Es sind nicht nur die Bauarbeiten, die Händler in die Miesen stürzen.

14. Juli 2018
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Zeuthens FDP – Chef Karl – Uwe Fuchs hatte am letzten Donnerstag zum Händlergipfel geläutet. Anlass des Treffens: Gewerbetreibenden rund um den S – Bahnhof Zeuthen machen die Umbaumaßnahmen zu schaffen. Ihre Umsätze sind teilweise erdrutschartig in den Keller gesackt.

Gewerbetreibende rund um den S - Bahnhof Zeuthen trafen sich mit den politischen Spitzen der Gemeinde. (Foto: mwBild)
Gewerbetreibende rund um den S – Bahnhof Zeuthen trafen sich mit den politischen Spitzen der Gemeinde. (Foto: mwBild)

„Im Vergleich zum Vorjahreszeitrum fehlen mir 42 Prozent an Umsatz. Da geht bei mir die Rote Lampe an.“, konstatierte ein Händler. Aus Wildau erhielt der Unternehmer bereits Signale, sein Geschäft von Zeuthen in die Nachbarstadt zu verlegen. „Das ist für mich nicht die Lösung. Ich bin alter Zeuthener und würde schon gern hier bleiben. Aber ich benötige eine Perspektive.“

Eine andere Gewerbetreibende aus der Miersdorfer Chaussee, die noch nicht viele Jahre ihr Geschäft in Zeuthen hat: „Ich wusste nicht, dass ein solches Bauprojekt ansteht, sonst hätte ich den Standort nicht gewählt. Ich habe über die Hälfte an Umsatz Einbußen. Ich sehe nicht, dass ich das durchhalten werde.“

Vor allem die weiten Wege, um von der Zeuthener auf die Miersdorfer Seite oder umgekehrt zu gelangen, halten Menschen wohl derzeit von Einkäufen rund um den Bahnhof ab.

„Unsere Kunden kommen teilweise mit negativen Assoziationen mit ihren Rollatoren und völlig K.O. an, weil sie den weiten Weg um den Bahnhof herum nehmen müssen.“, stellte die Verkäuferin von medizinischen Hilfsmitteln fest.

Zeuthens Bürgermeister Sven Herzberger verwies auf das Entschädigungsprogramm der Deutschen Bahn bei Bauprojekten. Doch nur wer gegen eine Baumaßnahme im Planungsstadium Widerspruch einlegte und nur, wenn die Umsatzeinbußen gefährdend für den Geschäftsbetrieb sind, kommt es zur Auszahlung einer Entschädigungsforderung am Ende der Baumaßnahme.

„Realistisch ist eine Entschädigungszahlung nur dann, wenn der Bau mehrere Monate länger dauert als geplant.“, so Jurist Herzberger. Wieviel Prozent aller Entschädigungsanträge von der Deutschen Bahn überhaupt bewilligt werden, darüber schweigt sich das Unternehmen aus.

Eine Unternehmerin beklagte das Verhalten ihrer Kollegen, wünschte sich mehr Zusammenhalt und Geschlossenheit. Die Umsatzeinbußen hätten nicht nur etwas mit dem Tunnelbau zu tun: „Es passiert von Seiten der Gewerbetreibenden zu wenig. Der Tunnel ist zu, nun sind einige bockig und machen bereits ab 16 Uhr ihre Geschäfte dicht. Ich wusste dass der Tunnel kommt, ich wusste, dass ich damit mehr präsentieren muss.“ Die Geschäftsfrau verzeichnet zwar auch Einbußen, sie seien jedoch zu verkraften.

Wollen Gewerbetreibenden unter die Arme greifen: Karin Sachwitz (Bürger für Zeuthen), Karl - Uwe Fuchs (FDP), Sven Herzberger (parteilos), von links,- Foto: mwBild
Wollen Gewerbetreibenden unter die Arme greifen: Karin Sachwitz (Bürger für Zeuthen), Karl – Uwe Fuchs (FDP), Sven Herzberger (parteilos), von links,- Foto: mwBild

Auch Zeuthens Gewerbepolitik der letzten Jahre ist makelbehaftet. 2011 wurde ein 70 Seiten Einzelhandelskonzept durch ein Expertenteam mit vielen Empfehlungen erarbeitet. „Davon hat das Rathaus nicht viel umgesetzt, dort ist zu wenig passiert.“, stellte FDP – Chef Fuchs fest. Ein Seitenhieb an die abgedankte SPD – Bürgermeisterin Beate Burgschweiger.

„Wir sind auf uns selbst gestellt.“, konstatierte Zeuthens Bürgermeister und warb dafür, eigene Kräfte zu mobilisieren.

So wollen Händler, Sachwitz, Herzberger und Fuchs die Besserung schaffen: Mit einer Werbekampagne nach dem Motto „Fahr nicht fort, bleib im Ort!“, Straßenfesten, die das Geschäftsleben rund um den S – Bahnhof beleben sollen, einer verbesserten Parksituation, zusätzlichen Bänken im Schrankenbereich für Senioren, der Prüfung, ob am Bauablauf der Bahn Optimierungen möglich sind.

Bürgermeister Herzberger appellierte schließlich an alle Zeuthener und die Bewohner der Nachbargemeinden: „Geht weiter in unsere Läden. Das macht die Qualität unseres Ortes aus.“

3 Responses to Es sind nicht nur die Bauarbeiten, die Händler in die Miesen stürzen.

  1. gregorius
    17. Juni 2019 at 19:27

    @knuffke

    Wir sind ein freies Land: warum nicht dorthin ziehen, wo es Deiner Meinung nach so viel besser ist?

  2. Schulzendorfer
    16. Juli 2018 at 10:33

    Hier kann man zum Vergleich auch den Bau am S-Bahnhof Eichwalde nehmen.
    Seitdem dort der Tunnel nur zu der “Schulzendorfer”-Seite offen ist, und man nach Eichwalde den Umweg über die Überführung nehmen muss, kann ich mir vorstellen, dass viele Menschen, die nach Schulzendorf müssen, den Weg nach Eichwalde (für kleine Erledigungen: Döner, Pizza etc.) eher nicht mehr antreten.

  3. Frank Knuffke
    15. Juli 2018 at 06:38

    Anstatt langatmiges Gedöns vom Stapel zu lassen,hilft nur eins,den Gewerbetreibenden kurz und schmerzlos eine monatliche finanzielle Hilfe aus der Gemeindekasse zu gewähren.Sind sie erst mal weg,wird der Schaden für den Ort wesentlich grösser sein.500 Euro pro Monat für jeden Gewerbetreibenden wäre mein Vorschlag.Das lässt sich locker aus dem Gemeindehaushalt finanzieren,am Besten gleich durch Einsparungen und Rationalisierungen an anderer Stelle.Und kalkuliert bitte gleich doppelte Bauzeit ein,die Bahn ist genau so ein Sauhaufen wie die ganze BRD.

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