Zeuthener Lärmparade: Bürger und Politiker aus Schulzendorf unterstützten Proteste!

14. November 2010
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Am Samstag trafen sich rund 3.000 Menschen in Zeuthen und demonstrierten gegen die geplanten BBI Flugrouten. Brandenburgs Ministerpräsident stellte sich den Fragen der Kundgebungsteilnehmer, unter denen auch etliche Schulzendorfer waren. Bürgermeister Markus Mücke sprach zu den Demonstranten!

One Response to Zeuthener Lärmparade: Bürger und Politiker aus Schulzendorf unterstützten Proteste!

  1. 14. November 2010 at 17:14

    Ein Artikel der sachlich und fachlich unsere Lage beschreibt

    Berliner Zeitung 06.11.2010
    Leitartikel
    Jahrmarkt der Heucheleien
    Der Streit um die Flugrouten wird immer unappetitlicher.
    von Peter Neumann
    Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings im Amazonas-Urwald einen Orkan in Europa auslösen? Über diese reizvolle These der Chaostheorie streiten sich die Wissenschaftler noch. Absolut unstrittig ist dagegen, dass einige wenige, überraschend vorgelegte Karten enorme Wirkungen entfalten können. Seit die Deutsche Flugsicherung (DFS) ihr Konzept für die vom neuen Schönefelder Flughafen abgehenden und über Berlin und das Umland führenden Startrouten präsentiert hat, tobt ein Streit, dessen Heftigkeit und Vielschichtigkeit ihresgleichen suchen. Das Motto lautet: Jeder gegen jeden. Berliner gegen Brandenburger, Brandenburger gegen Berliner und andere Brandenburger, Ost gegen West. Zu dem Tohuwabohu passt der uralte Sinnspruch: Heiliger Sankt Florian, verschon’ mein Haus, zünd’ andere an – sollen die Flieger brummen, aber nicht über meinem Garten.
    West-Berliner fordern, dass der Krach verlagert wird – zum Beispiel von Lichtenrade über die Stadtgrenze hinweg nach Blankenfelde, das sich aber dagegen sträubt, zum Lärm-Slum der Hauptstadt zu werden. Brandenburger Gemeinden streiten darüber, wer wirklich unter dem Krach der Triebwerke leiden wird und darum in der Fluglärmkommission mitreden darf. Viele Bürger im Südosten Berlins wiederum sind sauer auf alle anderen Berliner und deren Fürsprecher. Die Bohnsdorfer, Müggelheimer und ihre Mitstreiter bemängeln, dass sich bis heute niemand für ihr Schicksal in der Nachbarschaft des künftigen Großflughafens interessiert hat. Jetzt, da auch Immobilieneigentümer in Wannsee oder Lichtenrade aufschreien, würden sich Politiker dort mit Solidaritätsbekundungen überschlagen, lautet die Kritik. Die Verärgerung ist verständlich.
    Der Streit um die Flugrouten wird immer unappetitlicher. Denn es wird klar, dass die meisten Akteure nicht glaubwürdig sind. Entstanden ist ein Jahrmarkt der Täuschungen und Heucheleien, der ein sinnvolles Projekt, den Bau eines neuen Flughafens und die Schließung des Tegeler Airports, zu diskreditieren droht.
    Besonders unangenehm fallen die Politiker auf, die sich medienwirksam auf die Seite der demonstrierenden Wannseer und Lichtenrader geschlagen haben. Zum Beispiel die Opposition: Als es 1996 darum ging, ob der neue Hauptstadt-Flughafen in Sperenberg oder Schönefeld gebaut wird, votierte die damals regierende CDU für die stadtnahe Variante. Später kämpfte sie mit der FDP für den Erhalt des Flugbetriebs in Tempelhof, obwohl sich von dessen Lärm viele Anlieger gestört fühlten. Wenn CDU und FDP jetzt Bürgern das Wort reden, die keinen Luftverkehr am Himmel über Berlin mehr wünschen, passt das nicht dazu.
    Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat den Bau des Flughafens in Hörweite Berlins ebenfalls stets gerechtfertigt. Kritik daran galt und gilt ihm als Landesverrat. Noch im Oktober hatte Wowereit die Forderung der protestierenden Bürger, auf Flugrouten über dem (westlichen) Stadtgebiet zu verzichten, als unrealistisch zurückgewiesen. Zu Recht, denn abgesehen vom Südosten und von Lichtenrade werden die Flugzeuge über Berlin so hoch fliegen, dass man sie am Boden nicht hört. Zudem wird sich die Zahl der Berlin-Überflüge nach der Stilllegung Tegels ungefähr halbieren. Doch inzwischen muss ein Berater dem Regierenden geflüstert haben, dass im Vorwahlkampf mehr Bürgernähe gut wäre. Deshalb tritt er am Montag bei der nächsten Demo in Lichtenrade als Redner auf. Die Quelle des Lärms, der neue Flughafen Schönefeld, wird natürlich weitergebaut.
    Populismus ist das Gebot der Stunde. Das muss sich auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) gedacht haben, als er die jahrelange Arbeit der bundeseigenen Flugsicherung herabwürdigte. Selten hat ein Minister seine Fachleute so sehr blamiert. Ramsauer, der übrigens den Anspruch von Flughafenanwohnern auf Nachtruhe aus dem Luftverkehrsgesetz streichen will, weckt zudem unrealistische Erwartungen. Einen Flughafen ohne Lärm gibt es nicht. Wenn die Routen wie gefordert einen anderen Verlauf nehmen, werden andere Gebiete von Krach betroffen. Die Anlieger gleich hinterm Flughafenzaun, die auch Ramsauer nicht interessieren, müssen sowieso Fluglärm ertragen.
    Sicherlich ließe sich die Belastung zumindest verringern. So sollte für den neuen Flughafen nicht nur von null bis fünf, sondern wie in Tegel von 23 bis sechs Uhr ein Nachtflugverbot gelten. Am Prinzip ändert aber auch das nichts: In jedem Fall werden Menschen unter Fluglärm leiden. Das will kein Politiker zugeben. Aber so ist das nun mal, wenn weiterhin so viele Bürger Flugzeuge nutzen wollen. Der Flug an den Strand von Mallorca oder zum Einkaufen nach Paris gilt als Menschenrecht. Andere haben die Folgen zu ertragen.

    Danke für den Beitrag.

    Es grüßt Gernut Franke

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