Musik zum Träumen beim Festivalauftakt

16. August 2021
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„Das Wesen der Romantik ist die Ungewissheit“, schrieb Oscar Wilde und hatte damit sicher Recht.

Eine Ungewissheit ganz anderer Art schwebte pandemiebegründet lange Zeit auch über den Schlosskonzerten Königs Wusterhausen. Doch nun ist es gewiss: Sie finden statt – und wie!

Pianistin Gerlint Böttcher und das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim mit Dirigent Timo Handschuh, hier bei einem Konzert in der Kreuzkirche Königs Wusterhausen Foto: Norbert Vogel
Pianistin Gerlint Böttcher und das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim mit Dirigent Timo Handschuh, hier bei einem Konzert in der Kreuzkirche Königs Wusterhausen (Foto: Norbert Vogel)

Das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim mit Dirigent Timo Handschuh und Gerlint Böttcher als Solistin entführen die Besucher zum Auftakt in „Romantische Welten“.

Pianistin Gerlint Böttcher ist auch Festivalleiterin, reist konzertierend um die Welt, und just im Juli wurde bei Hänssler Klassik ihre sechste CD veröffentlicht. Das überall umjubelte Orchester war schon oft in Königs Wusterhausen zu Gast und wird vom Publikum geliebt.

Beim Eröffnungskonzert am 4. September um 20 Uhr im Großen Saal der Fachhochschule für Finanzen werden Werke von Guillaume Lekeu, Frédéric Chopin und Camille Saint-Saëns gespielt.

 Guillaume Lekeu (1870-1894) schuf in seinem kurzen Leben ein hochgeschätztes Oevre, voll fiebernder Intensität und musikalischer Reife. Vielversprechend gestartet, erkrankte er nach dem Genuss eines Sorbets und starb mit nur 24 Jahren an Typhus. Das hier gespielte anrührende Adagio op. 3 klingt edel und lichtgetragen, eine Musik zum Träumen.

Der Belgier schrieb es für seinen Lehrer César Franck, mit dem auch Camille Saint-Saëns (1835-1921) bekannt war. Saint-Saëns war ein echter Tausendsassa. Mit drei Jahren konnte er lesen, mit sechs komponierte er, ein Jahr später übersetzte er lateinische und griechische Texte, und mit elf Jahren debütierte er in Paris. Von manchem wurde er als neuer Mozart gehandelt. Auch sein phänomenales Gedächtnis war legendär. Alles, was seine Sinne aufnahmen, speicherte er ab. Noch mit 80 Jahren machte er eine erfolgreiche USA-Tournee. Sein Streichquartett Nr.1 e-Moll op. 112 ist ein leidenschaftliches Meisterwerk der Spätromantik, besticht mit großer Raffinesse, brillanten Melodien und enormer Klangfülle.

Festivalleiterin Gerlint Böttcher (Foto Gerlint Böttcher: Peter Adamik)
Festivalleiterin Gerlint Böttcher (Foto Gerlint Böttcher: Peter Adamik)

Ein besonderer Höhepunkt des Abends wird das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 f-Moll op. 21 von Frédéric Chopin (1810-1849) in der Fassung für Streichorchester sein, mit Gerlint Böttcher als Solistin. Der „Paganini des Klaviers“ war ein Virtuose in höchster Vollendung. Chopin erschuf mit seinem Spiel ein ganz neues Klanguniversum. Sein Stück ist ein musikalisches Feuerwerk mit beinahe überbordender Poesie und schillernden Passagen. Wildes und Zartes wechseln sich ab – ein wahrhaft romantischer Gefühlsreigen, der seiner ersten Liebe, Opernsängerin Konstancja Gladowska gewidmet war. Schon früh siedelte Chopin nach Paris über, vorwiegend aus politischen Gründen, blieb aber im Herzen immer Pole. Das Heimweh plagte ihn zeitlebens. Sehnsucht und Nostalgie prägten daher immer wieder seine Musik. Auf seinen Wunsch wurde sein Herz dann auch in Warschau beigesetzt, während sein Körper in Paris beerdigt worden ist.

Genießen Sie einen Abend lang den einzigartigen Charme der Romantik bei den Schlosskonzerten. Coronabedingte Änderungen werden auf der Veranstalterwebseite bekanntgegeben.

Informationen: schlosskonzertekoenigswusterhausen.de. Tickets gibt es bei reservix, im Musikladen Brusgatis und an allen Kartenvorverkaufsstellen.

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