Ein Jahr im Amt: Die KNALLHARTE Nerlich-Bilanz

27. September 2023
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Der 24. September 2022 geht als Tag 1 der Bürgermeister Amtszeit von Frank Nerlich in die Geschichtsbücher Wildaus ein. War sein Wirken in den ersten zwölf Monaten eine Erfolgsstory? Der Schulzendorfer ging der Frage nach.

Von Essen – Nerlich ist ein „Problemlöser“

Enno von Essen, Wildaus SPD-Chef, stellt Nerlich für das erste Amtsjahr ein makelloses Zeugnis aus: „Nach der Amtsübernahme von seiner Vorgängerin Angela Homuth hat Frank Nerlich es sich zur Aufgabe gemacht, die Anliegen eines jeden Bürgers ernst zu nehmen. Er hat sich als Problemlöser bewiesen, der nicht zögert, schwierige Angelegenheiten anzugehen. Verhandlungen und Vermittlungen sind für ihn Alltag, und sein Einsatz für die Stadt Wildau ist unübersehbar. Die Stadt Wildau, mit ihrer reichen Geschichte und modernen Herausforderungen, hat in Frank Nerlich einen Bürgermeister gefunden, der beide Welten versteht. Er trägt die Verantwortung für die Stadt mit großem Respekt und einer klaren Vision für ihre Zukunft.“

Das sehen nicht alle Wildauer so. Thomas Flieger, der unlängst der SPD den Rücken kehrte und sich im Bürgerbündnis Wildau engagiert, sieht Nerlichs Bilanz deutlich kritischer: „Für mich persönlich ist Frank Nerlich mit den entscheidenden Themen, die die Bürger bewegen, hoffnungslos überfordert. Ein großer Teil der Wildauerinnen und Wildauer lebt in Wohnungen der Wildauer Wohnungsbaugesellschaft (WiWO). Die Menschen sorgen sich um Mietpreise und Betriebskosten. Diesen Kummer  adressieren die Bürger direkt an ihn und er moderiert sie an den ausgelaugten WiWO-Geschäftsführer Sven Schulze weiter, ohne den direkten Austausch mit den Betroffenen zu suchen, um die berechtigten Sorgen anzunehmen und zu verstehen.“

Frank Nerlich im Bürgermeister Wahlkampf 2022 (Foto: mwBild)

Frank Nerlich im Bürgermeister Wahlkampf 2022 (Foto: mwBild)

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Das Fazit von Nerlichs Rivalen bei der Bürgermeisterwahl 2022

Dr. Martin Stock (CDU): „Objektiv hat Frank Nerlich noch keine sichtbaren Fehler gemacht. Subjektiv fehlt mir noch etwas Ordnung im System. Noch nicht optimal gelungen ist, dass immer noch viele Entscheidungen viel zu kurzfristig vorgelegt werden. Hier muss zwingend in den Prozessen optimiert werden. Zudem „moderiert“ mir unser Bürgermeister zu viel, ohne dass eine klare Führungslinie erkennbar ist. Ganz klare Stärke ist, die sehr partnerschaftliche und gute Kommunikationskultur. Wenn was anliegt, greift er zum Telefon und ruft direkt an. In der Abwägung ein recht positives Resümee.“

László Ungvári: “Nun ist Frank im Amt, er ist also da, leider merken wir, die Bürger der Stadt, die Stadt davon nicht viel. Um es auf den Punkt zu bringen: Er bewegt nichts, er löst keine Konflikte und er löst auch keine Probleme. Er mag wahrscheinlich das ruhige Leben, das Leben, in dem man sich die Probleme von sich fernhält. Er ist der gutwillige Onkel, tut keinem was, nicht boshaft, was in meinen Augen in Anbetracht der Vergangenheit auch schon eine Entwicklung ist.”

Geht es in Wildau wirklich bergauf? – Pro und Kontra

„Die Stadt Wildau hat unter der Leitung von Frank Nerlich eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht. Die Bewohner sind gespannt darauf, was das zweite Amtsjahr bringen wird, und vertrauen darauf, dass Bürgermeister Nerlich die Stadt weiterhin mit Integrität und Leidenschaft führen wird.“, so Enno von Essen.

Eine etwas andere Sicht vertritt Ronni Krzyzan vom Bürgerbündnis Wildau: „Es geht kaum etwas voran. Selbst in der wichtigsten Pflichtaufgabe der Stadt, der Erweiterung der Grundschule und des Hortes, sind keine echten Fortschri5e zu erkennen. Es ist nun eine „optimierte Variante“ bekannt geworden, die sogar einige Stadtpolitiker „verschreckte“. Abgesehen von den Kosten, die bei geschätzten 30 Millionen sehr hoch zu sein scheinen.“

Die WiWO ist Nerlichs Achillesferse

Das Image der Stadt ist nicht nur wegen dem Homuth-Skandal, vieler unzufriedener WiWO-Mieter sowie Pannen und Ungereimtheiten bei Bauprojekten der stadteigenen Wohnungsgesellschaft zerbeult. Auch wegen des reichlichen Zanks, den die WiWO-Streithähne vor dem Landgericht Cottbus führten und weiterführen, hat Wildaus Renommee im Land Brandenburg gelitten.  Geschäftsführer Sven Schulze vermittelt vor Gericht eher den Eindruck eines Raufbolds statt einer Führungspersönlichkeit mit Souveränität und Fingerspitzengefühl, die um Ausgleich bemüht ist.

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Wohl deshalb mahnte das Gericht im Juni 2023 Sven Schulze eindringlich an: “Überlegen Sie, was Sie machen. Wenn Sie Ruhe reinbringen wollen, müssen Sie miteinander und nicht gegeneinander arbeiten.“

Im juristischen Feldzug gegen den früheren Chef der WiWO, Frank Kerber, hatte man den Grundstein für eine Befriedung gelegt. Im allerletzten Augenblick wurde der geschlossene Vergleich widerrufen. Nach Angaben von Frank Kerber wies Nerlich WiWO-Chef Schulze per Gesellschafterbeschluss an, den   Zwist fortzusetzen. Nerlich verhedderte sich dabei in Widersprüche. Wie Kerber kürzlich in einem Interview erklärte, hatte zuvor das Stadtoberhaupt ihm gegenüber die Fortsetzung des Streits bedauert. Weil er in der Sache nicht drinstecke, müsse er aber Anwälten und dem WiWO-Chef folgen.

Kritik an den gigantischen Rechtsberatungskosten in der Stadt übt Ronni Krzyzan: „Spannend ist auch die Tatsache, dass Frank Nerlich als Stadtverordneter die Verschwendung von Geldern für Rechtsstreitigkeiten scharf verurteilt hat. Aber jetzt, wo er Einfluss darauf nehmen könnte, diesbezüglich scheinbar völlig tatenlos bleibt.“

Was sich Wildaus Ehrenbürger wünscht

„Ich wünsche mir, dass Frank nun das tut, wofür er in das Amt des Bürgermeisters der Stadt Wildau durch die Menschen gehoben wurde: Mit vollem Einsatz arbeiten für die Stadt, für die Menschen in der Stadt, für die Bürgerinnen und Bürger Tag und Nacht da zu sein. Die Menschen sollen dies spüren, auch in Fragen der wild steigenden Mieten und gegen den empathielosen Umgang damit. Ich bin überzeugt, dass bei einem überzeugenden Eintreten für die Menschen in Wildau, die gebührende Unterstützung für ihn nicht ausbleibt! Meine Hand bleibt ausgestreckt!“, konstatiert László Ungvári.

10 Responses to Ein Jahr im Amt: Die KNALLHARTE Nerlich-Bilanz

  1. Martin Stock
    10. Oktober 2023 at 19:10

    @Klaus Weinert: Ganz im Gegenteil, da haben Sie mich völlig falsch verstanden. Ich bin sehr dafür, dass alles aufgeklärt wird. Deshalb spreche ich mich auch regelmäßig gegen gerichtliche Vergleiche aus, denn diese klären nichts! Und das Bebel-Zitat ist auch meins!

    Dennoch muss auch ich zur Kenntnis nehmen, dass z.B. ein “Verfahren Homuth” sowohl gerichtlich wie auch politisch abgeschlossen ist. Und die “Angelegenheit Kerber” wird gerichtlich geklärt. Ich sehe mich weder in der einen, noch in der anderen Sache in der Verantwortung. Ich ehe auch die anderen von Ihnen zitierten “Fälle” nicht. Wenn es bei Bauvergaben in der Vergangenheit Unregelmäßigkeiten gegeben hat, dann gibt der Rechtsstaat den Weg vor, dies zu prüfen.

    Und zu den “kritischen Fragen”: Den Schuh ziehe auch ich mir gerne an. Seit 1996 stelle ich diese sehr häufig. Was sich geändert hat, ist dass ich heute deshalb “nur” Verhinderer genannt werde und nicht mehr “der aus dem Westen, der das alles nicht versteht”.

    Auch ich habe heute noch viele Fragen aus der Vergangenheit, die immer zurückgewiesen wurden, aber heute sage ich: “Was bringt’s, wenn ich heute genug habe, um das ich mich im Heute kümmern muss!”

    Das “früher war alles besser” kann ich so nicht unterschreiben!

  2. Klaus Weinert
    8. Oktober 2023 at 11:46

    @Martin Stock: Ihre Sicht teile ich ganz und gar nicht. Sie kommt dem Prinzip „Alles unter den Teppich kehren“ nahe. „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten.“ (August Bebel). Wenn in Wildau immer wieder die Namen Kerber und Homuth fallen, dann ist es doch ein Zeichen dafür, dass die Vergangenheit in Wildau nicht vollständig aufgearbeitet wurde. Und dafür tragen Sie auch Mitverantwortung. Weder der Fall Homuth, noch der Fall WiWO, noch der Fall Bauvergaben, noch der Fall Reise nach Wien, es wurde nahezu nichts aufgeklärt. Hier liegt in meinen Augen Versagen der Stactverordnetenversammlung vor. Die einzigen, die öffentlich kritische Fragen stellten, waren die Linken. Ihr Bemühen, Transparenz in dunkle Vorgänge zu bringen, war im Gegensatz zu anderen da. Das halte ich ihnen zugute.

  3. Martin Stock
    8. Oktober 2023 at 08:48

    Was ich erstaunlich finde, ist die Tatsache, dass insbesondere hier in diesem Medium nahezu kein Artikel über Wildau vergeht, ohne dass den Kommentatoren die Namen Kerber und Homuth “aus der Feder” fließen.
    Kerber und Homuth sind längst Vergangenheit und werden es auch bleiben! Also die Bedeutung für die Gegenwart ist höchst “unbedeutend”! Und auch die Zukunft wird sicher nicht von ihnen “bedeutend” beeinflußt werden.

    Also: Warum fürchtet ihr Euch so sehr???

    oder um mit Jesaja 8,12 zu sprechen:

    “Nennt nicht alles Verschwörung, was dieses Volk Verschwörung nennt! Was es fürchtet, sollt ihr nicht fürchten; wovor es erschrickt, davor sollt ihr nicht erschrecken.”

    Ich denke Carsten Kröning hat es auf den Punkt gebracht. Der Bürgermeister ist ein Beamter auf Zeit, der weisungsgemäß etwas zu tun oder zu unterlassen hat. Mit Politik hat das wenig zu tun.

    Und dass Lazlo Ungvari da wohl aus Reminiszenz an alte monarchistische Tage der östereichisch-ungarischen Habsburger Zeit ein etwas überschäumendes Bild von einem Hauptverwaltungsbeamten hat, ist offensichtlich.

  4. Peter Schmidt
    1. Oktober 2023 at 20:02

    Herr Nerlich ist Bürgermeister
    weil Frau Homuth abgewählt wurde, somit ist “ein weiter so” absurd.
    Diese wurde abgewählt wichtige Projekte wie die Sanierung des Stichkanal und der Ausbau der Grundschule in ihrer Amtszeit ausgesetzt wurden.
    Eine Aufarbeitung dieser Abwahlgründe wäre wohl das erste, was man vom neuen Bürgermeister erwartet hätte. Die Aufarbeitung beträfe die SVV Mitglieder, da Frau Homuth nichts ohne die SVV Stimmen durchsetzen konnte.
    Alle Projekte stehen stehen wieder auf Agenda, verloren sind drei Jahre.
    Diese Jahre werden die Stadt Unsummen kosten. Dafür ist eben nicht nur Frau Homuth verantwortlich. Es gäbe also genug Arbeit für Herrn Nerlich.

  5. Fibranz
    28. September 2023 at 05:23

    Vielleicht sollte Herr Nerlich die Abgeordneten benennen, die ihn zwingen diesen Prozess der nichts anderes als ein Rachefeldzug auf Kosten der Steuerzahler ist weiter zu führen. Nächstes Jahr sind Kommunalwahlen und man sollte sich von solchen Intriganren als Gemeinde trennen.Hier zeigt Herr Nerlich wenig Führungsstärke. Das Herr von Essen Herrn Nerlich so lobt sollte den Wildauern zu denken geben. Herr Anton meinte bestimmt was er von einen Bürgermeister erwartet. Führungsstärke wäre schon angebracht sonst Dübel Wildau bald so vor sich hin wie Königs Wusterhausen wo einige Abgeordnete aus Eigeninteresse die Stadt in Cetos

  6. Fibranz
    28. September 2023 at 05:20

    Vielleicht sollte Herr Nerlich die Abgeordneten benennen, die ihn zwingen diesen Prozess der nichts anderes als ein Rachefeldzug auf Kosten der Steuerzahler ist weiter zu führen. Nächstes Jahr sind Kommunalwahlen und man sollte sich von solchen Intriganren als Gemeinde trennen.Hier zeigt Herr Nerlich wenig Führungsstärke. Das Herr von Essen Herrn Nerlich so lobt sollte den Wildauern zu denken geben.

  7. DerBürgerMeister
    27. September 2023 at 23:01

    Nach der Abwahl der Bürgermeisterin Homuth dachten viele schlimmer kommst nimmer….und es wurde und wird schlimmer!

  8. Anton Schmidt
    27. September 2023 at 18:01

    Lieber Herr Prof. Ungvári, ich glaube, Sie haben nicht richtig verstanden, was wir von unseren Bürgermeister erwarten. Der wildauer Bürgermeister soll die Stadt nicht alleine führen, soll nicht alleine entscheiden und soll vor allem nicht à la Donald Trump Fake News betreiben und Menschen gegeneinander aufhetzen. Er wurde gewählt, weil er offen, kommunikationsfähig und kompromissbereit ist, ohne auf große Prestigeprojekte oder Personenkult zu setzen. Herr Nerlich versucht durch kleine Schritte die Stadt voranzubringen, kommuniziert sehr gut und ist aus meiner Sicht sehr erreichbar. Wir können nicht erwarten, dass er alle Probleme der Stadt (und der Bundesrepublik, siehe z.B. Energie- und Wohnungsthemen) innerhalb wenigen Monaten löst.

  9. Carsten Kröning
    27. September 2023 at 15:17

    Die Frage die sich mir stellt – warum wählt der Bürger überhaupt den Hauptverwaltungsbeamten ?

    Auch von Herrn Nerlich höre ich immer wieder mal „ich mache das was die SVV mir aufgibt“

    M.e. sollte der Hauptverwaltungsbeamte durch ein Gremium bestellt werden.

    Auch ich wurde angefragt und ich sollte das Positive und das Negative benennen.

    Ich persönlich hätte mir mehr Fingerspitzengefühl bei der „Vergangenheitsbewältigung“ gewünscht.

    Wildau ist ein Dorf mit knapp 11 EW – nennt sich nun bald Hochschulstadt Wildau – so sollten sich alle Verantwortlichen auch mal verhalten.

    Herr Nerlich steht zwischen 2 Fronten und er hat lange versucht beide Seiten zu „bedienen“ – leider wurde dann doch eine Richtung eingeschlagen.

    Ziehen wir ein Fazit nach 4 Jahren – das wäre m.e. der fairste Zeitraum.

  10. tiefbau
    27. September 2023 at 09:28

    Hm, Nerlich ist kein Bürgermeister, wie sich der Bürger ihn wünscht. Er ist eher der kleine Bürger von Markus Mücke, der schön brav das macht, was die Partei ihm sagt, die ihn ins Amt geboxt hat.

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