Im Gespräch: „Am Anfang warst Du der Größte und nun redet keiner mehr mit Dir!“

8. Juni 2012
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Die Männermannschaft und Trainer Horst Krüger haben sich vor einigen Tagen getrennt. Für viele Fußballfans war das eine riesen Überraschung. Unter den Experten war Krüger anerkannt, gerade wegen seiner Art und seinem Fußball Sachverstand. Der Schulzendorfer sprach mit „Butze“ Krüger zu den Hintergründen seines plötzlichen Abschieds.

"Butze" Krüger fiberte immer 90 Minuten mit seinen Jungs mit. Hier gibt er lautstark Anweisungen. (Foto: Wolff)

Herr Krüger, die Nachricht, dass Sie künftig nicht mehr Trainer der Männermannschaft sein werden schlug wie eine Bombe ein. Wie kam es so plötzlich dazu?

Ein Vorstandsmitglied der SG Schulzendorf teilte mir Pfingsten mit, dass die Mannschaft mit mir nicht mehr weiter zusammenarbeiten möchte. Als ich das hörte blieb mir zunächst die Spucke weg.

Anfang Mai haben einige meiner Jungs und ich den Geburtstag eines Vereinsmitgliedes gefeiert, haben gelacht und gemeinsam ein Bierchen getrunken und kurze Zeit später ist das alles anders?

Am Dienstag vor einer Woche fand eine Mannschaftssitzung statt, in der die Probleme besprochen werden sollten, von denen ich bislang nichts wusste. Auf dem Weg dorthin stand für mich fest: Du machst nicht weiter. Das habe ich der SG – Präsidentin Monika Rothe auch mitgeteilt.   Sieben Spieler der ersten Männermannschaft und die Präsidentin nahmen dann am Krisengipfel teil. Allerdings musste ich zunächst vor der Tür warten, wurde dann später hinzugebeten. Da teilte mir der Kapitän Mike Borsdorf mit, dass sich die Mannschaft einstimmig dafür ausgesprochen hat, nicht mehr mit mir weiterzumachen.

Was waren die Gründe, weshalb die Spieler die weitere Zusammenarbeit mit Ihnen ablehnten?

Es hieß, dass kein Herankommen an mich möglich, dass mein Training immer dasselbe sei und sich die Mannschaft auf der Stelle bewegt.

Stimmen die Vorwürfe?

Fußballtraining besteht aus zwei Säulen, Kondition und Technik. Vom Ziel her gleichen sich da viele Übungen. Ich habe versucht das Training interessant zu machen, habe in meiner Freizeit Bücher gewälzt, um möglichst viel Abwechslung reinzubringen. Im April 2012 wurde ich vom Verein zu einem Lehrgang geschickt. Kein Spieler ist zu mir gekommen und hat gesagt, Du Trainer, was Du hier machst gefällt mir nicht.

Dass im Training auch gemeckert wird und der eine oder andere unzufrieden ist, weil ich den Jungs mit meinen Übungen und Läufen auch etwas abverlange, ist völlig normal. Meine Aufgabe ist es die Spieler fit zu machen. Und wenn ich von den Spielern verlange, dass sie im Sprint schneller sein müssen als ich 61 – jähriger Mann, dann ist diese Forderung nicht überzogen. Übrigens waren einige Spieler langsamer als ich.

Wie schätzen Sie den Zustand der Spieler ein? Ist die Mannschaft in ihrer Entwicklung stehen geblieben?

Als ich nach Schulzendorf kam stand die Mannschaft auf einem Abstiegsplatz. Wir haben eine sehr gute Rückrunde gespielt und standen im Pokalfinale. Das war das Ergebnis einer sehr harten

Voller Leidenschaft und Ehrgeiz. (Foto: Wolff)

Arbeit der Mannschaft! Diese Saison lief durchwachsen. Ein Grund dafür ist die nicht ausreichende Trainingsteilnahme. Oft kommen nur sechs oder sieben Spieler. Da ist es dann schwierig ein Trainingskonzept umzusetzen.

Zuletzt zeigten sich Schwächen in der Defensive, wie haben Sie versucht die Probleme im Training anzugehen?

Es ist korrekt, unser Abwehrverhalten ließ oft zu wünschen übrig. Deshalb habe ich Übungen Mann gegen Mann und Ball halten angesetzt. Doch Defensivarbeit fängt in der Offensive an, das heißt in der gesamten Mannschaft. Wenn aber nur eine Hand voll Spieler zum Training erscheinen, werden solche Einheiten auch nicht zu hundert Prozent fruchten.

Als Ihnen die Spieler Ade sagten, was ging in diesem Augenblick durch ihren Kopf?

Dass das eigentlich alles nicht sein kann. Am Anfang warst Du der Größte und jetzt redet keiner mehr mit dir.

Sind Sie darüber sehr gekränkt?

Gekränkt ist der falsche Ausdruck. Mir muss keiner Danke sagen, aber ich erwarte Fairness. Wenn, bevor überhaupt feststeht, ob ich weiter machen werde oder nicht, bereits nach einem neuen Trainer Ausschau gehalten wird, dann hat das wenig mit einem sportlichen Umgang zu tun. Pfingsten war für mich gelaufen, ich hatte schlaflose Nächte.

Kommen wir noch einmal zu Ihren Jungs zurück, es hieß die Mannschaft hätte ihren Entschluss einstimmig gefasst. Ist das nicht besonders bitter für Sie?

An dieser Darstellung habe ich so meine Zweifel. Erst einmal war bei der Mannschaftsitzung gar nicht die gesamte Mannschaft anwesend. Einige Spieler wussten im Vorfeld nichts  von dem Vorgang.

Trainer Krüger gibt kurz vor dem Spiel die letzten Tipps. (Foto: Wolff)

Hat der Vorstand der SG Schulzendorf mit Ihnen die entstandene Situation analysiert und besprochen?

Nein, bis zum heutigen Tage nicht.

Wie sehen Sie nun die Perspektiven der SG Schulzendorf?

Grundsätzlich sehr gut. Schulzendorf hat eine hervorragende  A – Jugend. Dort sind talentierte Spieler dabei. Die gilt es in die Männermannschaft einzubauen.

Und wie geht es jetzt bei Ihnen in Sachen Fußball weiter?

Fußball war und ist Teil meines Lebens. Ich habe in DDR Zeiten in den drei höchsten Ligen gespielt, habe mehrere Trainerstationen miterlebt. Nun werde ich erst einmal durchatmen und dann wird sich mir wieder eine Fußballaufgabe stellen.

 

 

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7 Responses to Im Gespräch: „Am Anfang warst Du der Größte und nun redet keiner mehr mit Dir!“

  1. Georg Christoph Lichtenberg
    12. Juni 2012 at 12:14

    Die Menschen können nicht sagen, wie sich eine Sache zugetragen, sondern nur wie sie meinen, daß sie sich zugetragen hätte.

  2. Ambrose Bierce
    11. Juni 2012 at 14:57

    Ein Zyniker ist ein Mensch, der die Dinge so sieht, wie sie sind, und nicht, wie sie sein sollten.

  3. fresh
    11. Juni 2012 at 13:44

    Ich bin immer wieder erstaunt wie unfassbar wenig Kenntnis zu verschiedenen Sachverhalten auszureichen scheint um eine solch atemberaubend allumfassende Meinung zu bilden. Hieb- und stichfeste Argumentation, detailtreues Wissen und vorallem so unverblümt.
    Danke für dieses Manifest Ihrer Weisheit, Wilhelm Grimm.

  4. Wilhelm Grimm
    11. Juni 2012 at 10:39

    @fresh
    Du hast völlig recht mit deinen Aussagen!!! Aber das ist ja nicht alles……..

    Die Spieler der 1. Männer wurden zum Training auf den Platz getragen nachdem diese mit einer Kutsche von zu Hause abgeholt worden sind und die Männer der 2. mussten immer die Tornetze für die 1. halten damit diese dann ins Tor schießen. Die Männer mussten sich immer nur einen Ball teilen, da gab es auch schon mal streit weil jeder der 25 Spieler den Ball haben wollte.
    Die Spieler die sich gestritten hatten durften dann 5 Minuten nicht mehr mitmachen und standen dann an der Linie und mussten sich an den Händen fassen und singen „So ein schöner Tag wie heute“. Als die Spieler sich wieder lieb hatten durften die wieder mitmachen. Bei jedem Training machte der Trainer immer 30 Minuten Kunststücke mit dem Ball und alle mussten zuschauen und Ihn beweihräuchern was er doch für ein Meister mit dem Ball ist.
    Die Spieler der A Junioren durften auch nicht mitmachen, sondern mussten immer nur den Ball holen und Weinflaschen tragen. Wenn die Männer der 1. gerade wieder mit dem Trainer gerannt sind, hat der Rest einfach Blümchen aus dem Rasen gepflückt. Der Trainer selbst ist nie mit gerannt, er ritt mit einem weißen Schimmel voran.
    Zum Abschluss mussten alle sich an den Händen fassen und im Kreis um den Trainer tanzen. Der Trainer der in der Mitte auf einem Bein stand stimmte jedes mal ein anderes Liedchen an. Zum guten Schluss setzte sich der Kapitän im Schneidersitz in den Mittelkreis, alle seine Schäflein um sich herum und sprach das Siegergebet.
    Die gesamte Vereinsführungsriege stand an der Außenlinie und machte eine Laola Welle. Der Trainer war bei dieser Zeremonie nie dabei weil er schon duschen war, er musste schnell nach Hause weil das Essen auf dem Tisch stand.

    so oder anders Enden viele Märchen

  5. fresh
    8. Juni 2012 at 19:02

    Wie auch schon in dem ersten Bericht zu Butzes Ausscheiden habe ich das Gefühl, dass man hier schonwieder eine Antipathie gegen die SG Schulzendorf bzw. den Männerbereich inclusive Vorstand aufbaut.
    Ich warne davor sich ein Urteil zu bilden, ehe man die internen Hintergründe kennt.
    Argumentativ ist doch wohl auch so, dass eben so wenige Spieler zum Training kommen, gerade weil das Training so eintönig war. Als Spieler der 2. Mannschaft (für die Butze ja auch verantwortlich ist) galt man bestenfalls als Notauffüllung der 1. Mannschaft. Im Training selber wurden diese Spieler garnicht gefordert, sondern nur als Hindernissen für die 1. genutzt. Kein Wunder also, dass keiner dieser Spieler zum Training erscheint. Natürlich ist das nicht der alleinige Grund, da stehen auch persönliche und arbeitstechnische Gründe sowie teils schwache Grundeinstellungen dahinter.

    Ich möchte hier alle darum bitten, dass sie sich mit Spielern und/oder dem Vorstand privat in Verbindung setzen und sich über die Hintergründe informieren. Allein jetzt nur hier zu meckern bringt niemanden vorwärts den es wirklich um den Verein geht.

  6. BingeLaden
    8. Juni 2012 at 14:45

    Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen …..

  7. James Dean
    8. Juni 2012 at 13:10

    … denn sie wissen nicht, was sie tun

    Anders kann man das nicht verstehen.

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