BBI – Flugrouten Debatte: Eichwalder Privatpilot hat zu den Ostflugrouten eigene Ideen!

23. November 2010
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Anfang September stellte  die Deutsche Flugsicherung (DFS)  ihre Flugrouten – Pläne für den Airport Berlin Brandenburg International (BBI) vor. Nach ihren Vorstellungen sollen die Flugzeuge bei parallelen Starts im Winkel von  15 Grad nach Norden beziehungsweise Süden fliegen. Mit dieser Linienführung wären plötzlich völlig neue Gebiete vom Fluglärm betroffen. In Richtung Westen der Süden von Berlin und in Richtung Osten vor allem Schulzendorf, Eichwalde und Zeuthen. Nach den Grundlagen des Planfeststellungsverfahrens wurden in diesen Gemeinden Schulen und Kitas in einem Gebiet gebaut, wo zugesagt worden war, dass eine Lärmbelästigung dort nicht stattfinden wird. Das Wohngebiet „Zeuthener Winkel” ist seit Jahren im Entstehen und warb bislang mit dem Bauen außerhalb der Fluglärmzonen. Von den veränderten Flugrouten fühlten sich die Menschen verschaukelt. Eine riesige Protestwelle gegen die Pläne der DFS lief an.

Inzwischen ist der Flugroutenvorschlag vom Tisch. „Die von der Flugsicherung vorgeschlagenen Routen werden nicht das Licht der Welt erblicken.”, versprach Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck.

Einen Vorschlag für die Optimierung des Ostabfluges von der südlichen Startbahn hat der Eichwalder  Marcel A. Hoffmann unterbreitet. „Ich die Vorgaben der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) und Flugzeugtabellen genauestens studiert und mit Gutachtern besprochen. Mein Vorschlag führt zu einer deutlichen Entlastung lärmbetroffener Bürger, ohne dass dafür Andere belastet werden.”, sagte der frühere Verbanddirektor.

Der sechzig jährige Privatpilot schlägt vor, direkt nach dem Start in 400 Fuss Höhe ganz nach Süden abzubiegen. Hilfreich wäre auch, die Startschwelle zurückzulegen (Grafik 1). Dadurch könnten die startenden Jets früher abheben. Alternativ könnte der Start auch vom Taxiway aus beginnen, also dort anrollen und ohne weiteren Stopp auf der Bahn direkt starten. Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge, wie der Airbus A 319, A 320 und die Boeing 737, hätten bereits am sogenannten Mittelmarker, der Hälfte der Piste, die Mindesthöhe von 400 Fuß erreicht und könnten vom Geradeausflug abdrehen. Selbst schwere Langstreckenflugzeuge wie die Boeing 747 – 400 ER, der Airbus A 340 – 600  und der A 380, die eine Startstrecke von rund 3.500 Metern benötigen, sind in der Lage, am Ende der Startbahn einen Viertel- oder Halbkreis nach Süden zu fliegen. Wenn die DFS darauf besteht, könnten die wenigen schweren Jets auch wie bisher von der Nordbahn im Geradeausflug starten.

Grafik 1 (M. Hoffmann)

Der Flugverkehr entlang der Autobahn A 13 würde über unbesiedeltem Gebiet verlaufen. Teile von Schulzendorf, Eichwalde, Zeuthen, Rauchfangwerder, Wernsdorf, Zernsdorf und auch Königs Wusterhausen würden von Fluglärm verschont bleiben (Grafik 2). Dies würde auch konform mit  den Planungsvorgaben der ICAO gehen. Denn in ihrem Handbuch zur Planung von Flughäfen heißt es im Unterabschnitt 5.2., Abschnitt 5.2.6.: „Start- und Landebahnen sollen generell so gerichtet sein, dass die Flugzeuge bewohnte Gebiete nicht überfliegen und Störungen  vermieden werden.”

Auch für die Airlines wäre Hoffmanns Flugverlauf wirtschaftlich. Schließlich sparen sie im Vergleich zur ursprünglich anvisierten Route der DFS  über Wernsdorf rund 40 Kilometer.

Grafik 2 (M. Hoffmann)

Im Oktober landete Hoffmanns Vorschlag bei den Mitgliedern der Fluglärmkommission. Sie und Flugexperten unterstützen ihn.  Auch der Staatssekretär vom Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft des Landes Brandenburg, Rainer Bretschneider bekundete unlängst in einer Ausschusssitzung des Dahme Spreewald Landkreises seine Sympathien für die „Hoffmann-Kurve”.

Auf der Zeuthener Kundgebung am 13. November beruhigte Matthias Platzeck die Bürger aus Schulzendorf, Eichwalde und Zeuthen in Sachen Fluglärm. „Wir müssen uns anschauen welche Möglichkeiten es gibt, unmittelbar nach dem Starten nicht in einem kleinen Winkel abzubiegen, sondern eine komplette Kurve zu machen, um die Möglichkeit zu erschließen, bewohntes Gebiet völlig zu meiden.” so der Brandenburger Ministerpräsident.

Die Menschen der drei S – Bahngemeinde hoffen nun, dass aus der Idee Realität wird.

7 Responses to BBI – Flugrouten Debatte: Eichwalder Privatpilot hat zu den Ostflugrouten eigene Ideen!

  1. Für den BBI
    25. Januar 2011 at 19:33

    Die Bewertung der Hoffmann-Kurve ist ja nun wohl so ausgefallen wie ich es ihnen versprochen habe. Nachzulesen auf der Seite des Landes Brandenburg.
    http://www.mil.brandenburg.de/sixcms/detail.php/484669

  2. 25. November 2010 at 08:50

    Lieber Herr Fischer,

    es ist nicht unrealistisch wenn ein Flughafen mit Alleinstellungsmerkmal (24 Stunden Flugbetrieb) privat finanziert wird, wie das für Sperenberg der Fall gewesen wäre.
    Das damalige Konsortium hat Abstand von einer Finanzierung genommen weil einfach der Standort falsch ist und die Rahmenbedingungen für einen wirtschaftlichen Betrieb fehlen.
    Jeder Investor prüft ob er auch mit seinem Projekt Geld machen kann.
    Die Risiken sollte für Schönefeld der Staat tragen, nach dem Motto: Gewinne privatisieren und Risiken verstaatlichen, wie wir es ja mit der Bankenrettung erleben.
    Der BVBB hat ja angekündigt ein Konzept vorzulegen, Alternativkonzepte bzw. Vorschläge findet man seit Jahren auf http://www.bvbb-ev.de.

    Es ist schon schlimm das Flughäfen subventioniert werden müssen und die Bahn da nicht konkurrenzfähig ist.

    Warum soll man diese Fehler wiederholen oder so weiter machen?
    Warum will man mehr Menschen verlärmen wenn es immer noch einen besseren Standort gibt.
    Egal wie weit Privatinvestoren ein Projekt fertig haben, stellt sich heraus das kein Geld zu verdienen ist, wird die Sache gestoppt.

    Das Raumordnungsverfahren wurde gründlich durchgeführt und nun erleben die Politiker die Bestätigung, das Schönefeld immer mehr Probleme bereitet und die Kosten aus dem Ruder laufen. Recherchieren sie einfach mal was ursprünglich der BBI kosten sollte.

    Sollten sich die Gerüchte bewahrheiten na dann wird Alles noch schlimmer.

    Freundliche Grüße

    Gernut Franke

  3. drbach
    24. November 2010 at 22:50

    Jetzt sehe ich endlich, was Hoffmann-Kurve heißt.
    Seit einiger Zeit versuche ich schon, so etwas Ähnliches an geeignete Stellen zu übermitteln. Natürlich auch an die DFS.
    Solche Kurven sind sehr wohl möglich und z.B. beim fast identischen Flughafen München tägliche Praxis. Da wird (allerdings in westlicher Richtung) nach dem Start das Isartal entlang geflogen. Übertragen hieße das tatsächlich A113/13 runter. Und die machen diese Kurve mit Sicherheit nicht, weil sie die naheliegenden Ortschaften besonders beschallen wollen.

    Wie viele Routen alleine in M zugelassen sind, sieht man übrigens hier:

    http://www.bif-hallbergmoos.de/images/flugrouten.pdf

  4. Erik
    24. November 2010 at 22:22

    @2: aus eigenem Erleben finde ich Abfluglärm wesentlich nerviger. Die Schönefeld anfliegende Luftfahrzeuge empfinde ich als weniger laut – ungefähr von der Eichwalder Bahnhofsstraße aus gehört. Da finde ich sogar die Tegel anfliegenden Flugzeuge lauter, die direkt über Eichwalde düsen – lt. Stanlay-Track der DFS sollen die ca. 2000m hoch fliegen, ich dachte eher an 1000m.
    Alles in allem ist das aber wiederrum relativ: wer schon lange im ruhigen Vorort lebt, ist viel eher gestört, als jemand, der den Straßenlärm der Berliner Innenstadt gewohnt ist.

    @1 Ich bin gespannt, wie der Vorschlag von Herrn Hoffmann bewertet wird. Meinen Sie, die erwähnten “Experten”, die Hr. Hoffmann zu Rate gezogen hat, sind selbst nur Segelflieger? Frage: Wenn ein eine Kurve fliegendes und gleichzeitiges steigendes Flugzeug 3x lauter ist als ein nur steigendes, heißt das, dass das steigende Flugzeug nur mit 1/3 Leistung startet? Ich bin kein Pilot, habe aber den Eindruck, dass zumindest direkt beim Start voller Schub gegeben wird. Selbst wenn dieser direkt nach dem Takeoff zurückgenommen wird, dann doch wohl nicht um 2/3, oder???

  5. Th. Fischer
    24. November 2010 at 20:25

    Lieber Herr Franke,
    dass Schönefeld der falsche Standort ist und eine Fehlentscheidung, wissen wir doch alle. Es geht ja nicht ums Recht-Haben, sondern um Lösungen.
    Welche Schlüsse ziehen wir jetzt? Wie geht es jetzt weiter?
    Ein Baustopp und eine Neuentscheidung zugunsten Sperenberg wäre zwar grundsätzlich richtig und wünschenswert; ich habe bislang aber nicht vernommen, dass der Bund das mitfinanzieren würde oder dass Berlin Tegel über 2011 hinaus weiter betreiben würde. Auch wir Schönefeld-Gegner stehen dann vor einem Dilemma. Den Standort Sperenberg zu entwickeln dauert Jahre und erfordert weiteres Geld, das von zwei Landtagen und dem Bundestag zur Verfügung gestellt werden müssen. Sagen Sie mir bitte selbst, wie realistisch Sie das finden. Ich bin jedenfalls froh, dass es Leute wie Herrn Hoffmann gibt, die sich Gedanken machen über, halbwegs vernünftige Abflugrouten. So kommt Bewegung in die Debatte. Wenn man sich überFlugrouten Gedanken macht, heißt das doch nicht, dass man sich mit dem Standort Schönefeld anfreundet. Es gibt hier nicht nur “entweder- oder”.

  6. 23. November 2010 at 13:33

    Und immer wieder Abflugrouten.
    Der Anflugfluglärm der sich breit bis zum Zeuthener Winkel verteilen wird, ist nicht berücksichtigt. Schon heute hört man die Flugzeuge bis zum Friedhof Eichwalde.

    Wann geht endlich den letzten Abflugroutenplanern ein Licht auf, das man bei aller Lärmbetrachtung auch den Anfluglärm berücksichtigen muss?

    Die Siedlungsbänder sind einfach zu dicht, es gibt da kaum Alternativen.
    Besondere Wetterlagen bringen den Schall auch in Gegenden die vorher nicht betroffen waren.

    Die zweite Start- und Landebahn ist nun mal südlich und so bekommen auch die südlichen Bewohner von Schulzendorf, Zeuthen und Eichwalde auch den Lärm der Starts ab.

    Sich einfach mal fachlich informieren bei den Planer, der Schönerfeld und das Umfeld kennt, Herrn Faulenbach da Costa- Kontakt über die BVBB- Zentrale.

    Gruß von Gernut Franke, in der Hoffnung das immer mehr Menschen ein Licht aufgeht und sie zur selben Erkenntnis kommen wie namhafte Experten und der BVBB, schließlich ist ja bald Advent.

  7. Für den BBI
    23. November 2010 at 13:01

    Ein Luftfahrzeug welches direkt nach dem Start eine solche Kurve fliegen soll ist etwa 3 mal so laut wei bei einem hekömmlichen Start. Es muß an Höhe gewinnen und ne Kurve fliegen. Dafür wird Leistung benötigt!!! Leistung heißt erhöhter Sprittverbrauch und Lautstärke!!! Und ich meine ein Pilot mit ca. 150 Menschen in seiner Maschine hat nach dem start etwas anderes zu tun (Höhe gewinnen) als ne 90° Kurve zu fliegen!!! Lieber Herr Hoffmann, das mag mit nem Sportflieger kein Problem sein, Aber mit nem Airliner würd ich das nicht machen wenn es nicht wirklich sein muß!
    Denken sie mal drüber nach!

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