László Ungvári: “Ich kann Menschen miteinander verbinden!”

25. August 2022
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Am kommenden Sonntag wird in Wildau ein neuer Bürgermeister gewählt. Der Schulzendorf hat in alphabetischer Reihenfolge mit den aussichtsreichsten Kandidaten gesprochen. Heute im letzten Kandidaten Verhör: László Ungvári

Wann haben Sie sich entschieden, als Kandidat für den Bürgermeisterposten anzutreten?

László Ungvári: Ich hatte nie den Gedanken, Bürgermeister zu werden. Ich bin Pensionär, aber mir war klar, dass ich irgendetwas machen muss. Ich kann nicht zu Hause sitzen. Kein Jahr, dann wäre ich tot. Ich finde es schön, wenn man etwas für die Menschen tun kann. Als ich aus Kasachstan zurückkam, erfuhr ich, was in der Stadt in den Jahren passiert war. Angela Homuth und ich sind befreundet oder waren es. Wir haben uns nie zerstritten. Ich habe sie damals auch gewählt.

Foto: mwBild

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Dann erfuhr ich immer mehr und mehr und dachte, dass ist nicht das Wildau, das ich vor einiger Zeit verlassen habe. Dann besuchte mich Heinz Hildebrandt von der Bürgerinitiative und fragte, ob ich sie unterstützen und beraten würde. Ich tat es. Als später das Abwahlverfahren in Gang kam, erhielt ich viele Briefe. Es waren Bitten und Beschwerden über verschiedene Anliegen.

Eines Tags erhielt ich einen außerordentlich langen. An seinem Ende hieß es: „Ihr Arbeitsleben ist noch nicht zu Ende. Retten Sie diese Stadt.“ Es mag märchenhaft klingen, aber das war der Auslöser. Ich will für die Menschen bereitstehen.

Warum sollen Wildauer Sie wählen?

László Ungvári: Ich glaube viele Wildauer kennen mich. Sie wissen, was in dieser Stadt durch meine Mitwirkung entstanden ist. Etwas schaffen zu wollen, dieser Anspruch besteht bei mir nach wie vor. Ich muss immer irgendetwas schaffen. Ich möchte immer vorne, unter den Besten sein. Das ist sehr stark in mir verwurzelt. Selbst bei Kleinigkeiten. Wenn meine Frau und ich mit dem Auto in den Urlaub fahren, dann überlasse ich die Fahrt nicht dem Zufall. Ich habe Etappenziele. Bis 14 Uhr muss ich da und da sein.

Sie haben vor der Abwahl Angela Homuths konstatiert, dass Sie sich große Sorgen um die Stadt machen. Was sind die Gründe dafür?

László Ungvári: Für Außenstehende ist es nicht immer richtig wahrnehmbar, die Stadt ist tief gespalten. Auch wenn ich den Begriff nicht mag, man redet von einem Homuth-Lager. Da gibt es viele die meinen, dass, was unter Angela Homuth geschah, war gut und richtig. Andere, ich auch, haben im Vergleich zu früher einen großen Rückschritt gesehen. Bei vielen ist der einstige Stolz auf diese Stadt verloren gegangen. Das Wir-Gefühl kam abhanden. Viele meinen, es ist nicht mehr unser aller Stadt. Es gibt andere, die das „Wir“ so nicht wollen.

Wildau war mit Angela Homuth die letzte Kommune, die ein parteiangehöriges Stadtoberhaupt hatte. Parteien werden oft verbunden mit Klüngelei. Also nicht mit dem, was sie mal ausgemacht hat. Die Politik versteht nicht, dass durch das Verhalten einiger ihrer Vertreter die Parteiverdrossenheit überhaupt erst entsteht. Oft geht es doch nicht darum, warum etwas gesagt wurde, sondern wer es gesagt hat. Diese Sachausgrenzung muss nach und nach abgebaut werden.

Wie wichtig sind Ihnen Offenheit und Transparenz?

László Ungvári: Ohne sie funktioniert Demokratie nicht. Deshalb werde ich für Livestreams von Sitzungen im Stadtrat kämpfen. Es kann nicht sein, dass sich jemand wählen lässt und sich dann duckt. Haben Stadträte Angst vor Bürgern, wie sie sich äußern? Falls ja, dann soll man sich nicht wählen lassen. Für mich ist es unheimlich angenehm, ein Feedback von Bürgern zu bekommen. Auch wenn es nicht positiv ist. Es soll nicht so sein, dass man nur zufrieden ist, wenn einem Honig ums Maul geschmiert wird. Man muss auch kritikfähig sein. Eine meiner Kritikerinnen ist meine Frau.

Als Präsident der Technischen Hochschule haben Sie Wildau zur Stadt, zu wirtschaftlichem Erfolg und Ansehen im Land Brandenburg verholfen. Was war damals Ihr Geheimrezept?

László Ungvári: Ein richtiges Rezept hatte ich nicht. Ich habe mich aber immer davon leiten lassen, dass wenn man eine andere Meinung hört, nicht spontan negativ oder eingeschnappt darauf reagiert. Eine andere Meinung kann man nicht gleich abschmettern, man muss sie aufgreifen, Möglichkeiten debattieren und das Für und Wider abwägen. Da muss man auch viel Geduld aufbringen.

Glauben Sie, dass es Ihnen als Bürgermeister gelingt, die spannungsgeladenen politischen Fronten im Stadtrat zu entspannen?

László Ungvári: Zwei Effekte sehe ich. Den einen könnte man so beschreiben. Der König ist tot, es lebe der König. Das geschieht, wenn auch nicht grundsätzlich. Und der zweite, so wie man in den Wald hineinruft, schallt es wieder raus. Wenn es so wird, dass Entscheidungen nicht einfach durchgedrückt, sondern durch ehrliche und lange Diskussionen, bei denen auch die Bürger einbezogen werden, gefällt werden, dann wird sich auch die gesamte Entscheidungsatmosphäre im Stadtrat ändern.

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Als Gerd Richter Bürgermeister war, spielten Parteien und Cliquen keine Rolle. Hier geht es um Wildau, sagte er immer. Zu den Fronten kam es auch, weil die Kontrolle durch die Bürger verkümmerte. Es gab keine ausreichenden Informationen und dadurch keine Kontrolle.

Sehen Sie sich als Brückenbauer?

László Ungvári: Ja! Ich kann Menschen miteinander verbinden. In meiner Tätigkeit als Präsident der Hochschule habe ich das beispielsweise im internationalen Bereich bewiesen. Wir sind zu den Menschenrechtsverletzern nach Abu Dhabi gegangen und haben dort eine Außenstelle gegründet. Ich sagte mir, wenn junge Leute von dort hier ein paar Jahre studiert haben, saugen sie unsere Werte auf. Wenn sie nach Hause gehen und entscheidende Posten bekleiden, werden sie sich auch von ihnen leiten lassen.

Wie sehen Sie das Wohnbau Projekt Dahme Nordufer?

László Ungvári: Wir haben dort ein Zukunftsproblem, das Areal ist verseucht. Wollen wir dieses Problem lösen oder überlassen wir den Gift Berg unseren Enkeln? Wir haben die Möglichkeit, dass ein Investor die Dekontaminierung durchführt. Der von ihm geplante Wohnungsbau muss natürlich schonend erfolgen, keine Frage. Man muss den Realitäten ins Auge schauen.

Wenn ich darüber rede Wohnungen zu bauen, dann sind das für mich Kinder von Wildauern, die hierbleiben wollen, dann sind das für mich Studierende, die sechs Jahre in Wildau gelebt und liebgewonnen haben und hier arbeiten wollen. Trotz der nicht vorhandenen Willkommenskultur für Unternehmen, entstehen um uns herum viele Arbeitsplätze. Auch diese Menschen wollen in Wildau wohnen.

Wie halten Sie sich fit, schließlich verlangt der Bürgermeisterposten auch einiges ab?

László Ungvári: Jeden Morgen treibe ich eine halbe Stunde Sport. Liegend, auf dem Bauch und dem Rücken. Ich habe da bestimmte Bewegungen und ich weiß, wie viele ich davon machen muss. Mehrere hundert unterschiedlichen Arten, jeden Morgen. Ich gebe zu, manchmal hat mir auch alles weh getan.

In aller Regel stehe vor 5:30 Uhr auf, auch am Wochenende. Wenn ich um 6 Uhr aufstehe, dann ist das schon zu spät, da bin ich enttäuscht von mir. Für Menschen, die nicht mehr so jung sind, reichen 7 Stunden Schlaf.

Die Autorin Dörthe Ziemer warf Ihnen in einem Text kurz vor der Wahl Fehlverhalten während Ihrer Zeit als Präsident und Rektor der Deutsch-Kasachischen Universität vor. Was ist dran an diesen Anschuldigungen?

László Ungvári: Der Artikel gleicht mehr einem Kommentar oder einer Glosse als einem Bericht und lässt an entscheidenden Stellen die für Berichte notwendige journalistische Sorgfalt vermissen. Ich habe mir nichts vorzuwerfen und stehe nach wie vor für Transparenz und Offenheit. Den Versuch, mich mit solchen Methoden zu diskreditieren, verurteile ich deutlich und bin mir sicher, dass die Wildauerinnen und Wildauer erkennen, was hier für ein Spiel gespielt wird.

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