Landesamt: Darum müssen die Bäume beim Ausbau der Seestraße fallen

9. November 2023
Von

Zeuthen. Die Seestraße soll wegen der Schallbelastungen der Anwohner durch die unebene Pflasterbefestigung und wegen der geringen Verkehrssicherheit durch marode Gehwege und fehlende Querungsmöglichkeiten ausgebaut werden. Wegen ihres Zustandes wurde die Geschwindigkeit bereits auf 30 herabgesetzt. Um die Sanierung zu realisieren, sieht das federführende Brandenburger Landesamt für Bauen und Verkehr die Fällung von 260 Bäumen als unumgänglich an.

Die starken Wurzeln heben bereits Bordsteine an. (Foto: mwBild)

Wurzeln heben bereits Bordsteine aus den Angeln. (Foto: mwBild)

Vertreter des Naturschutzbundes (NABU) und die Bürgerinitiative “pro Allee” sind für den Ausbau der Straße, allerdings protestieren sie gegen die Abholzung. Die Fällung der Bäume sei nicht alternativlos, sagen sie.

Das Landesamt sieht das anders und kommt nach einem Check von 5 Varianten zu dem Ergebnis, das die Variante „Erhalt der Allee mit beidseitigen Gehwegen“ nicht praxistauglich ist. Wörtlich heißt es in einem Bericht: „Wegen der Ausbauerfordernisse muss davon ausgegangen werden, dass auch unter Beachtung aller notwenigen Wurzelschutzmaßnahmen, wie z.B. Handschachtung, Wurzeln von Alleebäumen durch die Bautätigkeit als solches massiv beschädigt werden, was neben der Vorschäden von betroffenen Bäumen bereits während der Bauzeit zur Fällung führt.“

Es dürfte eine Herkules Aufgabe für Bauarbeiter sein, diesen Bordstein zu ersetzen, ohne die Wurzel zu beschädigen. (foto: mwBild)

Diese Wurzel hält des Bordstein fest. (Foto: mwBild)

Wie lebensbedrohlich solche Wurzelschäden für einen Baum werden können, erklärt Professor Jonas Reif. Er lehrt Pflanzenverwendung und Vegetationstechnik an der Fachhochschule Erfurt und ist Buchautor auf dem Gebiet: „Die Größe der Wurzelschäden ist von elementarer Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit eines Baumes, da durch diese holzzerstörenden Pilze eindringen können. Während sich Tot Äste bei regelmäßigen Baumkontrollen relativ leicht erkennen und entfernen lassen, sind Schäden unter der Erde schwer zu diagnostizieren. Und dann wundern sich alle, wenn ein scheinbar gesunder Baum plötzlich umfällt.“

So ist es vor längerer Zeit in Brieselang geschehen, berichtet Reif. Dort hat man versucht, eine Straße entlang einer alten Baumreihe auszubauen – mit dem Ergebnis, dass fast alle 2017 beim Herbststurm Xavier umgekippt sind.

Maßgeblich für die Planung des Landesamtes ist die Richtlinie für die Anlage von Stadtstraßen. Danach beträgt die Mindestfahrbahnbreite 6,50 Meter, um den Begegnungsfall LKW/Bus und Bus/Bus abzusichern. Zwar wird im Fall der Seestraße durch die Verringerung der Straßenbreite von 7 Meter auf 6,50 Meter mit den Bordsteinen jeweils 25 Zentimeter vom vorhandenen Baum abgerückt. Durch die Umverlegung von Leitungen im Gehwegbereich, der Montage von neuen Straßenabläufen, Schächten und dem Einbau von Zuleitungen zum Regenwasserkanal wird mindestens 50 Zentimeter tief in den Baugrund eingegriffen, so die Bauprofis vom Landesbetrieb Straßenwesen Brandenburg.

Selbst wenn es gelingen würde, einzelne Bäume vor einem Totalschaden zu retten, werden sie in den nächsten Jahren und Jahrzehnten krankheits- oder altersbedingt abgängig sein. Nachpflanzungen am selben Standort sind dann wegen der Leitungen im Seitenraum meist nicht mehr möglich, heißt es in der Expertise.

Ein Auszug aus dem Erläuterungsbericht des Landesbetriebes Straßenwesen Brandenburg über die Varianten des Ausbaus der Seestraße ist HIER zu lesen. Nach dem Variantencheck erhält die Sanierung der Straße mit beidseitigem Gehweg und Grünstreifen sowie Baumneupflanzungen den Vorzug.

Für Samstag 14 Uhr rufen die Naturschützer zu einer Demonstration gegen die Fällung der Bäume auf, Treffpunkt ist am Rathaus.

19 Responses to Landesamt: Darum müssen die Bäume beim Ausbau der Seestraße fallen

  1. Ulrich Häusler
    12. November 2023 at 17:52

    Etwa 100 Menschen, darunter viele Kinder haben demonstriert. Das ist ihr gutes Recht. Von einem repräsentativen Querschnitt der Zeuthener und Eichwalder kann keine Rede sein. Wie auch hier von den Baumaktivisten zu lesen war, kam von den Rednern nicht ein belastbarer Vorschlag, wie die Sanierung erfolgen soll, ohne Bäume zufällen. Die ganze Aktion sehe ich als Stimmungsmache und Propaganda. Einen Preis für das beste Plakat zum Thema Baumfällung hat eine Frau verdient. Auf ihrer Pappe stand in englisch (Oma Krause hätte ein Wörterbu8ch beihaben müssen) geschrieben “Die Erde ist heißer als mein Mann”. Nun ja, das dürfte eher ein Thema für eine Partnertherapie statt für eine Sachdebatte um Baumfällungen. :-) :-) :-)

  2. Bine
    11. November 2023 at 18:41

    Danke Uwe, für die erklärenden Worte. Daran sieht man, wie krank vieles in Deutschland ist.

  3. Insider
    11. November 2023 at 14:40

    Das Amt hat verantwortungsbewusst eine Planung erstellt, die ist veröffentlicht und für jedermann einsehbar. Es ist legitim wenn es Menschen, hier konkret der Nabu, gibt, die mit der Planung nicht einverstanden sind. Dann ist es ihre Pflicht, nicht die des Amtes, praktikable Varianten und keine Phrasen, wie z.Bsp. “behutsame Sanierung der Seestraße unter Erhalt der Linden” auf den Tisch zu legen, die besser sind, als die jetzige Planung. Mir sind solche Tatsachen nicht bekannt. Gruß aus Schulzendorf

  4. Uwe
    11. November 2023 at 13:40

    Ich kenne die Bearbeiterin, ich kannte den Planer für den südlichen Abschnitt. Dank der lieben Schlaumeyer, auch auf dieser Seite, hat die Bearbeiterin zu gemacht. Heißt, verhandeln wird zur Nebensache. Das Verfahren wurde zur Planfeststellung dann geführt – übersetzt, die noch was anpassen konnten- von Behördenseite, haben aufgegeben ! Wenn der Planfeststellungsbeschluß kommt, dann kann geklagt werden. Und zum Schluß wird alles wieder BER 1!

    Spannend wird es nur, wenn ein Unfall passiert – und die Verkehrssicherung ist jetzt schon nicht gegeben. Viel Glück den Kämpfern, wo war ihr denn in Eichwalde in der Bahnhofstraße mit Eureren tollen Vorschlägen ?????

  5. Easy
    11. November 2023 at 12:05

    Sinnvoll ist die behutsame Sanierung der Seestraße unter Erhalt der Linden.
    Das sagt der gesunde Menschenverstand!

    …und nein, ich gehöre nicht der grünen Partei an…

  6. Eichberger
    11. November 2023 at 10:30

    Ein sinnvolles Projekt wird zerredet. Das ist typsch für Grüne Politik vorbei an den Menschen und nur ideologischen Prinzipien folgend, nicht nur auf Bundesebene (siehe Migration/Ukrainekrieg), leider auch in der Dorfpolitik. Und am Ende wundern sie sich, wenn sie abgewählt werden oder aus Regierungsverantwortung rausfliegen. Liebe Grüne, macht weiter so :-) :-) :-)

  7. Easy
    11. November 2023 at 10:09

    Hallo Grisu, ich könnte mir vorstellen, dass der Nabu für die Erstellung von Planunterlagen nicht zuständig ist- aber in beratender Tätigkeit sicherlich mitwirken kann.
    Diejenigen Planer, die die Lindenallee Fontaneallee und den Forstweg geplant hatten, sollten hier auch wieder tätig werden und ihr Können erneut unter Beweis stellen.

  8. Grisu
    10. November 2023 at 17:21

    Ich schätze die Arbeit der Leute vom Nabu. Aber solange er kein detailliertes Konzept für den Ausbau der Straße ohne Baumfällungen auf den Tisch legt, sind für mich seine Appelle leere Worte.

  9. Easy
    10. November 2023 at 16:19

    Hallo Ulrich, soweit ich gehört habe, liegen Gutachten vor, die die Vitalität und damit die Erhaltungswürdigkeit der Bäume bestätigen.
    Sanierung und Erhalt der Linden sind machbar.

  10. Ullrich Häusler
    10. November 2023 at 15:32

    easy: Lindenalle und Fontaneallee (dort wohne ich) kann man mit der Seestraße nicht vergleichen. Ich kann mich sehr gut erinnern, die Bäume standen dort viel weiter weg von der Straße. Mir ist auch egal, was und wie dort gebaut wurde. Fakt ist, die Sanierung der Seestraße ist überfällig. Es kann nicht sein, daß eine kleine Minderheit von vielleicht 1.000 Leuten bestimmt, wie und was in der Seestraße passiert. Nur weil die am lautesten schreit. Ich habe Vertrauen in die Fachleuten die sagen, dass die Bäume weg müssen. Keiner von ihnen wird aus Lust und Laune 260 Bäume einfach mal so fällen. Mehr Respekt für ihren Job ist angesagt und nicht Schlaumeierei. ENDE DER DURCHSAGE!

  11. Nina
    10. November 2023 at 14:01

    Da nur ein Baum in der Straße den Bordstein mit seiner Wurzel umarmt und nur ein Baum oder ein paar wenige Bäume den Bordstein anheben, kann ich nicht verstehen, warum gleich alle Bäume dieser Straße gefällt werden müssen.
    Ich finde die Linde, die den Bordstein umarmt, einzigartig, ganz besonders. Sagt sie mit ihrer Umarmung der Wurzel vielleicht, ich komme mit allem klar, bloß nicht mit unklugen Menschen und einer Fällung…
    Ich glaube, die Linde würde auch ohne diese eine Wurzel überleben.

  12. Oliver_II
    10. November 2023 at 12:38

    Warum muß die Fahrbahnbreite von 7 m auf 6,5 m reduziert werden?
    In Eichwalde wurden auch Straßen mit ordentlicher Breite reduziert, jeder kann sehen, daß das nicht gut war.
    Lasst die Breite doch bitte so wie ursprünglich vorgesehen.

  13. Easy
    10. November 2023 at 10:10

    Hallo Ulrich, die Lindenallee, die Fontaneallee und der Forstweg in Zeuthen wurden bereits vor Jahren von Fachfirmen saniert.Die Bäume dort mussten nicht gefällt werden und sehen nach so vielen Jahren immer noch gesund aus.
    Wie man sieht, alles ist machbar, wenn man nur will.

  14. Tiefbau
    10. November 2023 at 08:00

    @ Easy Die Antwort ist nicht gegen Ihren Kommentar gerichtet. Aber Sie wissen nicht, was die Radlobby alles von sich gibt. Der neuste Satz des ADFC – der mich auf die Palme brachte – ” Was bilden sie sich ein, die Lastenfahrrer nicht zu berücksichtigen ” Ergo : Für den LS Brandenburg ist alles ein unlösbares Problem.

  15. Ulrich Häusler
    10. November 2023 at 07:14

    Die Linden können können meinetwegen 3000 Jahre alt werden, das stört mich nicht. Oliver hat völlig recht. Bürger fordern seit Jahren die Sanierung der Seestraße. Nun soll es gemacht werden und schon geht die Jammerei los.Die Bäumr werden ersetzt, das ist doch in Ordnung. Und die Bilder sagen doch alles. Sollen die Bauarbeiter zaubern? Man muss den Fachleuten im Amt auch mal was abnehmen. Dort sitzen keine Vollideoten. Die sogenannten Naturschützer oder Besserwisser? reden von Alternativen, wie die aussehen sollen, behalten sie für sich. Hört auf, alles zu zerreden und kommt auf den Boden der Realität zurück.!!!

  16. Easy
    9. November 2023 at 23:21

    Hallo Oliver, wir fahren schon seit Jahrzehnten mit dem Fahrrad oft über diese Gehwege- auch im Dunkeln – und haben kein Problem damit.
    Was soll daran nicht mehr tragbar sein?
    Aber die Gehwege werden sicherlich bald- ohne Fällung der wertvollen Linden- saniert werden können.

  17. Easy
    9. November 2023 at 22:29

    Linden können über 1000 Jahre alt werden.
    Die Linde kommt 300 Jahre, steht 300 Jahre und vergeht 300 Jahre.
    Linden sind sehr widerstandsfähige Bäume, die dem Klimawandel trotzen, wie man sieht.
    Robinien sind im Übrigen auch sehr widerstandsfähig und trotzen dem Klimawandel.
    Warum sollten gerade solche Bäume gefällt werden???

  18. Tiefbau
    9. November 2023 at 20:38

    Es geht um die Sache ! Die Belastungsklassen sind für die Straßen schon lange überschritten. Außerdem haben Bäume auch ein Lebensende , wie Straßen. Erinnern wir uns mal an die OD in Wildau ……

  19. Oliver
    9. November 2023 at 18:20

    Diese sogenannten Naturschützer wohnen auch nicht an dieser Straße! Die Situation ist schon lange nicht mehr tragbar, Gewege sind absolut nicht mehr sicher oder garnicht vorhanden! Es fehlt an Beleuchtungen und immer wieder kommt es zu Überschwemmungen nach stärkeren Regenereignissen! Man kann nur hoffen das endlich ein Machtwort gesprochen wird und diese Sanierung zeitnah erfolgt! Der Möglichmacher kann außer Reden schwingen, anscheinend auch keine Entscheidung treffen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige

Anzeige

Anzeige