Friedhofsbagger: Rathaus wirbt mit Milchmädchenrechnung für Kauf

8. November 2019
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Bauchef Sonntag hat vor Mitgliedern der AfD – Fraktion die Anschaffung eines Friedhofsbaggers zum Preis von 77.000 Euro protegiert. 

Grundlage für seinen Werbefeldzug bildete eine Berechnung, die sich bei genauem Hinschauen als Circulus vitiosus entpuppt.

Nach Rathausrechenart soll sich durch den Einsatz des Friedhofsbaggers eine Kostenersparnis bei Arbeitsstunden von rund 11.000 Euro ergeben. 13 Erd- und 73 Urnenbestattungen werden jährlich realisiert, wobei für letztere ein Bagger wohl überflüssig sein dürfte.

Milchmädchen

Der vom Rathaus angesetzte Zeitaufwand für manuelle und maschinelle Bestattungen wird durch nichts unterlegt. Es entsteht der Eindruck, dass die Bemessung für den manuellen Aufwand recht hoch und der für den maschinellen sehr gering angesetzt wurde.

So kalkuliert das Amt gerade einmal 30 Minuten für das Schließen der Grabstelle mittels Bagger. Ein Baumaschinen Experte gegenüber dem Schulzendorfer:„ Kaum zu schaffen, denn allein die Auf- und Abbauzeit bei dem Spezialbagger ist erheblich.“

Kosten für die Anschaffung und den Betrieb des Baggers lässt das Rathaus in der Berechnung völlig unter den Tisch fallen. Auch Folgekosten für Versicherungen, technische Prüfungen, Schulungen der Berufsgenossenschaft, Wartungen und Reparaturen werden den Einsparungen beim Zeitaufwand nicht gegenübergestellt.

Alternativen zum Kauf, wie beispielsweise Leasing oder die Vergabe des Grabaushubs an ein regionales Tiefbauunternehmen werden unter dem Aspekt der Kosten nicht betrachtet.

Der Schulzendorfer sprach mit dem Geschäftsführer eines Landschaftsbau Betriebes aus der Region: “Damit sich ein Kauf rentiert und die Friedhofsgebühren nicht explodieren, muss die Maschinenauslastung pro Jahr 700 bis 1.000 Stunden betragen.“ Mit jährlich 13 Erdbestattungen wird das wohl kaum zu schaffen sein.

Zwar argumentiert Bauchef Sonntag, man könne den Bagger auch anderweitig zum Einsatz bringen, wie beispielsweise zum Austausch von Spielsand auf Spielplätzen, der Reparatur von Böschungen oder im Winterdienst. Doch bei Fachleuten stoßen seine Argumente auf große Zweifel. Ein Unternehmer, der im Süden Berlins für die Stadt einen Friedhof bewirtschaftet: „Der Einsatzbereich eines Friedhofbaggers ist eng begrenzt. Die Anschaffung kann sich für eine Kommune nicht rechnen.“

Mit welchen Gesamtkosten muss die Gemeinde beim Kauf des Baggers denn nun wirklich rechnen? Der Schulzendorfer hat sich schlau gemacht. „Die übliche Abschreibung für den Bagger beträgt 8 Jahre. Grob überschlagen muss man mit dem Doppelten des Kaufpreises, also 154.000 Euro kalkulieren.“, so der Landschaftsbau Geschäftsführer.

Bleibt am Ende eine Frage: Wie sollen Volksvertreter, angesichts solcher unseriösen Berechnungen des Amtes, eine sachgerechte Entscheidung zum Bagger treffen?

3 Responses to Friedhofsbagger: Rathaus wirbt mit Milchmädchenrechnung für Kauf

  1. Franz
    8. November 2019 at 20:58

    592 Euro Baggerkosten pro Loch, wenn das Teil 10 Jahre halten sollte, ohne Reparatur und und und. Das Dinge steht sich kaputt, weil der öffentlich erklärten Aufgabe nicht stimmen kann.

  2. Horst
    8. November 2019 at 17:14

    Das ist ein reines Luxusspielzeug für große Kinder. Und damit fahren kann man auch nicht, weil das so ein Ding ist wo man daneben mit einer Fernbedienung steht. Wer auf einem Friedhof arbeitet, muss zwangsläufig damit rechnen auch Löcher zu buddeln. Und für einmal im Monat ein großes Loch braucht man keinen extra Bagger der kaum für was anderes gut ist. Und wenn es im Winter gefroren sein sollte (das Arrgument kam), na dann leiht man sich mal einen aus. Kostet dann nicht mehrere zehntausend Euro.

    Rausgeschmissenes Geld……..

  3. Kalle Licht
    8. November 2019 at 16:07

    Will Sonntag den Bagger für etwas abzweigen, z.B. für den Bau der Straßenbeleuchtung ? Oder soll er doch dann nur ausgeliehen werden, z.B. an gute Freunde, oder will Herr Jörg selber mal Bagger fahren, oder für seine Freunde ein Loch schaufel ? 10 € Spaßgeld pro Bürger, vielleicht sollte er mal Sammeln gehen vorm Rathaus – ist doch nur ein KLax den Geld das Leuten aus der Tasche zu ziehen.

    Herr Sonntag, wer Bürgern eine Gruben graben will, ist Hilfsarbeiter und kein Bauamtsleiter !.

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