NABU Knallhart-Ansage: „Wir sind vorbereitet, zu reagieren.“

26. Februar 2024
Von

Der NABU Dahmeland e.V. kämpft bei der geplanten Sanierung der Zeuthener Seestraße für den Erhalt der Alleebäume. Wie das gehen soll, darüber sprach Der Schulzendorfer mit dem Chef des NABU Dahmeland e.V., Matthias Rackwitz.

NABU-Chef Rackwitz

NABU-Chef Rackwitz

Am 29.02.2024 endet Ihre Petition zur Rettung der Bäume in der Seestraße. Bislang haben sie 2.000 Menschen unterzeichnet. Sie rufen jetzt zum Endspurt auf. Warum ist Ihnen das Votum so wichtig?

Matthias Rackwitz: Wir möchten klarstellen, dass wir nicht nur für die Natur und Umwelt handeln, sondern auch für die Menschen. Besonders dankbar sind wir auch für die Unterstützung zahlreicher direkter Anwohner. Leider herrscht auch ein Klima der Einschüchterung, da immer die Beschuldigung im Raum steht, wir würden Entwicklung und Fortschritt verhindern und dies im 35. Jahr nach dem Anschluss Ostdeutschlands. Aus meiner Sicht illustriert es eher die Interessenlage dieses Landes und wir lassen uns als NABU nicht für dieses Versagen verantwortlich machen.

Sie halten die Sanierung der Straße für notwendig. Sagen gleichzeitig, dass sie unter Erhalt der Alleebäume möglich ist. Wie soll das konkret funktionieren, schließlich sieht die Planung auch den Ausbau der Gehwege vor?

Matthias Rackwitz: Es gibt nach unserem Kenntnisstand keine Variantenprüfung, die einen weitgehenden Baumerhalt unter allen Umständen vorsieht. Dagegen wenden wir uns bis heute, da wir den für möglich halten. Natürlich mit Geld, aber Geld wird in diesem Land zurzeit für die seltsamsten Dinge ausgegeben, da sollte es auch Geld für die Erhaltung einer lebenswerten menschlichen Umwelt geben.

Wie soll eine Baufirma, selbst wenn sie das in Handschachtung ausführt, neue Straßenabläufe, Schächte und Rohrleitungen in einer Tiefe von 90 Zentimetern einbauen, wenn in diesen Bereichen Starkwurzeln der Bäume verlaufen?

Matthias Rackwitz: Es gibt viele technische Möglichkeiten mit saugenden und blasenden Verfahren, es gibt überbrückende Bauweisen für alle Lastklassen, bei denen die Wurzelräume gar nicht in diesem Umfang gestört werden müssten. Das kostet halt Geld. Eine funktionierende Neu-Etablierung einer langlebigen Allee an diesem Standort ist viel teurer.

Kein Einzelfall in der Seestraße: Wurzeln haben Bordsteine fest im Griff (Foto: mwBild)

Kein Einzelfall in der Seestraße: Wurzeln haben Bordsteine fest im Griff (Foto: mwBild)

Im Bild ist eine für die Seestraße typische Baum Situation dargestellt. Könnte man im Zuge der Straßen Sanierung diesen Baum retten?

Matthias Rackwitz: Na klar, das ist der Klassiker für eine Darstellung der Notwendigkeit einer überbrückenden Bauweise. Wir denken oft noch in bautechnischen Kategorien des letzten Jahrhunderts. Große Bagger haben auf solchen Baustellen nichts zu suchen, bzw. nicht viel zu tun.

Der Landschaftsplaner Professor Jonas Reif von den Grünen ist Mitglied im NABU. Er sieht keine Alternative zur Baumfällung. Wörtlich meinte er: „Selbst, wenn man hier in der Bauphase hochsensibel vorgeht, würde es langfristig zu Schäden an den Bäumen kommen.“ Teilen Sie seine Sicht?

Matthias Rackwitz: Nein, auf keinen Fall. Leider haben wir von Herrn Reif auch in dieser Sache nicht die gewünschte Unterstützung bei einer seriösen Diskussion heutiger technischer Möglichkeiten, aber selbst er deutet ja an, dass man viel sensibler vorgehen kann als bislang oft üblich.

Weil sich nach einer Sanierung der Straße die Fahrgeschwindigkeit auf 50 km/h erhöht befürchten Sie mehr Durchgangsverkehr und Lärm sowie höhere Gefahren für Kinder, Jugendliche und Radfahrer. Das hört sich so an, wenn der NABU doch nicht für den Ausbau der Straße ist. Täuscht das?

Matthias Rackwitz: Das täuscht, Ausbau meint in unserer Vorstellung aber nicht die Erzeugung einer weiteren Autobahn. Immer neu hinzukommende Wohngebietsverbindungverkehre sind nicht hierlang sondern über die bereits vorhandenen Autobahnen zu leiten. Wir haben hier selbst in einer 24-Stunden-Zählung 4.000 Fahrzeuge gezählt, Prognosen der Planer sehen eine Abwicklungsnotwendigkeit um den Faktor 2,5 höher vor. Wir wollen eine gleichrangige Behandlung aller Verkehrsteilnehmer. Der PKW-Individualverkehr spielt hier im stadtrandnahen Bereich heute nicht mehr die erste Geige.

So ist die Seestraße geplant (Darstellung Landesamt für Bauen und Verkehr)

So ist die Seestraße geplant (Darstellung Landesamt für Bauen und Verkehr)

Das Landesamt für Bauen und Verkehr sagt, dass Bäume, die man erhalten könnte, in den nächsten Jahren ohnehin abgängig sein werden. Nachpflanzungen wären wegen des geringeren Wurzelraumes nach der Sanierung nicht möglich. Deshalb würde der Allee Charakter verloren gehen. Macht es da keinen Sinn von vorherein für die nächsten Generationen eine neue Allee anzulegen?

Matthias Rackwitz: Wenn man die Bäume behandelt wie bisher üblich bei grundhaften Sanierungen, stünde das zu befürchten. Aber genau dagegen regt sich ja unser Widerstand.

Sie werden Ihre Petition an die Entscheidungsträger, darunter die Gemeinde Zeuthen, übergeben. Was wird der NABU Dahme-Spreewald tun, wenn an der Planung und den Fällungen festgehalten wird?

Matthias Rackwitz: Wir stehen bereit, die juristische Auseinandersetzung mit dem Planfeststellungsbeschluss zu suchen, sobald dieser vorliegt. Wir sind vorbereitet, kurzfristig zu reagieren.

9 Responses to NABU Knallhart-Ansage: „Wir sind vorbereitet, zu reagieren.“

  1. Tiefbau
    12. März 2024 at 10:04

    Also heisse Luft um nichts !

  2. Ur-Zeuthener
    27. Februar 2024 at 19:46

    HALLO SVEN KEUL,
    weiß ja nicht wie lange du schon in Zeuthen wohnst, vor langer Zeit war die Seestrasse sogar mal ne Schnellstraße.
    Aber in den 60-er Jahren konnte man sogar noch Fußball oder Federball dort spielen. ?

  3. Witte-Eichwalde
    27. Februar 2024 at 17:42

    Ja, Sie denken nur an die Bäume, ich denke dabei auch an Trinkwasser, Lärmschutz, Fußgänger, Radfahrer, Füßgängerüberwege, auch Bäume und vorallem Schüler! Ich bin für die Sperrung der Schulstraße für den Durchgangsverkehr, mal die Schüler fragen, ob sie auch so denken. Ach übrigens, über die Hälfte der Bäume in der Zeuthener Straße sind gefallen, die Neugestaltung kann beginnen. Dumm nur, dass der NABU seine Zusage vergessen hatte, so ging es dann ganz schnell. Wer bezahlt eigentlich für den Fehlstart die Firma?, wollen Sie das nicht übernehmen, Herr Schulze?

  4. Peter Schulze
    26. Februar 2024 at 22:52

    Wem läuft die Zeit davon, und wovor eigentlich?

  5. Witte
    26. Februar 2024 at 17:11

    Ein Gedanke zur Verkehrsdichte, die Zählung von 4000 KFZ in der Seestraße halte ich für realistisch, aber dort fährt wegen des schlechten Zustandes nur die Hälfte lang. Die Realität sieht so aus, dass die Fahrzeuge der besseren Straße folgen, sprich Friedenstr.- Wusterhausener/Schillerstraße und dann die Schulstr. lang bis zum KN Göthestraße und andersrum, für mich ein unhaltbarer Zustand, Sportplatz und SPOX auf der anderen Straßenseite, quasi durch die Schule. Völlig unverständlich, dass keiner an die Schüler denkt. Doch die BI Schillerstraße denkt daran, sie schlägt eine Ampel vor der Schule vor, damit bei ihnen vor der Tür keiner vorbeikommt, was für Egos! Es ist keine einfache Situation, aber die Zeit läuft davon, es muss etwas passieren!

  6. Erick
    26. Februar 2024 at 16:46

    Es kann doch nicht sein, dass diese sogenannten „Naturschützer“ den längst überfälligen Ausbau der Straße blockieren.?
    Sollen sich mal um Dinge kümmern die wichtig sind. Woanders werden zB. ganze Wälder für sinnlose Windradprojekte abgeholzt und Felder mit Solarzellen zugepflastert.

  7. Dr. Dieter Füting
    26. Februar 2024 at 15:52

    Diesen Mut und diese Entschlossenheit wünscht man sich generell bei allen sehr kritischen oder unsinnigen Vorhaben von Verwaltungen und Politik. Weniger quatschen, mehr handeln. Aber man will ja, dass wir reden und reden und reden und streiten. Weil – dann passiert eben nichts. Man regt sich nur auf. Doch alles bleibt, wie es war. Und die Leute resignieren. So geht die Show.

  8. Tiefbau
    26. Februar 2024 at 15:44

    Herr Rackwitz, machen Sie Ihre Arbeit, wo es was bringt. Dieses Wichtigtun ist in diesem Fall soetwas von lächerlich, allein, dass Sie in diesem Bauabschnitt von einer Allee reden. Die Einschätzung von Prof. Reif ist praxisnah. Ich wiederhole meine Aussagen- die Baufällung beim BER haben Sie einen Dreck interessiert !

  9. Sven Keul
    26. Februar 2024 at 15:00

    Die Seestraße war schon immer die Hauptstraße mit Tempo 50,als entweder für alle Tempo 30 oder natürlich wieder Tempo 50 nach der Sanierung!
    Mit freundlichen Grüßen Sven

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige

Anzeige

Anzeige