BBI Flugrouten: “So schlimm wird es schon nicht werden!” BVBB Vorstandsmitglied und Ortsgruppensprecher Gernut Franke bedauert den fehlenden zivilen Ungehorsam der Schulzendorfer!

15. Oktober 2010
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Heute um 18.00 Uhr werden sich der BVBB, die Schutzgemeinschaft der Umlandgemeinden und Bürgerinitiativen in der Markthalle im Schloss Diedersdorf treffen um gemeinsam über eine mögliche Zusammenarbeit zu beraten. Nach dem Bekanntwerden der von der Deutschen Flugsicherung geplanten Flugrouten haben sich in Berlin und dem Umland 30 Bürgerinitiativen gegründet. Mit dem Vorstandsmitglied des BVBB und dem Sprecher der Schulzendorfer Ortsgruppe, Gernut Franke sprach Schulzendorfer.de:

Herr Franke, in Berlin, Stahnsdorf, Teltow , Zeuthen und Eichwalde regt sich Widerstand gegen die Umsetzung der geplanten Flugrouten, Bürgerinitiativen entstehen. Wie schätzen Sie den Protest gegen die jüngst veröffentlichten Flugrouten in Schulzendorf ein?

Die letzen zwei Informationsveranstaltungen des BVBB mit dem Vorsitzenden der Schutzgemeinschaft und Rechtsanwalt Frank Boermann in Zeuthen, wurde von den Schulzendorfern eher wenig genutzt und Gemeindevertreter waren dort nur wenige zu finden. Bisher erhielt ich Anrufe von Zeuthener Bürgern in Sachen Beitritt zum BVBB und Flugrouten. Lediglich in Sachen Schallschutz fragten mich einige Schulzendorfer Bürger um Rat. Man kann den Eindruck gewinnen, dass sich in Schulzendorf nur wenige mit dem Thema BBI befasst haben.

Schulzendorf ist direkt vom Fluglärm des künftigen Flughafens BBI betroffen. Warum regt sich Ihrer Ansicht nach, im Vergleich zu eigentlich weniger betroffenen Gemeinden, so wenig Protest im Ort?

Die Propaganda und die zermürbende Taktik der Verantwortlichen des BBI – Vorhabens haben mit Hilfe der Medien wohl voll funktioniert. Viele Betroffene wurden entmutigt, weil der Flughafen BBI am falschen Standort durch das Bundesverwaltungsgericht bestätigt wurde und eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht zur Entscheidung einfach nicht angenommen wurde.

Könnte die Enthaltsamkeit der Schulzendorfer in Sachen Protest auch damit etwas zu tun haben, dass viele auf die versprochenen Arbeitsplätze hoffen?

Es ist ein Totschlagargument, dass das größte Strukturvorhaben in Berlin-Brandenburg 40.000 Arbeitsplätze und somit nur Vorteile für die Umlandgemeinden bringe. Es wirkt tatsächlich bei den nicht hinterfragenden Bürgern. Wer ist schon gegen Arbeitsplätze? All diese Bausteine haben zu der Passivität der Schulzendorfer beigetragen. Der Griff in die Taschen der Bürger, z.B. in Sachen Straßenausbau betrifft die Anlieger der  Straßen unmittelbar, doch Fluglärm ist zu abstrakt  und wegen der manchmal mangelnden Vorstellungskraft bleibt man passiv. Ganz nach dem Motto: „So schlimm wird es schon nicht werden”. Hier kann ich nur  den Besuch der  Einflugschneisen von Tegel empfehlen, dort erlebt man das, was wir hier bekommen werden.

Welche Initiativen unternimmt die Schulzendorfer BVBB Ortsgruppe um die Bewohner in Sachen des BBI aufzuklären?

Das geht von der Bekanntmachung verschiedener Termine auf den Infotafeln in Schulzendorf, Eichwalde und Schmöckwitz Waldstraße los. Der Schulzendorfer Wecker, den ich finanziell allein stemme, vermittelt den Bürgern viele Informationen zum BBI.

Schulzendorfs Bürgermeister Mücke schloss sich jüngst mit den Oberhäuptern der Nachbargemeinden zusammen, um gegen die betroffenen Flugrouten zu protestieren. Wie bewerten Sie diese Initiative?

Zuerst gab es ja einen großen Aufschrei der westlichen Umlandgemeinden des Flughafens und Berlin. Ein gemeinsam abgestimmtes Vorgehen ist immer sinnvoll um eine starke Stimme zu haben. Doch hier sehe ich die Gefahr einer Spaltung in Ost- und Westinteressen, denn diese Aufgabe füllt ja schon die Schutzgemeinschaft der Umlandgemeinden aus.

Hat Bürgermeister Mücke schon einmal die Hand zur BVBB Ortsgruppe ausgestreckt um eine Zusammenarbeit in Sachen der negativen Folgen des künftigen Flughafens BBI anzuschieben?

Bisher gab es eine E- Mailanfrage über eventuelle Aktionen. Bei allen Protesten sollte es ein gemeinsames Ziel sein, für ein striktes Nachtflugverbot, wirksamen Lärmschutz und faire Entschädigungen zu kämpfen. Die Deutsche Flugsicherung DFS hat auf Grund internationaler Bestimmungen nur wenig Spielraum die Flugrouten zu gestalten.

Man hat den Eindruck, dass die vielen Protestler gegen das Vorhaben BBI zerstritten sind. Was sind Ihrer Ansicht nach die Gründe dafür?

Wer vorher den undurchsichtigen Planfeststellungsunterlagen und den großen Versprechungen vertraut hat ist nun arg enttäuscht, das ist verständlich. So lief wohl zuerst das Motto: „Rette sich wer kann, lasst den Lärm wie er planfestgestellt ist”! Die Träume, der vorher nicht betroffenen Gemeinden und Bürger, auf Vorteile durch den BBI sind nun explosionsartig zerplatzt. Die Fakten überholen nun die Propaganda.

(Fotos:Wolff)

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