Krisengipfel: Rathaus sieht sich im Opfer Status

23. Januar 2024
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Schulzendorf. Auch wenn letzten Donnerstag beim Krisengipfel zur Kinderbetreuung am Ende nichts Zählbares herausgekommen ist, hat er dennoch Großes bewirkt: Es ist eine längst überfällige öffentliche Konversation über die Betreuung der Kinder in der Gemeinde in Gang gesetzt worden.

Bildmontage mwBild

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Sie wurde ausgelöst von Eltern und Kindern, die im Dezember auf die Straße gingen und gegen die miesen Zustände der Kinderbetreuung in der Container-Kita protestierten: Wochenlange Total Schließung, Kommunikation wie im Postkutschen Zeitalter, bauliche Missstände.

Der allgemeine und durchgehend hohe Krankenstand war der Grund für die Notlage. Und für den kann keiner etwas. So jedenfalls sieht es Bürgermeister Mücke (SPD-nominiert). Wollte er mit dem Argument der Betroffenheit einen Diskurs totschlagen, damit er gar nicht erst auf die Argumente von Eltern und Gemeinderäten eingehen musste?

Statistik entlarvt Keule des Betroffenseins

Gemeinderat Markus Witteck (CDU) hatte im Vorfeld des Krisengipfels vom Rathaus eine Statistik zur Krankheitsquote in allen Kitas der Gemeinde angefordert. Die brachte Interessantes ans Tageslicht. Sie belegt, dass es in den Kitas ganz unterschiedliche Krankheitszahlen gibt.

Markus Witteck (Foto: mwBild)

So betrug im Dezember die Krankheitsquote in der Container Kita 54 Prozent! Zum Vergleich: In der Kita Löwenzahn lag sie im selben Zeitraum gerade einmal bei 16 und in der Kita Hollerbusch sogar nur bei 15 Prozent. Reiner Zufall?

Witteck warf die Frage auf, ob nicht auch Probleme beim Arbeitsklima ein Grund für den hohen Krankenstand in der Container Kita sein könnten. Mücke wies das als reine Spekulation zurück. Doch Aussagen von Eltern stützen den Verdacht auf schlechte Stimmung beim Personal: „Kinder berichten über Streitigkeiten zwischen den Erziehern. Kinder berichten, dass Erzieher heulend die Einrichtung verlassen. Machen Sie (gemeint ist Markus Mücke-die Red.) die Augen auf. Die Erzieher sind fertig. Ihnen läuft das Personal weg.“, teilte eine Demonstrantin im Dezember mit.

Mücke lehnt „Krisenkonzept“ vorerst ab

Elternsprecherin Regina Diefenbacher forderte das Rathaus auf, für Notfallsituationen ein “Krisenkonzept“ zu erstellen, einen „Plan B“. Ähnlich, wie es auch in anderen Gemeinden der Fall ist. Sie plädierte dafür, dass in Ausnahmesituationen Belastungen einer Kita auf alle Einrichtungen verteilt werden.  „Man muss sich das mal trauen.“, so Diefenbacher.

Bürgermeister Mücke lehnte das ab. Eine Umverteilung von Kindern einer Einrichtung, die von einer Schließung bedroht ist, auf andere Kitas, sei mit ihm nicht machbar. Die Schwere einer Not rechtfertigt eine derartige Ersatzmaßnahme nicht. Übergeordnete Dienststellen hätten ihm von einer derartigen Praxis abgeraten.

Im Rathaus existieren verschiedene Szenarien, wie Notsituationen entschärft werden können. Doch wegen vieler Besonderheiten in den Kitas sind stets individuelle Lösungen erforderlich. „Ein Krisenkonzept wird es absehbar nicht geben.“, resümierte Mücke.

Stölzel hält dagegen: Im Notfall Solidarität üben

Claudia Stölzel (Bündnis 90/Die Grünen) warf dem Rathaus im Fall der Container Kita vor, nicht alles für die Eltern getan zu haben. WennC.Stölzel Personalprobleme zu einer Ausnahmesituation führen, wo die tagelange Schließung einer Kita droht, dann sollte Solidarität geübt und die Last auf alle Einrichtungen gleich verteilt werden.

So könnte auch ausgelotet werden, ob Eltern anderer Kitas ihre Kinder für ein oder zwei Tage zu Hause behalten oder sie anderweitig untergebracht werden können. Das würde für Muttis und Vatis, die von einer Kita Schließung betroffen wären, eine Entlastung bedeuten. Unterstützung für ihre Position erhielt sie von Eltern und Gemeinderäten. Eine Mutti im Sitzungssaal spontan zum Stölzel Vorschlag: „Ich habe die Möglichkeit zeitweise auch ein anderes Kind bei mir zu Hause aufzunehmen.“

Peinlich Auftritt von Claudia Mollenschott

„Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen.“, witzelte einmal Karl Valentin über den Ablauf von Konferenzen. Diese Beschreibung passt auf die „Rede“ von Claudia Mollenschott (Die Linke).

Beschämend war dabei ihr Ablenkungsmanöver, um eigenes Versagen zu verschleiern. Sie rief Eltern dazu auf, bei Problemen auch künftig Alarm zu schlagen. Dabei sind den Linken die Betreuungsprobleme in der Gemeinde und der Container-Kita bestens bekannt. Sie tragen Mitverantwortung dafür, dass im Dezember bei Eltern das Fass übergelaufen ist. Eine Entschuldigung gegenüber Eltern und Kindern wäre aufrichtiger gewesen, statt sich in Wahlkampfzeiten als Kämpfer für Kinderbelange zu präsentieren.

Bleibt nur zu wünschen, dass die Lagebeurteilung zur Kinderbetreung im Gemeinderat allgegenwärtig und nicht nur in einer Sondersitzung thematisiert wird.

One Response to Krisengipfel: Rathaus sieht sich im Opfer Status

  1. Gunnar
    23. Januar 2024 at 10:41

    Es wurde auch die Forderung geäußert, transparenter zu kommunizieren, wie die Personalsituation ist im Bereich der Kinderbetreuung ist und welche Maßnahmen wann aus welchen Gründen getroffen werden.
    Es rundheraus abzulehnen, Notbetreuungsplätze für eine begrenzte Anzahl von Kindern, deren Eltern in Präsenz arbeiten müssen und keine alternative Betreuungsmöglichkeit haben, anzubieten, ist an sich schon skandalös.
    Nach der Krankheitswelle im November und Dezember ist jetzt die Möglichkeit, dass die Gemeinde dem Verbesserungsbedarf in ihrem Tun nachkommt, aber eine Lernkurve ist nicht erkennbar. Man agiert dort eher nach dem Motto, dass die Krise jetzt hinter uns sei (ist sie nicht) und eine neue schon nicht kommen werde (wird sie aber bestimmt).

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