“Solch ein Schlachtfeld habe ich noch nie erlebt!” – Schulzendorfs Feuerwehrleute waren beim Horrorunfall am Schönefelder Kreuz in vorderster Linie im Einsatz. Nun brauchen sie Hilfe!

28. September 2010
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13 Tote, zig Schwer- und Leichtverletzte – das ist die Bilanz des katastrophalen  Busunfalls am Schönefelder Kreuz. Über 300 Einsatzkräfte aus verschiedenen Landkreisen waren am Unfallort. Mit darunter Schulzendorfs Feuerwehrleute. Nicht nur die jungen Kameraden wurden mit Bildern konfrontiert, die sie zuvor wahrscheinlich noch nie in ihrem Leben gesehen hatten. Über das schreckliche Ereignis sprach Schulzendorfer.de mit Gemeindebrandmeister Rene Keller

Herr Keller, wann wurden Sie und ihre Kameraden alarmiert?

Kurz nach 10.30 Uhr wurde am Sonntag der Alarm ausgelöst.

Wann wurde Ihnen bewusst, dass es sich nicht um eine Übung handelt?

Auf dem Weg zum Einsatzort. Wir haben im Einsatzfahrzeug den Funkverkehr mitgehört. Da Feuerwehren aus verschiedenen Landkreisen unterwegs waren haben wir schon mitbekommen, dass es sich um einen größeren Einsatz handeln muss. Allerdings ahnten wir zu diesem Zeitpunkt nicht, dass es sich um ein solch gravierendes Ereignis handelte.

Wie viele Feuerwehrleute aus Schulzendorf waren im Einsatz?

15 Kameraden mit einem Tanklösch- und einem Löschgruppenfahrzeug.

Als Sie am Unfallort ankamen, auf welche Situation stießen sie?

Als wir ankamen lagen viele Tote und Verletzte herum. Es waren keine schönen Anblicke die wir dort machen mussten. Einige Verletzte standen unter Schock und irrten in der Nähe des Unfallortes umher. Wir haben uns sofort um sie gekümmert. Es war wirklich heftig! Solch ein Schlachtfeld habe ich noch nie erlebt.

Welche Aufgaben wurden der Schulzendorfer Feuerwehr zugeteilt?

Wir wurden gemeinsam mit Kameraden aus Miersdorf, Wildau und Königs Wusterhausen mit dem Aufbau der Verletzten- und Totensammelstelle beauftragt. Wir haben zunächst für die Rettungskräfte die gesamte Technik aufgebaut. Die Beleuchtung und die Heizung. Dann haben wir die Verletzten in das Zelt transportiert. Ihre Betreuung war das A und O! Sondereinsatzgruppen und Notärzte haben sich die Unfallopfer angesehen und die Schwere ihrer Verletzungen beurteilt und sofort Rettungsmaßnahmen eingeleitet. Andere Kameraden brachten die Toten in die Sammelstelle.

Wie haben denn vor allem die 17- und 18 jährigen Kameraden die schrecklichen Bilder während der Rettungsarbeiten verarbeitetet?

Zunächst haben wir noch versucht unsere jungen Kameraden etwas weiter weg vom Geschehen einzusetzen. Doch das ging nicht. Du konntest nicht einfach mal woanders hinschauen. Es ging nicht. Es war überall ein schlimmer Anblick. Diese Situation war jedoch nicht nur für die jüngeren Kameraden, sondern auch für die erfahrenen Feuerwehrleute schrecklich. Auch sie haben einen Unfall mit solch einem Ausmaß noch nie erlebt.

Was ging in den Köpfen der Kameraden während des Einsatzes vor sich?

Viel Zeit zum Nachdenken blieb nicht. Jeder hatte seine Aufgabe gehabt und hat die ganz konzentriert abgearbeitet. Bei solchen großen Schadenslagen gibt es bestimmte Handlungsschemen, die haben wir vorher trainiert.  Alle Einsatzkräfte haben sich da sehr vorbildlich und professionell verhalten.

Wie war das nach dem Einsatz?

Als wir nach knapp 6 Stunden vom Unfallort zurückkehrten sprach ich mit allen Kameraden und fragte sie nach ihrem psychischen Befinden. Keiner hatte da etwas gesagt. Verständlich zu diesem Zeitpunkt, schließlich müssen die Kameraden die Bilder erst einmal für sich verarbeiten. Stunden später gab erste Anrufe, wo Kameraden Gesprächsbedarf signalisierten.

Und was geschieht jetzt? Wie wird ihnen geholfen?

Wir sind immer noch in Alarmbereitschaft. Ich werde heute noch einmal jeden Kameraden anrufen und mit ihm sprechen. Ergeben sich dann traumatische Anzeichen alarmiere ich den Notfallseelsorger. Der kommt zu uns in die Feuerwache und kümmert sich. In der Mehrzahl der Fälle ist sein Einsatz erfolgreich. Hilft das auch nicht,  werde ich umgehend ärztliche Versorgung anfordern.

11 Responses to “Solch ein Schlachtfeld habe ich noch nie erlebt!” – Schulzendorfs Feuerwehrleute waren beim Horrorunfall am Schönefelder Kreuz in vorderster Linie im Einsatz. Nun brauchen sie Hilfe!

  1. 007
    29. September 2010 at 16:57

    Ich war vom Tag der offenen Tür der Feuerwehr sehr beeindruckt. Was dieses EHRENAMTLICHEN FREIWILLIGEN dort auf die Beine gestellt haben hatte mich beeindruckt. Dort war zu erfahren, dass sie viele viele Stunden ihrer Freizeit opfern, um jeden Donnerstag zu trainieren, um im Ernstfall für uns Bürger da zu sein. Was vor einigen Wochen ein Schauspiel war, wurde am letzten Sonntag Realität. Während viele Bürger das Wochenende mit ihren Familien, Freunden verleben oder ins Kino gehen, geben die EHRENAMTLICHEN FREIWILLIGEN in ihrer Freizeit alles für die Rettung anderer Menschen. Das muss unbedingt öffentliche Anerkennung finden.

  2. Dr. Herbert Burmeister
    29. September 2010 at 11:21

    Herzlichen Dank an alle Feuerwehrkameraden, die bei diesem schrecklichen Unglück im Einsatz waren. Besonderen Dank natürlich an unsere Wehr. Es zeigt sich wieder, wie wichtig eine gut ausgebildete Freiwillige Feuerwehr ist. Um einen solchen Einsatz erfolgreich zu bestehen, sind viele Ausbildungsstunden (Freizeit!) erforderlich. Allen Einsatzkräften wünsche ich, dass sie das Erlebte verarbeiten können. Dafür muss es noch viel mehr Unterstützung geben als bisher.
    Mein Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer. Allen Verletzten wünsche ich rasche Besserung und das keine Folgeschäden bleiben.

  3. Ramona Brühl
    29. September 2010 at 09:58

    Sorry, der Fehlerteufel hat sich bei meinem Kommentar eingeschlichen.
    Es muss natürlich ,, meine vollste Hochachtung ” heißen…

  4. Gernut Franke
    29. September 2010 at 07:30

    Schön das es Menschen gibt, die sich für Andere einsetzen und solch eine schwere Tätigkeit ehrenamlich übernehmen.

    Meine Hochachtung für solch tolle Menschen, denen ich wünsche das die Bilder, die sie durch das erlebte in den Köpfen tragen nicht negative Folgen auf ihre Psyche und Gesundheit haben.

    Alles Gute und Danke

    Gernut Franke

  5. Ramona Brühl
    28. September 2010 at 21:32

    Meine vollste Hochachachtung an die Kameraden/Innen der Freiwilligen Feuerwehren aus allen umliegenden Gemeinden.
    Ich kann teilweise erahnen was sie in den Stunden der Akutversorgung erlebt haben ,da ich viele Jahre auf einer Intensivstation gearbeitet habe.
    Wichtig ist es jetzt, sich mit dem Erlebten ausseinander zu setzen, es verarbeitenn zu können und damit lernen umzugehen.
    Den Angehörigen der Opfer spreche ich mein aufrichtigs Beileid aus und wünsche allen Verletzten rasche Genesung.

  6. Grisu
    28. September 2010 at 16:34

    Also ich möchte auch ein großes Lob an die Feuerwehrleute aus Schulzendorf los werden. 6 Stunden inmitten einer derartigen Katastrophe zu arbeiten, das ist schon eine Leistung! Sie können nicht nur feiern, wie am Tag der offenen Tür, sondern wenn es ernst wird, kann man sich auf sie verlassen. SUPER liebe Schulzendorfer Feuerwehr!!!

  7. Joachim Kolberg
    28. September 2010 at 13:30

    Nur wer so etwas oder so ähnliches einmal erlebt hat kann ermessen was unsere Kameraden, insbesondere die jungen, hier geleistet und jetzt verarbeiten müssen. Viele von ihnen sind mit dem Einsatz ins kalte Wasser gestoßen worden. Keiner konnte sich darauf vorbereiten, wenn man das überhaupt kann. Wir Schulzendorfer können stolz auf unsere Feuerwehr sein. Und, wir wissen, dass wir uns auf die Kameradinnen und Kameraden verlassen können. Auch sollte an dieser Stelle mal die hervorragende Jugendarbeit erwähnt werden.

    Joachim Kolberg

  8. RedBull
    28. September 2010 at 12:17

    DAUMEN HOCH für unsere Feuerwehrleute.

  9. BINgeLADEN
    28. September 2010 at 11:18

    Meine absolute Hochachtung für unsere Feuerwehrleute! Das war schon etwas anderes als das Wasser aus dem Waldfrieden zu pumpen oder eine Ölspur zu beseitigen.

  10. Pingback: Feuerwehr News
  11. IRRO
    28. September 2010 at 07:36

    Einen herzlichen Dank an unsere Freiwilligen. Ich habe sie leider schon einmal benötigt. Aber glücklicher Weise war es für die Kameraden ein nicht so katastrophaler Einsatz. Hoffen wir, dass sie die Bilder aus den Köpfen nach und nach herauslassen können um fit zu sein für den nächsten Hilfseinsatz. Noch besser wäre es, sie könnten ihr Können nur auf einem Feuerwehrfest demonstrieren. Leider gehen nicht alle Wünsche in Erfüllung.
    Den Angehörigen und Freunden der Unfallopfer mein aufrichtiges Beileid.
    irene robus

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