Bad Salzungen. Am vergangenen Samstag stand Bad Salzungen Kopf. Mit einem Riesen Spektakel, an dem es nichts fehlte, feierten die Bad Salzunger gemeinsam mit ihren Gästen die vollständige Wiedereröffnung ihres Gradierwerkes. Der Ministerpräsident des Freistaates Thüringen, Bodo Ramelow (Die Linke), EU-Parlamentarier, Thüringer Bundestagsabgeordnete waren unter den Gästen.
Spätestens als vor mehr als sieben Jahren, Besucher durch die maroden Holzplanken des Gradierwerkes gefallen waren, schrillten die Alarglocken im Bad Salzunger Rathaus. 2015 begannen die Planungen für seine Komplettsanierung. Insgesamt 60.000 Meter Abbund aus heimischen Lärchenholz und 950 Kubikmeter Reisigbündel aus Schwarzdorn, der nur in Polen beschafft werden konnte, wurden in Jahren der Sanierung verbaut. An seinen Dornen verrieselt die 27-prozentige Sole, ein feiner Nebel wird erzeugt. Rund 12 Millionen Euro investierte die Stadt. Für Bürgermeister Klaus Bohl (Freie Wähler) ist es „ein einzigartiges Bauwerk von nationaler Bedeutung“.
Gefördert wurde das Projekt durch die EU, den Bund und die Landesregierung Thüringen mit 7,5 Millionen Euro.
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Darum lohnt sich ein Besuch
Im 19. Jahrhundert beobachtete der Mediziner Dr. Philipp Wagner, dass Arbeiter in den Salinen von Bad Salzungen, trotz ihrer schweren körperlichen Arbeit, kaum an Atemwegserkrankungen litten. Das war der Beginn, dass Natur-Sole als Heilmittel genutzt wurde.
Bad Salzungen ist heute mit seinem Gradierwerk der größte deutsche Kurort für Atemwegserkrankungen. An COPD oder Asthma Erkrankte finden hier mit Pneumokuren Linderung. Auch zur Vorbeugung von Atemwegsinfekten lohnt der Besuch, denn der Sole-Nebel führt zu einer besseren Befeuchtung und Durchblutung der Atemwegsschleimhaut.
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Muttis und Vatis zählen mit ihren Knirpsen, die ziemlich oft mit Infekten der Atemwege zu kämpfen haben, zu Stammbesucher. Im Gradierwerk wird mit Freiluft-, Raum- und Geräte-Inhalationen eine breite Inhalationsvielfalt geboten.
Gefördert wird die Sole in einem Bohrturm aus mehr als 100 Meter Tiefe. Der Hingucker: Auf dem Bohrturm befindet sich seit eh und je ein Storchennest. Derzeit beherbergt es vier Bewohner.
Was Durchatmen kostet
Von Berlin aus erreicht man Bad Salzungen mit dem Zug in rund 3 Stunden. Wer langfristig bucht bekommt ein Ticket für Hin- und Rückreise im ICE schon für rund 70 Euro pro Person. Wer sich für den Flixtrain entscheidet, reist nochmal deutlich günstiger. Besitzer von Reisemobilen stehen in Bad Salzungen am Sole-Reisemobilhafen 80 Stellplätze zur Verfügung.
Die Tageskarte im Gradierwerk kostet 7,50 Euro, Kinder ab 6 Jahren zahlen 3,75 Euro, für Kinder unter 6 Jahren ist der Eintritt frei. Alle Freiluft- und Raum Inhalationen, wie beispielsweise die Brunnen-Inhalation, oder die Rauminhalation „Ultraschall“ , können von 8 Uhr bis 20 Uhr genutzt werden.
Berliner flanieren am Kuhdamm. Bad Salzunger gradieren am „schönsten Gradierwerk Deutschlands“, wie es Bürgermeister Bohl mit Stolz konstatierte.
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