Unsere Demokratie stirbt nicht an zu viel Kritik – sie stirbt an Gleichgültigkeit. An Schweigen. An der Angst, den Mund aufzumachen. Wer heute Missstände anspricht, riskiert nicht selten Ächtung statt Anerkennung. Kritik gilt als Störung, Unbequemes wird ausgesessen. Das Ergebnis: Ein lähmender Stillstand – sichtbar überall, spürbar für viele. Wegsehen ist einfacher – aber brandgefährlich!
Zivilcourage bedeutet nicht nur, in der U-Bahn einzuschreiten. Sie beginnt viel früher: im Gemeindeamt, in der Kita, in der Schulverwaltung. Überall dort, wo Verantwortung sichtbar verweigert wird – und zu oft ohne Konsequenzen bleibt.
Schulzendorf – ein Ort voller Beispiele
Ich spreche nicht abstrakt. Ich spreche von Schulzendorf – meiner Gemeinde.
In der Kita Löwenzahn wurden Familien über Nacht mit Betreuungsausfällen konfrontiert. Keine Transparenz, kein Notfallplan. Eltern, Kinder, Erzieher*innen – alle im Stich gelassen. Der Betrieb taumelt von einem Engpass in den nächsten. Konzeptionelle Flickschusterei ersetzt langfristige Planung. Frust und Erschöpfung greifen um sich.
An der Grundschule das gleiche Bild: Ein marodes Dach, seit Jahren bekannt. Und? Stillstand. Erst als Druck von außen kam – Protest, Beschwerden, öffentlicher Aufschrei – passierte überhaupt etwas. Eine Verwaltung, die erst unter Zwang reagiert, ist keine, der man vertrauen kann.
Verantwortung abschieben? Nein, danke!
Es ist bequem, mit dem Finger auf Einzelne zu zeigen. Auf Bürgermeister Mücke zum Beispiel. Aber so einfach ist es nicht. Wer schweigt, macht mit. Wer wegschaut, trägt mit Schuld. Demokratie heißt: sich einmischen. Nicht später. Nicht irgendwann. Jetzt. Eltern, Erzieher, Lehrer und Mitarbeiter der Verwaltung – sie alle tragen Verantwortung. Alle müssen hinschauen, handeln, Stellung beziehen. Denn eine lebendige Demokratie braucht Engagement aus allen Teilen der Gesellschaft.
Wer Fragen stellt, gilt als Querulant. Wer Missstände benennt, wird belächelt oder ignoriert. Viele geben auf, bevor sie überhaupt laut geworden sind. Genau das ist das Problem: Schweigen macht krank – unsere Strukturen, unsere Gemeinschaft, unsere Demokratie.
Was wir brauchen: Alltagsmut, Rückgrat, Lautsein.
Zivilcourage ist kein heroisches Ideal. Sie ist Grundlage unseres Zusammenlebens.
Zivilcourage bedeutet: nicht wegducken, nicht abwarten, nicht schweigen. Sondern den Mund aufmachen – gerade dann, wenn es unbequem ist. Wenn man aneckt. Dann erst recht.
Zivilcourage hat keine Farbe. Sie kennt kein Links, kein Rechts – aber sie ist heute wichtiger denn je.
Sie beginnt im Kleinen: im offenen Wort, im solidarischen Handeln, im Nein zum Unrecht.
Politik und Verwaltung müssen Räume schaffen, in denen Kritik nicht als Angriff gilt, sondern als Teil der Lösung.
Doch auch wir alle sind gefragt. Eine Gesellschaft, die Mut bestraft und Duckmäusertum belohnt, untergräbt sich selbst. Wir Bürger*innen tragen Verantwortung: für den Ton in der Debatte. Für die Solidarität mit denen, die den Mut haben, unbequem zu sein.
Denn eine Gesellschaft, die Zivilcourage belächelt oder bestraft, macht sich schwach.
Eine Demokratie ohne mutige Bürger ist wie ein Körper ohne Rückgrat. Es liegt an uns allen – hier in Schulzendorf und überall – das zu ändern.
(alle Fotos mwBild)
@ Manne Du lebst und erlebst Schulzendorf ? Da stimmt Deine Auffassung jedenfalls nicht, da werden sogar Spenden abgelehnt – wenn jemand Deine Nase nicht paßt !
@Rudi: Sehe ich nich so, wir haben freie Wahlen, jeder kann sein Kreuz machen wo er will und die Stimmen werden gewissenhaft ausgezählt. Seine Meinung kann jeder sagen. Zur Meinungsfreiheit gehört aber auch Widerspruch und wer Meinungen austeilt, sollte beim Einstecken anderen Meinungen nicht so empfindlich sein, vor allem dann – und dit kommt ja häufig vor – wenn Meinung einfach nur Meinung ist und nix mit Fakten zu tun hat.
Und wer sich engagiert, wird auch nicht verspottet. Ich denke da an die vielen Ehrenämtler, die sich in Vereinen engagieren und so für Zusammenhalt in der Gesellschaft sorgen. Diesen Menschen bin ich sehr dankbar.
Die Demokratie hat es noch nie gegeben, weil eine Kaste glaubt, mit viel Aggroganz alles für sich richtigbiegen zu können. Menschen die sich kümmern werden nur verspottet, Meinungen werden nicht mehr zugelassen. Soetwas ist aber Faschimus.
Und deshalb gibt es zu nur stillen Protest . Und eins stimmt auch . Die Deuschen haben eine lange Leitung, aber eine sehr kurze Lunte.
Es ist zu hoffen, dass dieser Artikel auch in Königswusterhausen gelesen wird. Es reicht nicht, das Wort Demokratie im Munde zu führen, wenn gleichzeitig berechtigte Anfragen von Bürgern und sogar von Abgeordneten in öffentlichen Sitzungen als “zu viel” gerügt werden.
Gut, dass es in Wildau anders ist.
Lieber User Das schwarze Schaf. Ihr Kommentar wird nicht veröffentlich. Sie stellen Behauptungen ins Blaue hinein auf, ohne einen einzigen Beleg dafür zu liefern und werfen dem Auto Unredlichkeit vor, auch ohne einen Beleg zu liefern. Solche Kommentare veröffentlichen wir hier nicht. Gern dürfen Sie hier Kritik üben, sie muss aber belastbar sein und die Netikette wahren. Beides tun Sie nicht.
Sabrina Rühle
Redaktion
Vielen Dank für diese Worte.
Nein sagen ist einfach – Ja sagen bedeutet oftmals Arbeit.
In Wildau entsteht gerade eine zarte Pflanze – nennt sich Zusammenarbeit. Ich habe Hoffnung.
Wo sie am dringendsten gebraucht wurde in den letzten Jahren, war sie da. Jeden Mittwoch 19 Uhr, auf der Straße. Da war der bitter nötige Anfang kurz vom Ende; gut, dass das in ganz Deutschland genug Menschen erkannt haben. Weiter geht es anderswo in (echten) Toleranzräumen.
Ich kann diesen Beitrag nur wieder nutzen um jeden zur Mitarbeit in den Gemeindegremien aufzurufen von denen es ja zahlreiche gibt, zivilen Ungehorsam zu leisten, NEIN zu sagen bei Übergriffigkeit- egal wer sich gegen einen stellt, und dergleichen mehr. Mann kann etwas ändern, das beweisen wir gerade.
Weiter so, ist definitiv zu Ende. Und gemeinsam sind wir stark!