„Die Zeit der Pappeln ist leider vorbei.“

21. September 2009
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Der Schwarze Weg geriet wegen der von der Gemeindeverwaltung beabsichtigten Fällungen von Bäumen in die Schlagzeilen. Sie plant, wegen ihrer gesetzlichen Verkehrssicherungspflicht rund 60 umsturzgefährdete Pappeln zu fällen.

Gegen die Fällung der Pappeln formierte sich der Widerstand der Bürgerinitiative „Pro Baum”. Auf einer der letzten Gemeindevertretersitzung einigten sich Gemeindevertreter, Gemeindeverwaltung und die Mitglieder der Bürgerinitiative Pro Baum. Ein Gutachter solle die Standsicherheit der Bäume im Schwarzen Weg bewerten.

Unter Einbeziehung der Bürgerinitiative Pro Baum wurde durch die Gemeinde der Gutachter ausgewählt und die Aufgabenstellung formuliert. Am letzten Mittwoch präsentierte dann Dr. Winfried Becker, vom Landschaftsarchitekturbüro bgmr, vor Schulzendorfs Gemeindevertreter das Ergebnis der Untersuchungen.

Viele Pappel würden überdurchschnittlich viel Todholz aufweisen, was als sicheres Zeichen dafür gewertet wird, dass die betreffenden Bäume ihr Alter erreicht hätten. Auch bei der Betrachtung der Wurzelfüße wurde Fäulnis festgestellt. „Im Ergebnis unserer Betrachtung meinen wir, dass von den insgesamt 60 Pappeln, 44 gefällt werden sollten. Es ist aus Sicherheitsgründen nicht mehr vertretbar die 44 Pappeln stehen zu lassen.” 25 Weiden sollten nach Beckers Ansicht ebenfalls der Säge zum Opfer fallen. Der Umschnitt dieser Weiden zu Kopfweiden sein nicht sinnvoll. „Dies wäre ökologisch romantisch aber nicht nachhaltig.”, betonte Becker. Allerdings können 16 Pappeln und 38 Obstbäume erhalten werden. „Sie sollten durch einen Schnitt so korrigiert werden, dass sie die nächsten zwanzig Jahre erhalten bleiben”, empfiehlt Dr. Becker.

Er ging auch auf das von der Gemeinde stets betonte Argument für die Fällabsichten, nämlich die Verkehrssicherungspflicht, ein. „Die Rechtssprechung in Sachen Verkehrssicherungspflicht macht keine Unterschiede ob viele oder wenige Leute den Weg entlang gehen. Die Gemeinde hat dafür zu sorgen, dass von den Bäumen keine Gefahr aus geht. Wenn man augenscheinlich sieht, dass von dem Baum eine Gefahr ausgeht muss gehandelt werden.”, stellt der Landschaftsarchitekt fest.

Bernd Puhle, vom Bürgerbündnis Freie Wähler verlass eine Erklärung der Bürgerinitiative Pro Baum zum Gutachten: „Kein aussagefähiges Gutachten: Nach Sichtung des Gutachtens durch die Bürgerinitiative Pro Baum müssen wir leider feststellen, dass die entscheidenden Fragen nicht oder nur sehr wage beantwortet sind. Sind Obstbäume ein adäquater Ersatz für die vorhandene ökologische Qualität? Welche Sträucher und wild gewachsenen Bäume sind erhaltenswert? Welchen Wege – Charakter hat der Schwarze Weg und wer ist dort wann unterwegs? Als Bürgerinitiative können wir deshalb das Gutachten leider so nicht akzeptieren.”

Dr. Becker erklärte daraufhin, dass Obstbäume aus ökologischer Sicht höher bewertet werden als Hybridpappeln. Er bekräftigte seine Schlussfolgerungen:„Ich glaube, dass beim nächsten Sturm mehr Pappeln im Schwarzen Weg umfallen werden, als es bei Kyrill im vergangenen Jahr der Fall war. Die Zeit der Pappeln ist leider, ich betone leider, vorbei.”

Kritik an der Erklärung der Bürgerinitiative Pro Baum übte Bürgermeister Dr. Burmeister: „Wir haben uns mit der Bürgerinitiative Pro Baum einvernehmlich auf einen Gutachter verständigt. Pro Baum sagte, ja, das ist der richtige Gutachter. Wenn der nun seine Meinung vorträgt und die Bürgerinitiative dann sagt, Nein, das ist es nicht!, dann finde ich das schon sehr bedauerlich!”

Die Mehrheit der Gemeindevertreter entschieden sich in der anschließenden Abstimmung dafür, dass die Gemeindeverwaltung die gutachterliche Stellungnahme als Beurteilungsgrundlage für weitere Entscheidungen betrachten soll.

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