Ein bunter Traum wird wahr. Schulzendorf hat endlich die Ausstellung für Haltung und Toleranz, die immer gefehlt hat und die uns undemokratisierbaren Bauern endlich den Weg in die goldene Zukunft weist.
Zu gern hätte ich nach meinem Besuch der Toleranzräume etwas ausschließlich Positives geschrieben. Denn grundsätzlich finde ich es gut, wenn Demokratie und Miteinander gestärkt werden. Doch leider gelingt das meiner Meinung nach, wie bei all diesen angestrengten Versuchen der Moralpolizei, auch hier nicht. Statt echter Auseinandersetzung, wieder nur Agenda in Dauerschleife.
Der Kern der Ausstellung scheint ein Wimmelbild zu sein. Das wirkt auf den ersten Blick harmlos. Doch wer genauer hinschaut, merkt schnell: Hier wird nicht geworben, sondern gewertet. Natürlich steht der Windkraftgegner inmitten der Seinesgleichen – im toten, braunen Dorf. Als ob der Weg vom kritischen Bürger zum Reichsbürger ein naheliegender wäre; als sei das nur ein kleiner Schritt. Absicht? Wer weiß. Aber die Botschaft ist klar!
Den Weg in die Werte-Waschstraße weist übrigens schon die bunte Flagge vorm Rathaus. Bald ist ja auch Kindertag.
Obendrein stellt sich mir die Frage: Für wen ist diese Ausstellung eigentlich gedacht? Im Ort gibt es ausschließlich eine Grundschule. Für Grundschulkinder ist die Darstellung ohne Erklärung zu komplex, für Jugendliche schlicht langweilig – und Erwachsene brauchen kein Wimmelbild, um sich über Toleranz Gedanken zu machen. Eine Zielgruppenverfehlung mit pädagogischer Schlagseite.
Ein Wort des Dankes möchte ich aber verlieren: an den Seniorenbeirat und die anderen Ehrenamtlichen, die geholfen haben, das Ganze organisatorisch zu stemmen. Vermutlich, weil für die Ausstellung wohl ein fünfstelliger Betrag an Steuergeldern geflossen sein wird, brauchte es eine durchgehende Aufsicht, um die Bastion der Demokratie gegen missliebige Besucher zu schützen. Als ich da war, saß zumindest jemand bei. Dafür mein ehrlicher Dank.
Aber über den Inhalt darf – und muss – gestritten werden. Außer natürlich, man ist Schulkind und wurde zur Besichtigung in Gesinnungskompetenzzentrum geschickt. Dann heißt es: durchhalten, nicken, mitmachen. So geht Haltung. Oder eben Erziehung.
Für mich ist nach der Ausstellung klarer als vorher: Toleranz beginnt nicht im Tunnel, sondern im offenen Dialog. Man sieht sich auf der Straße!
@Peter Schulze: Die Kritik galt nicht Dir, sondern war genereller Natur.
Es ist wichtig, dass Menschen die Welt mit kritischen Augen sehen und sich engagieren. Suspekt sind mir aber diejenigen, die mehr reden als machen (Und damit meine ich nicht Dich.) oder in alles in jedem eine große Verschwörung sehen.
Deine Wortwahl in dem Beitrag (“Gesinnungskompetenzzentrum”) und die Behauptung, dass Schulkinder nicht über den Inhalt streiten/diskutieren durften, finde ich allerdings unpassend.
BewohneR, deine Kritik finde ich genau wie Andreas´ absolut berechtigt – das ist der Punkt wo ich mich wundere, dass es sich anfühlt als würde hier gegen mich geschossen, da ich ja genau darauf ja auch im Beitrag hinaus will. Wenn der Beitrag meinem nicht stattfindenden Wahlkampf dienlich ist, dann nicht weil ich ihn dafür geschrieben habe, sondern weil ich ihn sowieso geschrieben hätte, aber auch wegen der vorgebrachten inhaltlichen Kritik kandidiere. So wird da ein Schuh draus.
Ob du damit mich meinst oder nicht – weiß ich nicht. Ich fühle mich natürlich angesprochen. Vielleicht tue ich dir Unrecht wenn ich deine Kritik auf mich beziehe. Vielleicht ist das schon der erste Beleg dafür, dass ich mich zu wichtig nehme. Möglich.
Aber genau das ist der Punkt, an dem ich offen sein will:
Ja, ich äußere mich hier oft – sichtbar, kritisch, manchmal vielleicht zu deutlich. Aber ich tue das nicht, um mich zu inszenieren, sondern weil ich den Eindruck habe, dass es zu viele gibt, die schweigen – oder schweigen müssen. Und ich bin auch deshalb hier, weil ich im Alltag sehe, wie sehr es an klaren Worten und konsequentem Handeln fehlt.
Dass ich nun auch als Bürgermeister kandidiere, ist keine Karriereplanung, sondern Konsequenz. Ich hätte gern weiter still gearbeitet – habe ich viele Jahre gemacht und es entspricht sogar eher meinem Naturell. Ich bin kritisch, möchte aber eigentlich nicht Andere zu meiner Meinung überreden, auch wenn ich sehr oft erlebe, dass ich recht behalte. Aber irgendwann reicht’s eben auch. Und dann braucht es Menschen, die bereit sind, sich hinzustellen, auch wenn sie anecken. Ich versuche, das so gut zu tun wie ich eben kann; mehr als das, was ich tue, kann ich nun mal nicht tun und anders als ich bin, kann und will ich nicht sein. Ehrlichkeit ist also meine Prämisse, weshalb mich der Altruismus Vorwurf wirklich treffen würde.
Meine Kandidatur ist ein Angebot. Nicht mehr, nicht weniger.
Ob man das als überheblich empfindet oder als notwendig – das kann jeder selbst entscheiden. Ich halte niemanden davon ab, bessere Wege zu gehen oder andere Kandidaten zu unterstützen. Im Gegenteil: Ich wünsche mir sogar echte Alternativen auf dem Wahlzettel – aber ich sehe für mein Weltbild Keine. Und wem das auch so geht, der möge mir folgen, alle anderen sollen den Weg gehen, den sie meinen gehen zu müssen. Was wir definitiv nicht brauchen ist ein Bürgermeister, den der halbe Ort nicht erträgt. Daher werde ich auch niemandem die Taschen vollhauen, mit Hochglanzflyern voller Leergut, von dem ich vorher schon weiß, dass es blankweg gelogen ist, wie in der Bundespolitik, oder einfach nicht umsetzbar, weil ich an der Realität scheitere. Mir ist Haltung wichtig. Und zwar nicht die Art Haltung die gerade im Mainstream abgefeiert wird, denn das ist Gratismut und kein Schneid.
Insofern: Danke für den Hinweis – ob er nun mir galt oder nicht. Er trifft im Grunde den Kern warum ich kandidiere. Ob mir das irgendwer abnimmt oder nicht, wird man sehen. Ich werde niemanden überreden, aber ich werde so oder so, nicht mehr aufhören zu reden!
Die Frage, warum sich Menschen mit ihren guten Taten oder vermeintlich guten Taten, finde ich durchaus berechtigt.
Manch einer macht es, um seine Chancen bei Wahlen zu erhöhen. Manch einer, weil er es genießt, dass sich andere Leute mit ihm beschäftigen.
Andreas, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen? Wir waren jetzt irgendwie 2 oder mehr Jahre zusammen bei Demos gegen Ausgrenzung, damit wir uns jetzt hier als intolerante Gutmenschen klassifizieren? Komische Argumentation. Bei dem müssen müssen bin ich ja noch bei dir, dann nenn es halt sollten, aber Schweigen und in Konsequenz Sprachverbot soll den wirklich Toleranten Menschen kennzeichnen? Nö! Lange genug geschwiegen. Das habe ich mir vor 4 Jahren geschworen.
Wir müssen wieder? Ist das noch das alte oder schon ein neues Müssen?
Ein Mensch der Gutes tut ist ein guter Mensch. Ein Mensch der will, dass Andere von ihm denken er würde Gutes tun, ist ein Gutmensch.
Ähnlich verhält es sich mit der Toleranz.
Der Tolerante verhält sich tolerant und schweigt – Der Intolerante stellt sie aus und spricht über Toleranz.