gab scheint in Ihren Überlegungen ebenso wie der Kalte Krieg keine Rolle zu spielen. Mit dem Bruch der Anti-Hitler-Koalition und der Verletzung bzw. Ignorierung dess Potsdamer Abkommens durch die westlichen Siegermächte begann eine Neuordnung der Welt die eine durch Deutschland führende Teilung Europas zur Folge hatte. Man wollte die sowjetische Besatzungszone gar nicht dabei haben, als man begann den von der Londoner Sechsmächtekonferenz im Frühjahr 1948 gefassten Beschluss zur Errichtung eines westdeutschen Teilstaates in die Tat umzusetzen. US-Präsident Truman hatte schon am 12. März 1947 die Politik des “containment”, also der Eindämmung des Kommunismus verkündet. Die am 20/21 Juni 1948 ohne Absprache mit der UdSSR in den von den westlichen Siegermächten erfolgte Währungsreform war eindeutig ein Bruch des Potsdamer Abkommens, das festgelegt hatte, Deutschland politisch und wirtschaftlich als ganzes zu erhalten. Und der erste Kanzler der 1949 gegründten Bundesrepublik Deutschland, Adenauer, hat aus der von ihm verfolgten Westintegration wahrlich kein Geheimnis gemacht. So viel bzw.wenig zu der Tatsache, dass der nicht erfolgte Beitritt der sowjetisch besetzten Zone zu den westlichen Besatzungszonen kein Zeitproblem war.
    Horst Pehnert

  4. Jürgen
    18. Juni 2011 at 17:57

    Sehr geehrter Herr Pehnert,
    als nach “1949 geborener” wäre mir die DDR erspart geblieben wenn die Machthaber der Ostzone 1949 der Bundesrepublik beigetreten wären.
    Mit dem Abkommen vom 02. Dezember 1946, am 1. Januar 1947 in Kraft getreten, schlossen sich die getrennten Besatzungszonen Großbritaniens und der USA zusammen. Zur Bizone gehörten die Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Bayern, sowie das nördliche Baden-Württemberg, verwaltet in Frankfurt/Main. Im August 1948 schloss sich Frankreich mit „seiner“ Besatzungszone an. Also Zeit genug für die sowjetische Besatzungszone diesen Schritt bis zum Mai 1949 gleichfalls zu tun. Damit trat eine wirtschaftliche Erholung in den Westzonen in den Folgejahren ein. Ich denke, dass ein Großteil der Bürger der späteren DDR diesen Schritt schon vor 1990 gewünscht hätten. Der Zusammenbruch der DDR vor 1961 wäre ein Segen gewesen. Zur Erinnerung: die neue Währung wurde 1948 eingeführt.

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